Hat der «Löwen» in Sihlbrugg ausgebrüllt?

Seit Ende August ist das Restaurant Löwen in Sihlbrugg geschlossen. Die Emil-Frey-Gruppe expandiert und hat das Grundstück an der Zugerstrasse 1 gekauft.

Laura Sibold
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Das Restaurant Löwen in Sihlbrugg ist geschlossen und wurde verkauft. (Bild: Maria Schmid (14, September 2018))

Das Restaurant Löwen in Sihlbrugg ist geschlossen und wurde verkauft. (Bild: Maria Schmid (14, September 2018))

Jahrelang galt der «Löwen» in Sihlbrugg als respektabler Gasthof mit gutbürgerlichem Essen. Das ehemalige Mövenpick-Restaurant war in der Region beliebt und lange Zeit gut besucht. Seit Ende August steht man beim rund 50-Jahre alten Gasthof an der Zugerstrasse 1, der zuletzt von Michael Schierling geführt wurde, jedoch vor verschlossenen Türen. Wer in Sihlbrugg einkehren will, muss nun auf das Dukes Restaurant oder das Gourmethotel Krone am anderen Ufer der Sihl ausweichen.

Der Grund für das Lichter-Löschen im «Löwen»: Das Grundstück wurde per September an den direkten Nachbarn verkauft. Die Emil Frey-Gruppe, die im März 2017 bereits die Auto Iten AG in Sihlbrugg übernommen hatte, hat das Grundstück von Mauro Ceotto, dem früheren Geschäftsführer von Auto Iten, gekauft. Dies bestätigt Adrian Büchler, Geschäftsführer der Kalono Immobilien AG, welche die Liegenschaften der Emil-Frey-Gruppe verwaltet. «Als sich die Möglichkeit ergeben hat, das Nachbargrundstück zu kaufen, haben wir die Chance gepackt.»

Die Emil Frey AG ist einer der führenden Autoimporteure des Landes mit rund 50 Schweizer Filialen. In Sihlbrugg verfügt die Firma bereits über rund 10000 Quadratmeter, davon etwa 1600 Quadratmeter Ausstellungsfläche. «Wir könnten mehr Platz gut gebrauchen», sagt Hubert Annen, Geschäftsführer der Sihlbrugger Niederlassung, die Anfang Jahr zudem die beiden Marken Jaguar und Landrover der Garage A. Huber übernommen hat. Um diese optimal in der Garage in Sihlbrugg zu integrieren, werden auf der bestehenden Liegenschaft bei Emil Frey zurzeit bauliche Massnahmen umgesetzt.

Spekulationen über Verbleib des Restaurants

Was mit dem Haus an der Zugerstrasse 1 auf dem Neuheimer Teil von Sihlbrugg geschehen wird, ist noch nicht klar. «Uns liegt bisher kein Baugesuch vor und die Gemeinde ist über die Planung an der Zugerstrasse 1 soweit nicht informiert worden», sagt Urs Inglin, Leiter Abteilung Bau und Planung in Neuheim. Und auch Liegenschaftsverwalter Adrian Büchler erklärt, dass der Entscheid der Konzernleitung noch ausstehend sei. «Ein Neubau für den Autobetrieb ist genauso denkbar wie ein Hotel oder mehr Parkplätze», sagt er. Unklar ist auch, ob das Restaurant Löwen wirklich abgerissen wird. Laut Büchler sei es auch denkbar, dass die Emil Frey AG das Restaurant unter einem neuen Pächter weiter betreibt. Ob der «Löwen» tatsächlich ausgebrüllt hat und wie es mit der Liegenschaft an der Zugerstrasse 1 weitergeht, soll Ende Jahr klar sein.

Was mit den echten «Löwen »geschah

Das Restaurant Löwen wurde seinem Namen in den 1960er-Jahren mehr als gerecht: Damals hausten neben dem Gasthof zwei lebende Löwen in einem kleinen Raubtierhaus samt Gehege. Asum und Melaku galten in der Region als Attraktion und zogen jedes Wochenende scharenweise Familien und Schaulustige an. Wie es dazu kam? An der Eröffnungsfeier 1959 der Mito AG Sihlbrugg, der Vorgängerfirma der ehemaligen Auto Iten AG, erhielt Firmengründer Josef Iten von einem befreundeten Grosswildjäger ein ausserordentliches Geschenk. Wie der «Zugerbieter» schreibt, war dies Asum, ein junges Löwenkind, das man in der Steppe Afrikas verlassen gefunden hatte. Alsbald beschloss Iten, dass der junge Löwe Gesellschaft brauchte und schaffte Melaku aus dem Ausland an. Die beiden Löwen lebten in Sihlbrugg bis zu ihrem Tod. Lockten sie einst grosse Menschentrauben nach Sihlbrugg, erinnert heute nur noch der Name des Gasthofes an die majestätischen Tiere. Rund 30 Jahre lang war das Präparat eines der Löwen in der Ausstellungshalle der Emil Frey AG ausgestellt. Danach war es kurze Zeit im Restaurant Löwen zu bestaunen. Laut Hubert Annen, Geschäftsführer der Emil Frey AG Sihlbrugg, dessen Büro sich heute dort befindet, wo früher das Löwengehege stand, hat das Präparat mittlerweile ausserhalb von Sihlbrugg ein neues Zuhause gefunden. (ls)