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Luzern
Was für ein Aufmarsch: Der Wey-Umzug vom Montag darf sich als regelrechter Publikumsmagnet rühmen. Auch dank der vielen wilden Nummern, die an Kreativität teils kaum zu überbieten sind.
Zwei der wichtigsten Regeln des Lozärner Fasnachtskomitees für einen rüüdigen Umzug lauten: Auf die Strasse geht's nur mit Grend! Und falls «wild» unterwegs, dann bitte brav zwischen den offiziellen Sujets einordnen. Die Vorgaben mögen strikt erscheinen – im 39 Nummern starken Korso aber entfalten sie volle Wirkung. Was es da zwischen den üblichen Zunftwagen und Guuggenmusigen alles zu erblicken gibt: Dick und Doof etwa, der eine mit Krawatte, der andere mit Fliege, selbstverständlich in Schwarz-Weiss-Film-Manier.
Goldig wiederum der Auftritt einer Königsfamilie: Ihre Gewänder glitzern mit den Goldstückchen in der Schatztruhe um die Wette. Ebenso prunkvoll gestaltet sich übrigens der diesjährige Auftritt der Wäsmali-Chatze. Sie sind heuer als Märtyrer unterwegs, viele der Totenköpfe umstrahlt ein Heiligenschein.
Apropos strahlen: Zu sagen, die Wey-Zunft mit ihrem Meister Rolf Birchler (66) habe am Montag schampar Wetterglück, wär' untertrieben: Welch eine Wärme! Sapperlot. Am Ende des rund zweistündigen Umzugs durch Luzern zeigt das Thermometer 18 Grad Celsius an. Wetten, das wilde Strick-Trio hätte sich gewünscht, als Badekleid-Näherinnern unterwegs zu sein? Zig Wollknäuel zieren die Köpfe der Damen, Schals schützen deren Hälse.
Mit kälteren Temperaturen hat wohl auch jene Familie gerechnet, die mit einem Riesenraclette-Ofen den Auftritt in der Menge geniesst. Im Schüüfeli drin: ein Kind im Käse-Dress. Gut, hat die Schneekönigin – eine fantastische Figur mit Schneekristallen und eisblauen Augen – genügend Abstand gehalten. Sie wäre wohl sonst glatt dahingeschmolzen.
Heiss geht's ferner auf dem Wagen von Congressus Ebrius zu und her. Die Truppe inszeniert eine Metzgete anno 1870 und verzehrt unter anderem Würste vom Grill:
«Chömed verbi, d'Metzgete esch serviert, do wird de Fleischkonsum no zelebriert. En Bärg voll Wörscht, das wemmer au, de Wäg uf d'Platte interessiert kei Sau!»
Ganz gut zur Wurst passen würde das Gebräu der Lozärner Mönche: Anlässlich ihres 10-Jahr-Jubiläums nehmen sie erstmals offiziell am Wey-Umzug teil und gönnen sich dabei ein selbstgebrautes kühles Blondes. Wohl bekomm's!
Glück hat auch, wer sich mit einem Cüpli der Bueri Chesseler erfrischen und mit dem «Flix Shöttel» abheben darf. Im Weltall soll's ja bekanntlich ziemlich frisch sein – und genau dorthin geht die Reise unter dem Motto «Wältrumturischte»:
«Du wotsch id Ferie ond frogsch dech weder mol, wo ben ech ächt gsi, scho öberall? Reis met üs Chessler uf jede Fall, met üs flügsch sogar nach öber-All.»
Das prächtige Wetter hat übrigens zu einem Grossaufmarsch geführt: Die Luzerner Polizei schätzt die Zuschauerzahl auf 40'000 (Vorjahr 20'000). Noch mehr Interessierte hat der Wey-Umzug in der jüngeren Vergangenheit nur 2017 angelockt: Damals zählte man sage und schreibe 44'000 Zuschauer.