Luftfahrt
"Swiss Skies" will hoch hinaus – die Pläne sind aber noch wolkig

Eine neue Billigairline will 2019 ab Basel um die Welt fliegen. Zu Beginn geht es um Destinationen in Nordamerika, bald sollen auch solche in Asien dazukommen. Nicht alle glauben daran, dass die Airline das schafft.

Benjamin Weinmann
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«Swiss Skies» setzt auf den Airbus A321neo.

«Swiss Skies» setzt auf den Airbus A321neo.

airbus.com

Air Berlin: gegroundet und verscherbelt. Belair: Comeback verschoben und dann abgeblasen. Darwin und Sky Work: in Konkurs. Und Powdair: gar nie erst abgehoben. Aviatik-Träume sind in Europa – insbesondere in der Schweiz – zuletzt gleich reihenweise geplatzt. Und nun, mitten in diesem Pleite-Klima, dies: Wie die «Financial Times» berichtet, hegen vier Unternehmer Pläne für eine neue Billigairline, die ab dem Euro-Airport Basel-Mulhouse Langstreckenflüge anbieten soll.

Aktuell lautet der Projektname «Swiss Skies», die zukünftige Airline selbst ist noch ohne Namen. Dank einfacher Geschäftsstrukturen und den kerosinsparsamen und kostengünstigen Airbus-Maschinen sollen die Ticketpreise 30 Prozent unter jenen der Konkurrenten wie der Swiss liegen.

Die vier Projektgründer von «Swiss Skies» haben in den vergangenen Jahren Erfahrungen in der Aviatikbranche gesammelt, unter anderem bei Air Berlin, Ryanair und Austrian Airlines. Ihre Ambitionen sind gross. Der Startzeitpunkt ist auf Mitte 2019 anvisiert und in den ersten zwei Jahren wollen sie eine Flotte von 16 Flugzeugen des Typs Airbus 321neo aufbauen. Innerhalb von vier Jahren sollen es sogar 38 Maschinen sein. Dies entspricht etwa der Hälfte der Swiss-Flottengrösse.

«Bisher kein Kontakt»

Mit den modernen Airbus-Maschinen, die knapp 200 Passagiere fassen, möchten die «Swiss Skies»-Gründer in einem ersten Schritt Destinationen in Nordamerika anfliegen. Hinzu kommen Ziele in der Karibik, Asien, im Mittleren Osten und Brasilien, auch einige Flughäfen in Europa sollen ins Streckennetz aufgenommen werden. Der Sitzplatzpreis ist dabei fix, zusätzliche Services wie Gepäckaufgabe, Mahlzeiten und Unterhaltung an Bord kosten extra. Doch wie aussichtsreich sind die hochfliegenden Pläne von «Swiss Skies» in Basel, von wo sich die Swiss zurückgezogen hat? Fakt ist, dass man beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) von der Nachricht überrascht ist. «Es gab bisher keinen Kontakt zu ‹Swiss Skies›», sagt ein Bazl-Sprecher.

Der Euro-Airport hingegen hat laut eigenen Angaben bereits erste Gespräche geführt. Man sei dem Vorhaben von «Swiss Skies» grundsätzlich positiv gegenübergestellt, sagt eine Sprecherin. «Wir versuchen seit längerer Zeit, Airlines zu bekommen, die selektive Langstreckenflüge zum Beispiel in die USA anbieten würden.» Die lokale Passagier-Nachfrage sei gegeben. «Wann und wie viele Flugzeuge an den Start gehen, wissen wir aber nicht.»

Tatsächlich bestehen Fragezeichen am Zeitplan, bereits Mitte kommenden Jahres abzuheben. Denn die Finanzierung ist noch nicht gesichert, eine Betriebsbewilligung, ein so genanntes AOC, somit noch in weiter Ferne. Laut den vier Unternehmern ist man momentan daran, das notwendige Kapital von 100 Millionen Dollar zusammenzubringen.

Easyjet machts mit Singapore

«Es wird auf jeden Fall nicht einfach», sagt Aviatik-Experte Andreas Wittmer von der Universität St. Gallen. Chancen gibt er dem Projekt dennoch, insbesondere auf US-Ostküsten-Routen, da auf diesen Strecken derzeit Konkurrenten wie Swiss und United einiges an Marge einfliegen können.

Ziele wie Montreal, New York, Boston, Washington D. C. oder Toronto hätten allesamt Potenzial. Und auch aus Kundensicht würde Wittmer die Offensive begrüssen: «Es käme wohl zu einem Preiskampf, denn die Swiss hat auf jeden Fall noch Luft nach unten.» Die Lufthansa-Tochter und die US-Airlines würden auf die «Swiss Skies»-Tarife mit Preissenkungen reagieren, glaubt Wittmer.

Als kritische Grösse bezeichnet der Aviatik-Experte Flüge zwischen 8 und 9 Stunden. «Dies ermöglicht es der Airline, am selben Tag hin und zurück zu fliegen und so die Personal- und Kapitalkosten tief zu halten.» Deshalb hegt er Zweifel an den Plänen von «Swiss Skies», Asien-Flüge zu lancieren, die in der Regel länger dauern. «Hinzu kommt die starke Konkurrenz der Golf-Airlines nach Osten.»

Die Pläne von «Swiss Skies» zeigen auf jeden Fall, dass die Preise auf der Langstrecke weiter unter Druck geraten, auch wenn der Pionier Norwegian, der kostengünstige Langstreckenflüge zwischen Europa und Nordamerika durchführt, aktuell in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Easyjet macht es vor: Der britische Billigflieger ist vor wenigen Tagen eine Kooperation mit der Premium-Airline Singapore Airlines eingegangen, um seinen Passagieren Umsteigeflüge nach Asien anbieten zu können.