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Der schwedische Möbelhersteller will seinen Umsatz in den nächsten fünf Jahren fast verdoppeln und dabei trotzdem die Umwelt schonen. Wie das geht, erklärt Ikea-Umweltbeauftragter Lorenz Isler.
Wir wollen Lösungen für die Herausforderungen des täglichen Lebens aufzeigen, mit allen schlechten und auch guten Seiten. Ikea will zeigen, wie wir das tägliche Leben ein bisschen schöner und angenehmer gestalten können.
3,3, um genau zu sein.
Ikea ist ein Unternehmen, das Abfall und Verschwendung schon immer so weit als möglich gemieden hat. Nur dank dem effizienten Umgang mit Ressourcen ist es uns gelungen, qualitative hochstehende Möbel zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Wir haben auch nur wenige Zwischenhändler. Ikea besitzt sogar eigene Wälder für das Holz der Möbel. Sparsam mit Ressourcen umzugehen war schon immer ein Teil der Ikea-DNA.
Ich habe mein Billy-Regal seit mehr als 15 Jahren und es schon dreimal gezügelt.
Selbstverständlich, und damals war das noch nicht so einfach wie heute. Aber ernsthaft: Möbel sind keine Modeartikel, die man einmal anzieht und dann wegwirft. Der tiefe Preis ist kein Massstab dafür, wie lange man einen Tisch oder ein Bett auch braucht. Wir geben auf unsere Möbel bis zu 25 Jahre Garantie. Zudem forschen wir derzeit intensiv daran, wie wir unsere Möbel recyclen können.
Noch nicht, wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung. Wir produzieren aber heute schon Produkte aus dem Abfall von anderen. Unser Ziel ist es, dereinst alle nicht mehr gebrauchten Kundenmöbel zurückzunehmen und wieder in den Kreislauf zurückzuführen. In unseren eigenen Filialen recyklieren wir bereits rund 80 Prozent des Abfalls. Aber natürlich ist es nicht unser Ziel, dass unsere Möbel möglichst schnell weggeworfen werden. Deshalb achten wir sehr stark auf Qualität.
Wenn wir es nicht schaffen, gleichzeitig zu wachsen und einen positiven Einfluss auf die Umwelt zu haben, dann haben wir ein Problem, nicht nur Ikea, sondern die Menschheit insgesamt. Wir müssen Produkte mit einem sehr kleinen ökologischen Fussabdruck und erneuerbarer Energie herstellen, und es muss möglich sein, sie nach Gebrauch wieder in den Kreislauf zurückzuführen.
Dieses Wachstum findet in erster Linie in Ländern wie China und Indien statt. Dort entsteht eine neue Mittelschicht, die – genau wie wir auch – das Bedürfnis haben, schön zu wohnen. Bis 2030 werden so rund 3 Milliarden Menschen zu dieser neuen Mittelschicht dazu stossen.
Über die Hälfte unserer Wälder befinden sich in EU Mitgliedsländern, der grösste Teil befindet sich in Rumänien. In Weissrussland haben wir keine Wälder, nur Produktionsstätten.
Wir versuchen unsere Geschäftsbeziehungen stets so zu gestalten, dass die normalen Menschen davon profitieren. Ikea hat strenge Anti-Korruptions-Regeln, die dafür sorgen, dass wir keine Diktaturen unterstützen.
Einerseits versuchen wir tatsächlich, unsere Kunden sanft anzustupsen. Andererseits sind wir bestrebt, weniger gute Alternativen nicht länger anzubieten. So verkaufen wir nur noch LED-Lampen, die sehr viel weniger Energie verbrauchen als herkömmliche Glühbirnen. Dasselbe gilt bald auch für Batterien. Bei Produkten, bei denen das noch nicht möglich ist, versuchen wir unseren Kunden aufzuzeigen, wie sie Energie sparen können – und ihr Portmonnaie schonen können.
Die Schweiz ist eines von drei Ländern, in denen wir ein Solar-Pilot-Projekt durchführen. Im Paket ist alles enthalten: Anträge für Subventionen, Konverter, etc.
Wir sind zufrieden. Das Angebot entspricht einem Bedürfnis, denn bei Ikea können sich die Kunden darauf verlassen, dass wir auch in 20 oder 50 Jahren noch da sein werden.
Auslöser war die Klimakonferenz in Paris. Damals wurden unser globaler CEO sowie der Nachhaltigkeitschef erstmals an eine Klimakonferenz eingeladen, um den Standpunkt von Unternehmen zu vertreten. Wir brachten hier zusammen mit anderen Akteuren den Standpunkt ein: Um eine Klimakatastrophe zu verhindern, braucht es mehr Regulationen.
Es ist das erste Mal, dass sich Ikea auf der politischen Bühne engagiert hat. Aber wir haben einfach realisiert, dass die Herausforderungen der Klimaerwärmung, der Ressourcenknappheit und der wachsenden Zahl der Menschen nicht mehr allein mit Marktmechanismen zu bewältigen ist. Das muss auch die Wirtschaft erkennen. Der Deregulierungseifer führt uns nicht zum Ziel.
Das war ein No-brainer, weil die Ziele der Initiative mit unseren globalen Nachhaltigkeitszielen in Einklang standen.
Wir stehen als Unternehmen zu unserer Überzeugung. Wir geben auch Flüchtlingen eine Chance, bei uns in den Arbeitsprozess integriert zu werden. Es geht darum: Wollen wir uns der Klimarealität stellen oder nicht? In dieser Frage gibt es keinen Kompromiss.
Nein. Klar hat es Anfeindungen gegeben. Aber damit können wir leben. Und nochmals: Gewisse Werte sind in unserem Unternehmen wichtig. Diese wollen wir hochhalten, und dafür stehen wir konsequent ein.
Wir wissen, dass ökologische Themen für unsere Mitarbeiter sehr wichtig sind, und dass sie sinnvolle Ziele verfolgen wollen. Das geht aus internen Mitarbeiter-Befragungen klar hervor. 80 Prozent unserer Mitarbeiter geben an, dass sie einen positiven Einfluss auf ihre Umwelt haben wollen.
Das hat mit unserer schwedischen Herkunft zu tun. In Skandinavien ist man in dieser Frage viel weiter als bei uns.
Sie wird sich verstärken. Wir sind überzeugt, dass Ökologie nicht nur ein moralisches Gebot ist, sondern auch ein Geschäftsmodell für die Zukunft.
Da halten wir uns zurück. Aber bei Ikea selbst brauchen wir keinen Atomstrom, sondern setzen auf 100 Prozent erneuerbare Energie.
Wir versuchen seit jeher, regional zu wirtschaften. Deshalb ist auch heute noch mehr als die Hälfte der Produktion in Europa. Wir sind kein Unternehmen, das seine Produkte drei Mal um den Globus schickt, bis es zum Endverbraucher kommt. Zudem transportieren wir nichts mit Flugzeugen.
Wir diskutieren sehr aktiv darüber. Kann man beispielsweise Kindermöbel wieder Ikea zurückgeben, wenn sie nicht mehr gebraucht werden? Oder wollen wir bei Ikea eine Möbel-Sharing-Plattform betreiben?
Noch nicht. Aber wer weiss? Linearen Geschäftsmodelle müssen heute hinterfragt werden – und da geschieht bei Ikea sehr intensiv.