Das Beyeler Museum will höhere Subvention. Basel-Stadt lehnt ab, da der Kanton schon mehr für das Kunstmuseum aufwenden muss. Der Spielraum wird eng.
Sam Keller, der Direktor der Fondation in Riehen, ist im Stress. Seit Donnerstag jagen sich Medienkonferenzen, Previews und Vernissagen zur Eröffnung der neuen Ausstellungen «Auf der Suche nach 0,10» und «Black Sun». Künstler wie Gerhard Richter und Jenny Holzer machen die Aufwartung, Direktoren von 15 russischen Museen sind angereist, zahlreiche private Leihgeber sowie 130 Medienvertreter der internationalen Kunst-Publizistik wollen etwas von ihm.
In den vergangenen vier Jahren hat Keller 23 Ausstellungen eröffnet und damit nicht nur Personal wie Organisation des Museums an die Grenzen der Leistungsfähigkeit gebracht. Auch bei der Finanzierung des Efforts hat er die Schmerzgrenze durchstossen: Rund fünf Millionen Franken jährlich beträgt das strukturelle Defizit.
Mit einer Subventionserhöhung hätte dieses Manko teilweise behoben werden sollen. Statt drei Millionen Franken werden von Basel-Stadt und Riehen 4,3 Millionen Franken an den Aufwand der hochkarätigen Ausstellungsfabrik verlangt. Doch die Basler Regierung lehnt eine Erhöhung um 1,2 Millionen Franken ab und will auch in den kommenden vier Jahren den bisherigen Betrag von 1,9 Millionen beisteuern. Riehen hat noch nicht entschieden, wird nach Auskunft von Gemeindepräsident Hansjörg Wilde aber lediglich die Sachleistungen leicht erhöhen.
Philippe Bischof, Leiter Kultur im Basler Präsidialdepartement, sagt, das Beyeler Museum habe einen schlechten Zeitpunkt erwischt. Denn ab 2016 belastet schon die Erweiterung des Kunstmuseums das Kulturbudget um zusätzliche 2,3 Millionen Franken und Baselland hat angekündigt, die Kulturpauschale um 5 Millionen zu kappen. Für Basel-Stadt gelte es daher primär, die bestehenden Institutionen zu sichern, sagt Bischof. Wilde meint, die Gemeinde Riehen sei nicht grundsätzlich gegen eine Aufstockung, doch eine Neubeurteilung sei angesagt, wenn klar ist, was die ebenfalls geplante Erweiterung des Beyeler Museums an Kostenfolgen bringe. Und mit besorgtem Stirnrunzeln betrachtet der Gemeinderat die aktuelle Finanzsituation.
Die Jahresrechnungen der Betriebsgesellschaft, der Beyeler Museum AG, weisen in den vergangenen Jahren einen Aufwand von gut 25 Millionen Franken aus. Rund 15 Millionen Franken können selbst erwirtschaftet werden. Die fehlenden 10 Millionen sind zur Hälfte gedeckt über Subventionen und Sponsoren. Die restlichen 5 Millionen werden als Defizitdeckung von der Fondation Beyeler übernommen. Älteren Berichten ist zu entnehmen, dass die Stiftung aus eigener Substanz gut 2 Millionen Franken aufbringen kann. Der Rest muss wiederum über Drittmittel eingebracht werden, wobei der Grossteil wohl vom Mäzenen und Stiftungsratspräsidenten Hansjörg Wyss stammt. Der in den USA lebende Medtech-Unternehmer hat auch eine 50-Millionen-Franken-Zusage für den Erweiterungsbau gemacht. Die Finanzkraft der Stiftung scheint ausgereizt. Ein erhöhter Beitrag sei angesichts der unsicheren Situation auf den Finanzmärkten grundsätzlich nicht vorgesehen und könne in naher Zukunft auch nicht realisiert werden, heisst es im Subventionsgesuch.
Abstriche am Programm möchte Sam Keller nicht machen. Allenfalls Einschnitte bei der Kunstvermittlung und beim Ausstellen zeitgenössischer Künstler im öffentlichen Raum führt das «Musterbudget 2016ff» auf. Keller will mehr Einnahmen generieren. Ein Ärgernis ist dem Museum dabei der Museumspass. Dieser sorge für Mindereinnahmen von einer halben Million Franken. Doch Basel-Stadt will grundsätzlich hart bleiben: Subventionen gibt es nur, wenn der Museumspass für das Beyeler Museum in Kraft bleibt.
Beim Fundraising sind die erreichbaren Mehrerträge ebenfalls überschaubar. Denn Beyeler sucht nicht nur Drittmittel für den angestammten Ausstellungsbetrieb. Auch das Betriebskapital für die ersten zehn Jahre des Neubaus soll auf diesem Weg gesichert werden. Und das Kunstmuseum ist mit der Erweiterung ebenfalls auf weitere Gönner und Sponsoren angewiesen, um die staatlich nicht gedeckten Kosten abzudecken.
Kulturchef Bischof ist mit einem Luxusproblem konfrontiert, das Potenzial zu einem echten Problem hat: Die ohnehin reiche Museums- und Ausstellungsstadt Basel erhält in den nächsten Jahren dank Kunstmuseum, Beyeler Museum und Vitra-Schaulager ein Drittel mehr Ausstellungsfläche. Diese will nicht nur mit Ausstellungen bespielt werden – alles zusammen will auch finanziert sein.
Über die strukturellen Schwierigkeiten will Keller im Bann der aktuellen Eröffnung nicht reden. Er prescht lieber voran. Und neue Höhepunkte bahnen sich an. 2017 wird ein Jubiläumsjahr, 20 Jahre zuvor hat Ernst Beyeler sein Museum eröffnet. Tolle Ausstellungen und der Spatenstich für den Erweiterungsbau gehören zum Programm. Und das wird teuer.
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