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Die Stadt Luzern kann den Spezialtrakt A der Schulanlage Würzenbach für über acht Millionen Franken aufstocken und die Wärmeerzeugung ersetzen. Ein Kostenpunkt sorgte im Stadtparlament allerdings für Verwirrung - und Kritik an der Baudirektorin.
Weil im Quartier Seeburg-Würzenbach-Büttenen immer mehr Kinder zur Schule gehen, muss die Stadt Luzern mehr Unterrichtsräume schaffen. Und das kann sie nun auch. Der Grosse Stadtrat hat am Donnerstag einen entsprechenden Bericht und Antrag inklusive einem Kredit über 8,65 Millionen Franken für die Erweiterung der Schulanlage Würzenbach einstimmig genehmigt. Damit kann die Stadt den Spezialtrakt A aufstocken und zudem die Wärmeerzeugung ersetzen. Künftig wird auf 100 Prozent erneuerbare Energien gesetzt.
Grundsätzlich gab es Lob von allen Seiten: «Der Stadtrat hat die Rückweisung des ersten, inakzeptablen Berichts und Antrags genutzt und präsentiert nun eine gute Variante», sagte Rieska Dommann (FDP) Auch Mario Stübi (SP/Juso) fand: «Die Ehrenrunde hat sich gelohnt, die Aufstockung ist eine gute Lösung ohne teure Provisorien.» Dass mit dieser Variante der Schulbetrieb während vier Monaten von Bauarbeiten tangiert sei, bezeichnete Korintha Bärtsch (Grüne/Junge Grüne) zwar als «unangenehm, aber zumutbar.»
Für Verwirrung sorgte eine mögliche Lüftung. Die Baukommission beantragte eine Protokollbemerkung, wonach der Einbau einer solchen Lüftung zu prüfen sei. Der Stadtrat lehnte diesen jedoch ab. Grund: Die Kosten seien viel zu hoch. Dass der Einbau rund 800'000 Franken kosten würde, erfuhren die Stadtparlamentarier allerdings erst einen Tag vor der Parlamentssitzung vom Donnerstag. Mit anderen Worten: Die Baukommission war bei ihrem Antrag noch von 80'000 Franken ausgegangen - dieser Betrag war im ersten, zurückgewiesenen Bericht und Antrag enthalten. Rieska Dommann (FDP) wunderte sich:
«Zuerst findet der Stadtrat, es braucht die Lüftung und sie kostet 80'000 Franken - jetzt sind es plötzlich zehn Mal mehr und man findet, es braucht die Lüftung doch nicht. Es tut mir leid Frau Baudirektorin, aber ein derart schlecht vorbereitetes Geschäft habe ich im Grossen Stadtrat noch selten erlebt.»
Auch bei allen anderen Parteien sorgte dies für Kopfschütteln. «Der neue Betrag veranschaulicht gut, unter welchem Zeitdruck der erste Bericht und Antrag ausgearbeitet wurde», sagte Mario Stübi (SP/Juso). Und dass man als Parlamentarier von dem viel höheren Betrag erst am Tag vor der Sitzung erfahre, sei auch nicht gerade vertrauensfördernd. Baudirektorin Manuela Jost (GLP) gab zu, dass das Ganze «unglücklich» gelaufen sei:
«Im Namen des Stadtrats entschuldige ich mich für die Zustellung erst am Abend zuvor. Aber wir hatten erst jetzt darüber diskutieren können.»
Sie erklärte, dass die ursprünglichen 80'000 Franken eben nur die Anlage selber betroffen hätten, nicht aber die für den Einbau nötigen, bautechnischen Massnahmen. Vor allem aber: «Damals wurden die Kosten nicht von Fachplanern berechnet», so Jost. Aufgrund der hohen Kosten lehnte das Parlament die von der Baukommission vorgeschlagene Protokollbemerkung schliesslich ab. Ein offenes Ohr hatte das Parlament hingegen für eine Protokollbemerkung auf Antrag der CVP. Demnach soll der Stadtrat unter Einhaltung des Budgets und des Zeitplans den Anschluss an ein Fernwärmenetz erneut prüfen.
Bei der nun genehmigten Erweiterung handelt es sich um den zweiten Vorschlag des Stadtrats. Den ersten hatte die Baukommission zurückgewiesen. Grund: Sie forderte einen vertiefteren Planungsbericht und überdies auch eine Abklärung bezüglich künftiger Wärmeerzeugung.
Geht alles rund, sollen die Bauarbeiten zwischen den Oster- und den Sommerferien 2020 beginnen. Bereits auf das Schuljahr 2020/21 wäre die Aufstockung dann bereit.