Die grosse Analyse der vergangenen drei Saisons hat es zutage gefördert: Wenn der FC Urdorf diese Punkte erfüllt, kann er nicht absteigen und zum vierten Mal in Folge in der 2. Liga bleiben.
Es mag ketzerisch erscheinen, am Ostersonntag von Sonnenanbetern zu lesen. Doch der Aberglaube ist nun mal im Sport verbreitet. Der FC Urdorf, der voraussichtlich am kommenden Donnerstag in die Rückrunde startet, beruft sich besonders gern darauf. Dreimal in Folge haben die Limmattaler seit dem Wiederaufstieg 2009 den Verbleib in der 2. Liga am letzten Spieltag sichergestellt: gegen Wädenswil (3:2 nach 0:2), Dietikon (4:0) und Red Star II (3:0). Folglich nehmen die «Stiere» jedes Zeichen ernst, das eine vierte Rettung voraussagt. Zum Beispiel die Sonne, die in der nachfolgenden Auflistung gleich zweimal vorkommt. Diese Punkte entsprechen Erfolgsfaktoren, die in den vergangenen drei Saison-Rückrunden übereinstimmten und auf die kommende gemünzt werden. Einigen dieser Fakten liegt eine intensive Analyse zugrunde, andere davon sind dem gesunden Menschenverstand entsprungen.
Personen
Feriensperre für Jenny, Galindo und Agosti: Captain Thomas Jenny und Dominic Galindo sind die einzigen verbliebenen Spieler, die in den drei Entscheidungsspielen auf dem Platz standen. Sie dürfen im Juni ebenso wenig fehlen wie Co-Trainer Remo Agosti, der stets an der Seitenlinie stand. Er und Jenny haben überdies bereits in der Saison 2003/04 einen Klassenerhalt gefeiert.
Rhiner ist der bessere Hitchcock: Mit Röbi Rhiner an der Seitenlinie kann kein Team absteigen. Nach drei Mal mit den Dietiker Reserven hat er es zwei Mal mit Urdorf im letzten Moment geschafft. Nur am «Wunder von Wädenswil» war er nicht beteiligt: Da betreute Andi Wiederkehr die Mannschaft.
Füglistaller und Vogel zurückholen, Cicolecchia überreden: Neben den vorgenannten Akteuren taten der langjährige Captain Adrian Vogel sowie Marc Füglistaller und Leandro Cicolecchia jeweils im letzten Match mit. Der Auftrag an Präsident und Sportchef Sandro Agosti lautet folglich: Füglistaller aus Birmensdorf zurückholen; die Senioren Vogel und Cicolecchia zum Comeback überreden – im Falle von Letzterem einmal mehr.
Glückwünsche an Galindo: Dominic Galindo feiert im Trainingslager jeweils seinen Geburtstag. Dieser Punkt ist bereits erfüllt worden. Nicht ganz überraschend ist sein Jubeltag wieder auf dasselbe Datum gefallen.
Unparteiischen-Buchstabensuppe: Der Name des Schiedsrichters im letzten Saisonspiel darf nicht länger als sechs Buchstaben sein und muss zwei Vokale sowie den Buchstaben «R» beinhalten.
Ort
Pflichtbesuch auf Gran Canaria: In den Winterpausen der vergangenen zehn Saisons weilte der FCU sechs Mal unter der Sonne von Gran Canaria im Trainingslager. Danach blieb er vier Mal oben, ein Mal kehrte er in die 2. Liga zurück, ein Mal nur knapp nicht. Vor den Abstiegen 2005 und 2008 hingegen war man in Malaga und auf Zypern. Sonnenklar, dass sich das Team dieses Jahr erneut auf Gran Canaria vorbereitete.
Spiele
Die Messer-am-Hals-Taktik: Die «Stiere» lieben die Dramatik. Sie dürfen keine der ersten drei Partien gewinnen (die dritte müssen sie sogar zwingend verlieren). Denn so manövrieren sie sich in eine vermeintlich aussichtslose Position, um am Ende – welch Anspielung in diesen Tagen – die Auferstehung zu feiern.
Der längere Atem: In der Monatswertung schneidet der Juni am besten ab. Kondition und Nervenkostüm der Limmattaler sind also stark.
Das Glück in der Fremde: Die Urdorfer feierten den Klassenverbleib in den letzten drei Saisons stets auswärts. Auch diesmal findet das letzte Match auf fremdem Platz statt: in Rüti.
Die 20 als Glückszahl: In der 20. Runde gewinnt Urdorf, noch dazu an einem Sonntag. Pech für Lachen/Altendorf, dass der Verein darauf besteht, seine Matches an diesem Tag zu bestreiten. Die Schwyzer werden am 12. Mai folglich den Kürzeren ziehen.
Der Werkstag-Blues: Wochentagsspiele sind in jeder Mannschaft unbeliebt,
dienen aber als beliebte Ausrede für Niederlagen. Beim FCU zu Recht: Er gewann in vier Anläufen nie. Neben dem Nachholspiel am kommenden Donnerstag gegen Kilchberg-Rüschlikon steht Mitte Mai in Horgen ein weiteres kalkulierbares Negativerlebnis auf dem Spielplan.
Hilfe von oben: Wenngleich dem Aberglauben erlegen, bringt den Limmattalern der Sonntag am meisten Punkte ein. Von insgesamt 49 Zählern entfallen 30 auf den siebten Wochentag.
Zu Hause ists ungemütlich: Früher galt das heimische Chlösterli als fast uneinnehmbare Festung. Das ist lange vorbei und auch gut so: Seit dem Wiederaufstieg weist man in der Heimspielwertung stets eine negative Bilanz auf.
Wiedikon den Vortritt lassen: Gegen Wiedikon – neben Horgen und Kilchberg der einzige konstante Gegner seit 2009 – dürfen die Urdorfer nicht gewinnen.
Zwei Tore gegen Seebuben: Gegen Horgen ist der FCU doppelt gefordert. Der Ausgang der Partie darf nicht positiv ausfallen (siehe «Der Werkstags-Blues»), und er muss exakt zwei Tore erzielen.
Nur nicht überheblich werden: Urdorf darf nicht mehr als zwei Spiele in Folge gewinnen. Das war letztmals 2008 in der 2. Liga der Fall, als drei Erfolge hintereinander gelangen – und schliesslich der Abstieg resultierte.
Wetter
Sehnen nach Sonnenbrand: Die gleissende Sonne am Himmel und mindestens 31 Grad Temperatur – an den letzten Spieltagen der vergangenen drei Saisons herrschten vergleichbare meteorologische Voraussetzungen. Der Geist von Gran Canaria (unter «Ort») holt die Urdorfer Sonnenanbeter also jeweils Ende Saison wieder ein. Deshalb ist klar: Am 23. Juni ist Sonnenbrandgefahr Pflicht.