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Sturheit ist für ambitionierte Sportler eine gute Eigenschaft: Bei ihnen wird sie Beharrlichkeit genannt. Yves Brasser hat diesen Charakterzug, seit er ein kleiner Junge ist.
So wandte er sich einst als Junior im FC Engstringen ab vom Fussball, den sein Vater so liebt. Yves Brassers Sport war und ist Eishockey. Die Hürden waren für einen Quereinsteiger besonders hoch. In der Organisation der ZSC Lions kriegte der Weininger zu hören, dass er zu alt sei - mit 7 Jahren.
Abenteuer in Kanada
Offenkundig waren seine eingeschränkten Fertigkeiten auf den Schlittschuhen das Problem. Die Eltern ermöglichten ihm Privatunterricht in Wetzikon bei Eiskunstläuferinnen. Der Erfolg liess sich später sehen: Während der Saison 2011/12 lebte der Limmattaler in Kanada, wo er in einer Nachwuchsliga spielte. «Dort sagte der Cheftrainer mir, dass ich ein sehr guter Läufer sei und das Spiel exzellent lesen könne», erzählt der 1,74 Meter grosse Verteidiger.
Die Monate in der Heimat des Eishockeys prägten ihn. Als Spieler, aber auch als Mensch. Das Einzelkind musste selbstständig werden, eigene Entscheidungen treffen. Auch, was die Gastfamilie anbelangt. Die erste sei nicht besonders sportaffin gewesen, weshalb er einen Wechsel forcierte. In der zweiten, wo die beiden Kinder selbst Eishockey spielen, sei er glücklich gewesen.
Die Ausbildung im Blick
Nach Ablauf der Saison hätte er sich weiter in Nordamerika versuchen können. Doch die Ausbildung rief. In der Schweiz war er zuvor nach dem Beginn an der Kanti Limmattal an eine Privatschule gewechselt, «um mehr Zeit für Sport und Schule zu haben», sagt er. Nach seiner Zeit in Kanada wurde Brasser in das Programm für begabte Sportler der Minerva Schule Zürich aufgenommen, wo er während vier Jahren den KV-Abschluss macht.
Privattraining, Privatschule, Auslandsaison. Yves Brasser kriegt, wovon andere nur träumen können. Was haben die Eltern davon, ausser Spesen? «Wir fördern unseren Sohn in dem, was ihm Spass macht und wovon er profitieren kann», erklärt Vater Daniel Brasser, der durch seinen Sohn den Zugang zum Eishockey gefunden hat: «Im Gegensatz zum Fussball kann ein Team auch nach einem Drei-Tore-Rückstand noch gewinnen. Ausserdem ist es viel intensiver und schneller», hat er festgestellt.
Ein Irrweg?
Zurück zu seinem Sohn: Wie begabt kann ein 18-Jähriger sein, der lediglich für die B-Elite der ZSC Lions sowie in der 2. Liga für den EHC Urdorf spielt? Der Weininger ahnt zwar, dass eine NLA-Laufbahn wenig realistisch ist. Entmutigen lässt er sich indes nicht: «Ich halte mich nicht damit auf, was nicht möglich ist, sondern mache weiter und schaue, wohin mich mein Weg führt.»
Eine Profikarriere ist schliesslich auch in der NLB oder sogar der 1. Liga möglich. Sein Urdorfer Teamkollege Serge Hass (früher unter anderen in Basel und Huttwil) hat das bewiesen.
Keine Unterstützung für den EHCU
Fürs Erste führt Brassers Weg ihn am Sonntag nach Dübendorf, wo der Lions-Nachwuchs spielt. Das bedeutet, dass er nicht ins Verzascatal reist, wo ihn der EHCU im kapitalen Match um die Rettung vor der Abstiegsrunde (17 Uhr, Sonogno) gut brauchen könnte. Der Neuzugang entwickelte sich bis zum Ausfall nach dem Schock-Unfall gegen Schaffhausen (Rückenprellung) zu einem der defensiv zuverlässigsten und zum offensiv gefährlichsten Verteidiger.
Er bekundete im Gegensatz zu anderen B-Lizenz-Spielern keine Integrationsprobleme. «Ich wurde gut aufgenommen - aber mein Team ist die Elite», stellt Brasser klar. Er ist davon überzeugt, dass Urdorf nicht in die Abstiegsrunde muss, gegebenenfalls auch ohne sein Zutun.
Sollte der bekennende HC-Davos-Fan dereinst dennoch fix bei den «Stieren» spielen, würde er seine Familiengeschichte fortführen: Brassers Onkel Remo Quirici ist den Alteingesessenen auf der Kunsteisbahn Weihermatt bestens bekannt. Mit dem Zuzug vom ZSC erlebte der EHC Urdorf Mitte der 1980er-Jahre grosse Zeiten in der 1. Liga.