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Eine Luzerner Firma sorgt für die grösste Baumverschiebung der Schweiz. In Schlieren versetzt sie eine 20 Meter hohe Rotbuche.
Roman Hodel
roman.hodel@luzernerzeitung.ch
Sie ist 20 Meter hoch, hat einen Kronendurchmesser von 18 Metern und wiegt gegen 100 Tonnen: eine 80-jährige Rotbuche, die im Zentrum des Zürcher Vororts Schlieren der künftigen Limmattalbahn im Weg steht. Nach heftigem Protest der Bevölkerung gegen die Fällung kommt es nun zur Verpflanzung durch die Luzerner BMB Group.
Die vor zwei Jahren gegründete Firma ist spezialisiert auf die Verpflanzung von Grossbäumen. «Dies ist im angelsächsischen Raum bereits relativ verbreitet – in der Schweiz sehen wir ebenfalls Potenzial», sagt Projektleiter Andreas Bernauer und rechnet gleich vor, weshalb: Besagte Rotbuche zähle rund 600'000 Blätter. Das entspreche zirka 1200 Quadratmetern Blattoberfläche, die rund 4,5 Tonnen Sauerstoff pro Jahr produzieren. «Um einen solchen Baum zu ersetzen, wären etwa 2000 junge Bäume nötig», sagt er. Und er fügt an: «Mit der Verpflanzung leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Ökosystems in den Städten.» Vor einem Jahr habe man etwa in Genf im Auftrag der Stadt 37 Kastanienbäume verpflanzt.
Die Rotbuche in Schlieren bedeutet allerdings eine andere Liga: «Es ist die grösste je in der Schweiz durchgeführte Verpflanzung eines Baumes», so Bernauer. Drei Faktoren seien für eine erfolgreiche Verpflanzung zwingend: ein gesunder Baum – hierfür werden zwei Fachgutachten erstellt –, ein ähnlicher neuer Standort in Bezug auf die Umgebung und eine hindernisfreie Umzugsstrecke. Im Fall der Rotbuche seien alle Bedingungen erfüllt. Nachdem die Wurzeln gewässert worden sind, läuft in dieser Woche das vorsichtige Abstechen des Wurzelballens mit einem Bagger, teils auch von Hand. «Wichtig ist, dass der Ballen zusammenbleibt», sagt Bernauer. Danach wird rund um den freigelegten Ballen ein spezieller, rund zehn Tonnen schwerer Transportcontainer angelegt. Am Montag sollen zwei Pneukräne den Baum mitsamt Container auf einen Tieflader hieven.
Rund 150 Meter vom jetzigen Standort entfernt, im Stadtpark, erhält die Rotbuche danach ihr neues Zuhause. Damit sie sich gut einlebt, schaffen Bernauers Leute eine «Reha-Zone». Dazu gehört etwa eine Verankerung, damit der Baum nicht bei der nächstgrösseren Böe knickt.
Die Gesamtkosten von rund 160'000 Franken übernimmt die BMB Group grösstenteils und finanziert diese durch Sponsoren. Die spektakuläre Verpflanzung soll nicht zuletzt einen Werbeeffekt erzielen und den Weg für weitere Baumverpflanzungen ebnen. Eine Garantie, dass ein Baum überlebt, kann Bernauer zwar nicht liefern: «Aber dank unserer Erfahrung bin ich überzeugt davon, dass auch die Rotbuche wieder austreiben wird.»