Seit Monaten schon brodelt es in der Gemeinde Thunstetten. Der Grund: Kritik wegen Vormundschaftsfällen. Nun wurde bekannt, dass Gemeinderätin Christine Grogg verbal und körperlich bedroht wurde.
Seit Monaten schon brodelt es in der Gemeinde Thunstetten. Der Grund: Kritik an Vormundschaftsfällen (wir berichteten). Zwar entkräftete der damalige Regierungsstatthalter Martin Lerch im Dezember 2009 die Vorwürfe, erledigt ist die Sache aber offenbar noch lange nicht. Denn nun ist bekannt worden, dass Gemeinderätin Christine Grogg (EVP) mit Briefen und sogar körperlich bedroht worden ist. «Das stimmt», sagte die Präsidentin der Vormundschaftskommission gestern am Telefon.
Sie habe Briefe mit Anschuldigen erhalten, «und es waren Personen einer Gruppierung bei mir zu Hause. Sie haben mich gepackt und wollten mich zu einer Aussage zwingen.» Sie habe daraufhin Anzeige erstattet.
Publik geworden sind die Bedrohungen aufgrund von Fragen, die Willi Frommenwiler (Freiheits-Partei) dem Gemeindepräsidenten und dem Gemeindeschreiber stellte. Ihm sei zugetragen worden, dass die Gemeindeversammlung vom 24. November – an der er im Übrigen selber teilgenommen hat – polizeilich überwacht worden sei, schreibt Frommenwiler in einem E-Mail, welches er zur Kenntnisnahme den Medien zukommen liess. Er spricht darin von zwei uniformierten Polizisten im Polizeiwagen, zwei Polizisten in zivil und zwei Anwälten, welche die Aula überwacht hätten.
Patrouille war gut sichtbar
Dass eine Polizeipatrouille in der Nähe gewesen sei, stimme, bestätigte Gemeindepräsident Alfred Röthlisberger (SVP). Diese war für die Versammlungsbesucher auch gut sichtbar vor der Aula postiert. Immerhin sei eine Amtsperson bedroht worden. «Natürlich machen wir uns Sorgen», sagte er und betonte, dass er sich vor seine Gemeinderatskollegin stelle. Die anderen Punkte, die Frommenwiler beobachtet haben will, verneint Röthlisberger. «Der einzige zivile Polizeibeamte, der im Saal sass, ist bekannt und bei uns stimmberechtigt.» Mit Erich Giesser sei wie meistens der für die Gemeinde zuständige Anwalt zugegen gewesen. Ein zweiter Anwalt sei nicht bestellt worden.
Kein Abhörskandal
Auch die Vorwürfe Frommenwilers, dass die erstmals benutzte Lautsprecheranlage dazu gedient habe, die Versammlung in ein anderes Zimmer zur Polizei zu übertragen, weist Röthlisberger weit von sich. «Das Mikrofon benützen wir neu, weil uns Versammlungsteilnehmer, die nicht mehr so gut hören, darum gebeten haben.» Dass die Versammlung nicht über die Bedrohung informiert worden sei, findet Röthlisberger normal. «Die Bevölkerung ist nicht involviert.»
Aussprache hat stattgefunden
Am Mittwoch habe eine Aussprache der Parteien mit dem Regierungsstatthalter stattgefunden, sagte Grogg. Dies wurde von Regierungsstatthalter Martin Sommer bestätigt. «Die Gemeinde hat uns über die mutmasslichen Vorfälle informiert», sagte er. Daraufhin habe er sich veranlasst gesehen, die Beteiligten zu einem Gespräch einzuladen. Im Kanton Bern sei klar geregelt, wer, wann und wozu beigezogen werde. Am Gespräch habe deshalb auch der Leiter des psychologischen Dienstes teilgenommen.
Die Zielsetzung solcher Treffen sei es, die Beteiligten ausserhalb von straf- oder zivilrechtlichen Verfahren an den Tisch zu holen und Klarheit im Sachverhalt zu schaffen. «Wir versuchen in einem solchen Fall, deeskalierend zu wirken, aber auch Grenzen aufzuzeigen», sagte Sommer. Eine solche Überschreitung werde nicht akzeptiert. Details zum Fall will er keine bekannt geben.
Obwohl sich die Parteien zusammengesetzt haben, will Frommenwiler noch keine Ruhe geben. «Ich fechte die Abstimmungsresultate der Gemeindeversammlung an», sagte er gestern. Die Stimmenzähler seien nämlich einfach so bestimmt worden, «die wussten genau, wen sie nicht zählen dürfen», hielt er an seiner Theorie der versteckten Ermittler fest, und bekräftigte es mit der Aussage: «Das Ganze ist mir äusserst suspekt.»