Im Limmattal steht man dem Pilotprojekt mit freiem Ein- und Auswechseln in der 3. Liga differenziert gegenüber. In einer Umfrage auf regional-fussball.ch erachten lediglich 8,7 Prozent das Projekt als sinnvoll.
Der Zürcher Regionalfussballverband führt in dieser Saison in der 3.Liga einen Versuch durch. Wie in den Juniorligen dürfen Spieler beliebig oft ein- und ausgewechselt werden. Die Idee basiert auf einer sozialen Komponente; nämlich der, möglichst vielen Spielern die Gelegenheit zu bieten, zu spielen. Fabio Stiz, Coach des FC Birmensdorf, findet die Sache «gut». Damit gehört er zu den 8,7 Prozent, die bei der laufenden Umfrage auf regional-fussball.ch diese Meinung vertreten. «Ich war früher Junioren-Trainer bei GC und bin sehr dafür, dass alle Spieler, je nach Gegebenheit, Einsatzmöglichkeiten erhalten. Mit dieser Regeländerung ist diese Möglichkeit gegeben.»
Chance für alle Spieler
Das Altersspektrum im Kader von Stiz reicht von 18 bis 35 Jahren. Mit dem freien Ein- und Auswechseln habe man die Chance, alle Spieler in Form von Einsätzen wertzuschätzen. Auch jene, die in der Regel nicht zu den Top 13 oder 14 im Kader zählten. «Und solche gibt es ja fast überall», sagt Stiz. Weniger toll findet der Coach der Birmensdorfer die Regel dann, wenn sie dazu benutzt wird, das Spiel zu verzögern.
Letzteres, indem man etwa eine knappe Führung mit ständigem Ein- und Auswechseln über die Zeit zu retten versucht. «Das kommt zwar so gut wie nie vor, aber einmal haben wir das in dieser Saison schon erlebt», sagt Stiz. Hier sei dann der Schiedsrichter gefordert, zu handeln, wenn die Auswechslungen offensichtlich zweckverfremdet würden. Dem Teamgeist aber sei diese Regel sicherlich nicht abträglich.
Qualität geht verloren
Überflüssig findet die neue, sich im Test befindende Regel Jose Varela vom FC Engstringen. Damit gehört der Vertreter der eng auf Leistung fokussierten Zunft im 3.-Liga-Coach-Bereich zu den 74,4 Prozent, die sich auf regional-fussball.ch derzeit so äussern. «Die Qualität innerhalb der Spiele und der Liga geht verloren», hält Varela fest.
Wenn man 15, 16 gleichwertige Spieler im Kader habe, sei die Regel okay. «Aber wer hat das schon»? Und auch Varela streicht die Missbrauchs-Möglichkeit hervor. Wenn eine Mannschaft Druck mache, könne man mit permanentem Auswechseln den Rhythmus des Gegners brechen und so probieren, über die Zeit zu kommen. «Mit vier statt drei Wechseln könnte ich gut leben; aber beliebig viele sind mir zu viel», findet Varela.
Eine Abwertung der Liga
Ähnlich sieht es auch Roger Balmer vom Gruppe-2-Leader Geroldswil. «Ich war von Beginn weg skeptisch. Freies Auswechseln kommt einer Abwertung der Liga gleich, und die 3. Liga ist eine gute Liga.» Darum tendiert Balmer, wie sein Amtskollege Varela, auch zu «vier, vielleicht fünf Wechseln». Dieser Ansicht sind auf regional-fussball.ch 16,9 Prozent. Wobei Balmer einräumt, dass es «die Trainer immer noch ganz allein in der Hand haben, wie sie mit dieser Regel umgehen wollen.» Bei ihm habe sich wenig geändert. «Ich will nach wie vor nicht mit sieben oder acht Ersatzspielern an einen Match.» Das gebe ein Tohuwabohu. Drei oder vier reichten ihm daher aus.
Anders gefordert
Einen Vorteil der neuen Regel sieht Balmer freilich dann, wenn ein Spieler sich verletzt und etwas länger Pflege benötigt, später aber wieder weiterspielen kann. «Das haben wir in dieser Saison auch schon so gemacht.» Grundsätzlich aber hat man beim FC Geroldswil in den bisher acht Spielen in dieser Meisterschaft nie mehr als vier Auswechselungen pro Match vorgenommen. «Vielleicht wäre das anders, wenn wir einmal in Rückstand lägen», sagt Roger Balmer.
Als Trainer sei man mit einem freien Auswechselkontingent auf jeden Fall anders gefordert als mit einem limitierten. Theoretisch bestünde auch die Möglichkeit, wie im Eishockey ganze Blöcke ein- und auszuwechseln. Darum wird die Geschichte tendenziell wohl so enden: Mit einer Erhöhung des Wechselkontingents, das scheint gefragt, freilich jedoch ohne Wegfall eines Kontingents.