Der Schweizer Torhüter Andreas Hirzel (22) erhält bei seinem neuen Klub, dem HSV, viel Einsatzzeit in Testspielen. Dies, weil die Nummern 1 und 2 verletzt sind. Grosse Hoffnungen auf Einsätze in der 1. Bundesliga macht er sich dennoch keine.
Seit 51 Jahren ist der Hamburger Sport-Verein (HSV) ununterbrochen in der höchsten Spielklasse anzutreffen. Auch nach den letzten beiden Saisons, wo sich die Norddeutschen jeweils in extremis vor dem Abstieg retten konnten, steht dieser Rekord noch immer. Teil dieses traditionsreichen Klubs ist nun auch ein Limmattaler. Der Urdorfer Torhüter Andreas Hirzel unterschrieb bei den Hanseaten einen Dreijahresvertrag.
Nach dem Abgang von Nationalspieler Valon Behrami ist mit dem 22-jährigen Hirzel – neben Johan Djourou – wieder ein zweiter Schweizer im Team von Trainer Bruno Labbadia. Djourou sei neben seinem Zimmerpartner Gideon Jung auch gleich zu einer Bezugsperson geworden, sagt Hirzel. Die beiden Schweizer sprechen oft miteinander – auf Deutsch, denn Hirzels Französischkenntnisse beschränken sich auf das, was er in der Schule gelernt hat.
Das Interesse des HSV am Vaduz-Torhüter war schon länger bekannt gewesen. «Der Wechsel an sich ging dann aber schon ziemlich schnell», erzählt Hirzel. «Sportdirektor Peter Knäbel (der frühere technische Direktor der Schweizer Nationalmannschaft, Anm. d. Red.), hat mich angerufen, als der HSV im ersten Trainingslager in Laax war.» Nachdem sich Knäbel zusammen mit Torwarttrainer Stefan Wächter zwei Spiele von Hirzel angeschaut hatte, waren sie überzeugt und forcierten einen Wechsel des Urdorfers nach Deutschland.
Hirzel brauchte nicht lange, um zu wissen, dass dieser Schritt eine Chance für ihn darstellt. «Stefan Wächter war von mir überzeugt und hat viel über mich gewusst. Das hat mir bei meiner Entscheidung geholfen», sagt der 1,90 Meter grosse Hirzel und fügt an, «mich in einer Bundesliga-Mannschaft beweisen zu können, ist sportlich gesehen eine grosse Herausforderung. Diese nehme ich gerne an.»
Der Urdorfer reiste direkt vom Medizincheck zur Mannschaft ins Trainingslager. Hirzel war keine 24 Stunden beim Team, da konnte er sich bereits ein erstes Mal beweisen. Im Testspiel gegen Bielefeld stand er über 90 Minuten zwischen den Pfosten. Trotz der 0:2-Niederlage war er zufrieden. «Ich habe gutes Feedback von den Trainern bekommen. Das Spiel war auch sonst ein optimaler Start für mich», sagt der junge Torhüter. «So konnte ich meine Mitspieler schnell kennenlernen und sie mich auch.»
Es habe ihm geholfen, die Anfangsphase gut zu überstehen. «Dass ich gleich zu Beginn eine wichtige Aufgabe bekommen habe, hat es mir schon leichter gemacht, mich einzuleben.» Auch der Fan-Event am ersten Tag des Trainingslagers weckte durchaus positive Gefühle bei Hirzel. Über 800 Besucher kamen zum öffentlichen Training, wobei viele eingefleischte Anhänger den Neuzugang aus der Super League bereits kannten. «Es ist schön, zu sehen, dass sich die Fans so über mich informiert haben», sagt Hirzel schmunzelnd.
Grosse Hoffnungen auf Bundesligaeinsätze macht sich der 22-Jährige noch nicht. «Das Ziel ist es, mich ein Jahr lang als Nummer 3 einzuleben, Druck nach oben zu machen und gegebenenfalls Spielpraxis in der zweiten Mannschaft von Hamburg zu sammeln», betont Hirzel. «Von den beiden erfahrenen Torhütern René Adler und Jaroslav Drobny kann ich nur profitieren. Adler ist einer der besten Torhüter in der Bundesliga.»
Mit einem weiteren Testspiel gegen den Regionalliga-Verein Hessen Kassel am vergangenen Freitag schloss der HSV sein zweites Trainingslager ab. Da Adler und auch Drobny noch immer verletzungsbedingt ausfielen, war es erneut der Schweizer, der zwischen den Pfosten stand. Diesmal musste Hirzel nicht hinter sich greifen, und das Team von Bruno Labbadia gewann ungefährdet mit 2:0. «Ein guter Abschluss des Trainingslagers», resümiert Hirzel.
Nun geniesst er das freie Wochenende, um sich seine neue Heimat etwas genauer anzuschauen. Am 14. August beginnt für den Hamburger Sport-Verein dann die Bundesligasaison gleich mit einem Duell gegen den FC Bayern München. Dass in diesem Spiel um jeden Preis ein positives Resultat herausschauen soll, hat der Schweizer Neuzugang bereits verinnerlicht.