Nach jahrelangem Stellenabbau geht es auf dem Schweizerhalle-Areal bei Muttenz wieder aufwärts. Bayer hat zig Millionen in eine neue Produktionsanlage investiert.
Auf dem Industrieareal Schweizerhalle in Muttenz nimmt derzeit der deutsche Chemiekonzern Bayer eine hochmoderne Chemieanlage in Betrieb. Produziert wird ein Fungizid (Wirkstoff gegen Pilze), das für Pflanzenschutz eingesetzt wird. Innerhalb der letzten zehn Jahre konnte Bayer kontinuierlich rund 100 neue Stellen schaffen, bis Ende 2015 werden zu den aktuell 230 Stellen noch weitere 30 hinzukommen.
Bei Bayer ist man mit dem Standort Schweizerhalle sehr zufrieden. «Das Umfeld ist ausgezeichnet. Die Infrastruktur auf dem Gelände stimmt, der Service ist gut, auf dem Arbeitsmarkt finden wir die Spezialisten. Auch wenn das heute schwieriger geworden ist», sagt Bayer-Sprecherin Barbara Zimmermann. Das Werk hatte Bayer im Jahr 2000 von Novartis gekauft und gleichzeitig die Produktionsanlage und die rund 80 Mitarbeitenden übernommen. Auch andere auf dem Areal investieren teilweise kräftig.
Folge des Abbaus
Noch vor wenigen Jahren klang es anders. Der Spezialitätenkonzern Clariant steckte in Schwierigkeiten, baute um und ab. Von fast 1000 Clariant-Stellen blieben nur noch 660. Mit dem Abbau handelte sich Clariant ein neues Problem ein: Die Fabrikanlagen standen leer, die zentrale Energieversorgung und andere Infrastrukturanlagen waren unternutzt.
So gründete Clariant 2010 die Infrapark AG, die das Gelände vermarktet, vermietet und den dort tätigen Firmen zahlreiche Dienstleistungen anbietet wie Energieversorgung (Strom, Erdgas, Dampf, Heisswasser), Feuerwehr, Sanität, Entsorgung, Abwasservorbehandlung, Löschwasser-Rückhaltebecken, Transport und Lagerung gefährlicher Güter. Daneben bestehen Möglichkeiten für Kooperationen. So liefert beispielsweise die Firma Brenntag verdünnte Schwefelsäure an Bayer – per Pipeline.
Auch Firmenzuzug
Das Geschäftsmodell sei sehr erfolgreich, sagt Infrapark-Leiter Renaud Spitz. Rund ein Dutzend Firmen haben sich neu niedergelassen. Seit der Infrapark-Gründung nahm die Zahl der Beschäftigten um 200 auf 388 zu. Insgesamt sind heute im Infrapark 2400 Mitarbeitende tätig, davon 180 bei der Infrapark AG selbst. Spitz rechnet damit, dass in den kommenden Jahren der Arbeitsplatzverlust von Clariant kompensiert sein wird. Pro Jahr investiert Infrapark im Schnitt zehn Millionen Franken. Der Vorteil des Infraparks sei, dass der Kunde einen einzigen Ansprechpartner habe. Damit werde Zeit und Geld gespart. Zu den neuen Firmen gehören unter anderem Pangas (Produktion von Stickstoff, Sauerstoff, Argon), Comar (Katalysatoren), Ava Chem (Produktion von Spezialchemikalien mittels einer neuartigen Umsetzung von Biomasse), Beyond Surface (Oberflächenbehandlung von Textilien) und Archroma (Clariant-Spinoff).
Unweit des Infraparks finden sich auch noch Novartis, BASF, die Chemiefirma Cabb und die Schweizerischen Rheinsalinen. Letztere gaben der Region den Namen: «Hall» ist ein altes Wort für Saline. Salz war für die «Chemische» ein wichtiger Grundstoff. Eine der ersten Firmen auf dem Gelände war übrigens die Chemische Fabrik Schweizerhall. Diese gehört heute zum deutschen Chemiehändler Brenntag.