Die Sanierung des Glockenstuhls im Turm der Kirche Gut Hirt in Zug ist abgeschlossen. Messungen durch ein Fachunternehmen haben ergeben, dass die Glocken leiser schlagen.
Der Glockenstuhl war marod geworden, das Geläut zu laut. Im Juni begannen im Turm der Gut Hirt Kirche in Zug die Arbeiten (Ausgabe vom 8. Juni): Das Aarauer Fachunternehmen Rüetschi hat den Glockenstuhl ab- und in zeitgemässer Manier neu wieder aufgebaut, die fünf Glocken haben neue vorschwunglose Klöppel und eine verkröpfte Aufhängung erhalten. Das sollte die Schlagkraft reduzieren.
Den ganzen Sommer über bis tief in den Herbst hinein hat die Gut Hirt Kirche geschwiegen. Gestern um 6 Uhr früh aber ist wieder «Leben» in den Glockenturm eingekehrt. Und tatsächlich: Der Schall ist hörbar sanfter, der Schlag deutlich weniger metallisch und weniger hochfrequent. Dieser Effekt wird durch die nun tiefer liegende Drehachse der Glocken erreicht und damit einhergehend durch die somit geänderte Schwungrichtung der Klöppel. Sie «fallen» nun auf den Glockenrand, anstatt mit voller Wucht dagegen zu «fliegen».
Einen Steinwurf vom Glockenturm entfernt hat Jan Podzorski ein Stativ mit Mikrofon aufgestellt. Der Fachmann der Firma Rüetschi misst den Schalldruckpegel von zwei Punkten aus. Zunächst läuten jeweils Glocken 2 und 3 solo und werden gemessen. Schliesslich auch das Vollgeläut. «Die Massnahmen hatten zwei Ziele:», erklärt Podzorski während einer Leutpause, «Klangreduktion und bessere Klangqualität.» Es seien vor allem die hellen Töne, welche das menschliche Gehör strapazieren. Dem wirke man entgegen, indem die hohen Frequenzen gesenkt würden. «Bei der zunehmenden Verdichtung in der Schweiz ist die Schallempfindlichkeit der Bevölkerung ein grosses Thema», weiss der Fachmann. Die Herausforderung: «Auf der einen Seite sind die Leute, für die das Kirchengeläut Tradition ist. Auf der anderen sind diejenigen, die empfindlich auf den Schall reagieren. Da versuchen wir, mit solchen Massnahmen eine Art Kompromisslösung zu erreichen.»
Die Messresultate entsprechen schliesslich den Erwartungen und den Erfahrungswerten. Sie weisen eine mittlere Schalldruckpegel-Reduktion von 4 bis 5.5 dBA aus. Auch dass der Höreindruck diese Reduktion bestätige, notiert Podzorski in seinem Bericht. «Angenehmer und grundtöniger» sei der Glockenklang nun. Ambros Birrer und Sakristan Giovanni Capaldo teilen diesen Eindruck und zeigen sich zufrieden mit dem Ergebnis.
Die lange Stille um die Kirche an der Baarerstrasse scheint die Anwohner anfällig auf Unregelmässigkeiten gemacht zu haben. «Beim ersten Testläuten haben sich Anwohner bei der Stadt gemeldet und nachgefragt, was los sei», sagt Kirchenrat Ambros Birrer. Nun aber ist alles beim Alten: Von 6 Uhr früh bis abends 22 Uhr ist die Automatik auf den altbekannten Stundenschlag eingestellt. Gestört hätten sich die Leute zuvor insbesondere am nächtlichen Betrieb des Geläuts. Vor einigen Jahren hat man sich deshalb entschieden, auf diesen zu verzichten.