Einfach ist er nicht. Der Weg an die Weltspitze der Skifahrer ist für die meisten mit viel Geduld und immer wieder Rückschlägen und Enttäuschungen gespickt. Corinne Suter und Priska Nufer erzählen von ihrem Kampf an die Ski-Weltspitze.
Natürlich geht es auch anders. Alle paar Jahre erscheint ein Senkrechtstarter oder im Fall der Schweiz eine Senkrechtstarterin. Ihr Name: Lara Gut. Mit 16 Jahren debütierte sie im Weltcup, bereits im fünften Rennen fuhr sie auf das Podest, und mit 17 Jahren und 8 Monaten gewann sie erstmals bei den Profis.
Das ist die Ausnahme. Die Regel sieht einen anderen Karriereverlauf vor. Mal geht es vor, dann wieder zurück. Das Ziel aber ist bei allen das gleiche: einmal ganz zuoberst auf dem Weltcup-Podest zu stehen.
Der harte Weg an die Weltspitze
Die 20-jährige Corinne Suter und die 22-jährige Priska Nufer sind keine Senkrechtstarterinnen. Trotzdem sind auch sie an diesem Wochenende in Val d’Isère im Weltcup am Start. Gestern fuhren sie die Abfahrt, heute den Super-G. Davon später mehr.
Beginnen wir mit einem Rückblick. Als das Schweizer Skiteam, insbesondere jenes der Männer, Anfang 2013 in der Krise steckte, nannten die Verantwortlichen von Swiss-Ski als Grund für die Krise auch die Jugendförderung. Nicht die Förderung per se, sondern vielmehr der schlecht funktionierende Übertritt der Athleten von den Leistungszentren in den Europacup und von dort weiter in den Weltcup.
Swiss-Ski reagierte und schuf die neue Stelle Chef alpin und besetzte sie mit dem Österreicher Rudi Huber. Dieser betonte, dass es eine seiner Kernaufgaben sein werde, diese Übertritte zu verbessern. Noch ist es zu früh, eine abschliessende Bilanz zu ziehen. Huber selbst sagt, dass sich erste Erfolge abzeichnen.
Zurück zu Suter und Nufer, die den Weg in den Weltcup lange zuvor begonnen haben. Suter, die – anders als es der Name vermuten lässt – nicht mit
der Schweizer Weltcupathletin Fabienne Suter verwandt ist, wuchs wie Nufer in der Innerschweiz auf. Beide durchliefen sämtliche Juniorenstufen, bevor sie ins Sportgymnasium Engelberg wechselten. Neben dem Skitraining absolvierten sie die Sportmittelschule und schlossen die Hotelfachschule ab.
Über FIS- und Europacuprennen verbesserten sie sich nicht nur in den – sehr komplizierten – Punktelisten, welche im Skisport unter anderem Einfluss auf die Startnummer haben. Auch bei Swiss-Ski kletterten sie langsam die Kaderstufen nach oben.
Geduld bewahren und Erfahrungen sammeln
Nufer und Suter debütierten Ende 2011 im Weltcup. Suter mit 17, Nufer mit 19 Jahren. Für beide kam der Schritt noch zu früh, gute Resultate blieben aus. «Das ist normal», sagt der Schweizer Abfahrtstrainer Roland Platzer. Er nennt das Beispiel Anna Fenninger. Im letzten Winter gewann sie den Gesamtweltcup. Die Österreicherin debütierte mit 17 Jahren im Weltcup. Während sie zuvor im Europacup dominierte, verpasste sie in den ersten zehn Weltcuprennen neunmal die Punkteränge. Bis sie regelmässig Spitzenplätze erreichte, vergingen fast vier Jahre.
«Viele Athletinnen glauben, dass wenn sie im Europacup dominieren, es wie selbstverständlich auch im Weltcup klappt», sagt Platzer. «Eine wichtige Aufgabe ist es, früh mit den Athletinnen zu sprechen und ihnen zu sagen, dass es kein Selbstläufer wird.» Die Rückkehr in den Europacup darf nicht als Strafe verstanden werden, sondern als Chance. So bewegen sich auch Suter und Nufer seit ihrem Debüt zwischen Europacup und Weltcup hin und her. «Es geht für uns im Weltcup im Moment nur darum, die Strecken kennen zu lernen», sagt Suter.
«Viele Athletinnen haben nicht die nötige Geduld», sagt Platzer. So bestehe das Risiko, dass sie sich zu sehr unter Druck setzen. «Im Training können die jungen Fahrerinnen manchmal mit Dominique Gisin und Co. mithalten und haben dann das Gefühl, das klappt auch im Rennen. Das ist im Normalfall ein Trugschluss.»
Ein Auf und Ab
Seit ihrem Debüt bekommen Nufer und Suter immer mal wieder eine Chance im Weltcup. Alles ist genau geplant. Auch die Rückkehr in den Europacup, um die erwähnten Punkte zu sammeln. «Wir müssen flexibel sein», sagt Nufer. «Als wir in Schweden für Europacuprennen waren, hiess es plötzlich, morgen fliegt ihr nach Kanada für die Weltcuprennen in Lake Louise.» Suter fährt in der ersten Abfahrt als 30. in die Punkteränge. Ein Erfolg. Nufer läuft es weniger gut. Weltcuppunkte hat aber auch sie schon gesammelt. In St. Moritz war sie vor gut einem Jahr 21., eine Woche später in Val d’Isère 28.
Gestern zahlten Suter und Nufer in der Abfahrt von Val d’Isère wieder Lehrgeld. Die Punkteränge verpassten beide. Suter war über den 35. Platz enttäuscht und holte Trost bei Marianne Abderhalden. Nufer klassierte sich auf dem 38. Schlussrang.
Seit ihren Debüts im Weltcup sind nun drei Jahre vergangen. Regelmässige Erfolge fehlen. Doch Roland Platzer sagt: «Kontinuität und Geduld zahlen sich oft aus.» Garantien gibt es aber nicht. Dass wissen auch Suter und Nufer.