Die Theatergruppe Eigägwächs legt einen gelungenen Start hin. Selbst Schauspieler Walter Andreas Müller fühlte sich beim Besuch der Premiere von «Pippin» im Theater Uri wie im Mekka der Musical-Szene.
Markus Zwyssig
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Lang anhaltender Applaus und Standing Ovations: Das Musical «Pippin» der Theatergruppe Eigägwächs begeisterte an der Premiere am Samstagabend im Theater Uri das Publikum. Der mutige Entscheid, ein hierzulande unbekanntes Stück auf die Bühne zu bringen, scheint sich auszuzahlen (siehe auch «Zentralschweiz am Sonntag» vom 14. Januar). Die Inszenierung des Musicals, das am Broadway ein grosser Erfolg war, überrascht mit einer spannenden und abwechslungsreichen Handlung. Die Dialoge sind witzig, regen zum Teil aber auch zum Nachdenken an. Vor allem gibt es viel poppige Musik.
Lise Kerkhof führt als energische Spielleiterin durch das Stück. Schon zu Beginn verspricht sie dem Publikum ein aufregendes Finale. Doch auch zuvor wird es dem Publikum keine Sekunde langweilig.
Die Handschrift des erfahrenen Urner Musicalspielers Rolf Sommer ist deutlich zu spüren. Die Rollen sind allesamt sehr gut besetzt. Fabian von Mentlen spielt Prinz Pippin, der eben sein Studium abgeschlossen, aber noch wenig Lebenserfahrung hat. Henning Marxen verkörpert Pippins Vater, den selbstverliebten und herrschsüchtigen König Karl der Grosse. Dieser kümmert sich nicht wirklich um seinen Sohn. Sandra Lussmann schlüpft in die Rolle der stolzen Stiefmutter Fastrada. Sie möchte lieber Pippins etwas dümmlichen Halbbruder Louis (Nino Arnold) auf dem Thron sehen. Einen wichtigen Auftritt hat auch Marie-Theres Sommer. Als Pippins einfühlsame Grossmutter rät sie ihm, alles nicht zu ernst zu nehmen und stattdessen einfach zu leben. Herzerwärmend ist es, mitanzusehen, wie Pippin bei Witwe Katharina (Madlen Arnold) und deren jungem Sohn Theo (Tim Hediger) Trost findet.
Die Theatergruppe Eigägwächs ist eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Theaterbegeisterten. In den vergangenen Monaten wurden die 50 Mitwirkenden in intensiver Probenarbeit offensichtlich zu einem eingeschworenen Team zusammengeschweisst. Dabei sind die mitwirkenden acht Menschen mit geistiger Behinderung bestens ins Geschehen integriert.
Bei den Choreografien hatte Jeanine Dinger ihre Finger im Spiel. Gesanglich stellen die Schauspieler ihr Können ebenfalls unter Beweis. Getragen werden sie von einer versierten Band unter der Leitung von Michel Truniger.
Wer sich nach der Premiere im Foyer umhörte, bekam nur lobende Worte über die Aufführung zu hören. Schauspieler Walter Andreas Müller lobte die Produktion überschwänglich. Beim Zuschauen wähnte er sich schon fast in New York. «Man hat das Gefühl, man sitzt in einer Aufführung am Broadway», fasste er seine Eindrücke zusammen. Schauspielkollege Hanspeter Müller-Drossaart war vor lauter Begeisterung gar zu einem Spässchen aufgelegt. Er wolle Werbung machen, sagte er, und hielt sich zwei «Pippin»-Teebeutel an die Ohren. Auf der Bühne im Theater Uri machte er viel spielerisches Potenzial aus. «Ich freue mich jetzt schon auf die nächsten Tellspiele. Hier kann man sehen, was alles möglich ist. Das wird wunderbar.»
An der Premiere konnte Projektleiter Martin Blaser mit den neusten Ticketverkaufszahlen aufwarten. «86 Prozent der Billette sind inzwischen verkauft», sagte er erfreut. Viel Lob hatte Blaser für die Sponsoren: «Ohne ihre grosszügige finanzielle Unterstützung wären die Tickets mehr als 20 Franken teurer.»
Hinweis
Das Musical «Pippin» wird am 19., 20., 21., 26., 27., 28. und 31. Januar sowie am 2. Februar im Theater Uri aufgeführt. Gespielt wird samstags um 18.30 Uhr, sonntags um 17 Uhr, alle übrigen Aufführungen beginnen um 19.30 Uhr. Tickets gibt es unter www.musical-pippin.ch oder bei Uri Touris- mus AG (Telefon 041 874 90 09).