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Sie steht im Mittelpunkt einer Debatte um die Vereinbarkeit von Kind und Karriere. Nach der Babypause ist sie nicht mehr gesetzt. Viele fordern deshalb ein Umdenken und eine Anpassung der Regelung.
Für einen kurzen Moment stockte dem einen oder anderen schon der Atem, als am Donnerstag im Orangenhain des Jardin des Serres d’Auteuil in Paris die Auslosung für die Internationaux de France durchgeführt wurde. Pliskova stand neben dem Namen der dreifachen Siegerin Serena Williams.
Doch es handelte sich nicht um Karolina (WTA 6), die Halbfinalistin des Jahres, sondern um deren weniger erfolgreiche Zwillingsschwester Krystina (WTA 70). Doch Williams hätte auch auf sie treffen können – wie auch auf Titelverteidigerin Ostapenko, Muguruza, Halep oder Wozniacki.
Serena Williams ist noch die Nummer 453 der Welt und steht in Roland Garros nur wegen eines geschützten Rankings im Hauptfeld. Dieses gilt für acht Turniere und garantiert jenen die Aufnahme in ein Hauptfeld, die mehr als sechs Monate fehlten.
Auch das Ranking von Timea Bacsinszky und Stan Wawrinka wird auf jener Position eingefroren, welche die Spieler beim letzten Turnier vor ihrer Pause innehatten. Williams gewann 2017 die Australian Open und war die Nummer eins der Welt, ehe sie sich in den Mutterschaftsurlaub verabschiedete. Und obwohl sie als Nummer eins ging, ist sie nun nicht gesetzt.
Williams ist damit bisher ein Sonderfall. Doch weil immer mehr Frauen noch während ihrer Karriere eine Familie gründen, besteht breiter Konsens darüber, dass die Regelung angepasst werden soll.
Simona Halep sprach sich dafür aus, als sie sagte, ein Kind zu bekommen sie das Beste auf der Welt, «Serena sollte als Nummer eins gesetzt sein». Und Ex-Profi James Blake sagte: «Wer eine Babypause macht, sollte geschützt werden. Sie hat ein Kind bekommen, das sollten wir feiern.» Selbst Maria Scharapowa forderte ein Umdenken.
Zuletzt mischte sich auch Ivanka Trump, die Tochter von US-Präsident Donald Trump, in die Debatte ein. Was dabei vergessen geht: Es waren die Spielerinnen selber, die sich im vergangenen Jahr gegen eine Regeländerung aussprachen, wie Steve Simon, der Chairman der WTA, der «New York Times» sagte.
Und Serena Williams? Sie äusserte sich zwar dezidiert, doch sie scheint viel mehr mit anderen Fragen beschäftigt zu sein. Sie ist Mutter, Ehefrau, Botschafterin gegen Rassismus, für Frauenrechte, Unternehmerin in eigener Sache. Und ja: auch noch Tennisspielerin.
Die Grenzen sind fliessend. So liess ihr Mann Alexis Ohanian, der mit dem sozialen Netzwerk Reddit zum Internet-Millionär wurde, in Indian Wells entlang dem Highway Plakate aufhängen mit dem Slogan: Greatest Momma of all time – grösste Mama aller Zeiten.
Gleichenorts soll es Williams schwergefallen sein, sich für die Dauer eines Matches von ihrer Tochter zu trennen. Auch für Serena Williams stellt sich die Frage, wie alle ihre Rollen miteinander zu vereinbaren sind, zumal sie sich am Leben ausserhalb der Tenniskarawane sichtlich zu ergötzen vermochte.
Serena Williams is the G.M.O.A.T. (Greatest Momma of All Time), according to billboards bought by her husband. https://t.co/5GWjx6LOSY
— Yahoo Sports (@YahooSports) 27. Februar 2018
📷: @alexisohanian pic.twitter.com/SfYxy91EzN
Sie war Gast bei der Royal Wedding, wo sie unter der Abendgarderobe Turnschuhe getragen haben soll. Mit Ion Tiriac lieferte sie sich einen verbalen Schlagabtausch. Und der Fernsehsender HBO strahlte eine fünfteilige Serie mit dem sinnigen Namen «Being Serena» aus. Dabei legte sie offen, was man offenlegen kann.
Zum Beispiel, dass sie bei der Geburt fast an einer Lungenembolie gestorben wäre. «Ich dachte, es wäre interessant, wenn ich bei diesem ganzen Prozess alle Vorhänge wegziehe und ich einfach ich bin», begründete sie in der «New York Times» ihre Inszenierung.
Und nun? Nun möchte sie beweisen, dass es auch im Tennis möglich ist, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen. «Ich bin überzeugt, dass ich die Kraft habe, alles zu schaffen», sagte sie. Und Trainer Patrick Mouratoglou stellte klar, dass Williams um den Titel spielen wolle.
Gelingt ihr das, hätte sie zwei Grand-Slam-Turniere in Folge gewonnen: eines mit Olympia im Bauch, das andere mit Olympia in der Box. Sie wäre damit in Wimbledon gesetzt, und die Diskussion würde sich erübrigen. Was für sie gut wäre, hätte nicht nur Vorteile. So sagte die Luxemburgerin Mandy Minella, selbst Mutter: «Wir würden gar nicht darüber sprechen, wenn es nicht um Serena gehen würde.» Und das wäre schlecht.
Stan Wawrinka trifft heute wie 2014 in der Startrunde auf den Spanier Guillermo Garcia-Lopez (34, ATP 67). Der damals amtierende Australian-Open-Sieger unterlag in vier Sätzen.
Wawrinka, der in Paris im Vorjahr den Final erreicht hat, sagt: «Seither ist viel passiert. Zudem habe ich gut trainiert und fühle mich sehr gut.» In der Direktbilanz führt er mit 7:3 Siegen, seit 2014 hat er Garcia-Lopez drei Mal in Folge bezwungen. (sih)