Wasserball
Der Zappelphilipp soll der Mannschaft Halt geben

Für Torhüter Oliver Hofstetter und seine Teamkollegen des WSC Dietikon beginnt morgen die 1.-Liga-Saison. Ein Platz unter den ersten drei soll es werden, und dies mit einem Routinier im Tor der Limmattaler.

Raphael Biermayr
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Oliver Hofstetter und seine Teamkollegen mussten kurz vor Schluss den entscheidenden Gegentreffer hinnehmen.

Oliver Hofstetter und seine Teamkollegen mussten kurz vor Schluss den entscheidenden Gegentreffer hinnehmen.

Roland Jaus

Der vergangene Montag verlief selbst für Oliver Hofstetters Verhältnisse extrem. Die Route: Am Morgen mit Hund von Dietikon nach Effretikon zur Arbeit, am Abend den gleichen Weg zurück. Anschliessend wieder nach Effretikon, wo er von einem Teamkollegen aufgeladen wird, dann nach Konstanz zum Spiel der zweiten Mannschaft des WSC Dietikon, und schliesslich über Effretikon zurück nach Hause.

Wie viele Wasserballer geht Hofstetter weite Wege für die Leidenschaft. Zu den grossen Zeiten des WSC Dietikon in der NLB führten die Reisen nicht selten ins Tessin oder in die Westschweiz. Auch damals stand meistens Hofstetter im Tor. Vor zehn Jahren löste er Danilo Rozgaja ab und wäre wohl bis heute die Nummer eins gewesen, hätte er sich 2008 nicht eine handgreifliche Auseinandersetzung mit einem Gegenspieler geliefert.

Die beiden waren in einem Trainingsspiel aneinandergeraten. Konsequenz: Hofstetter musste den Verein verlassen. «Ich bin ein impulsiver Goalie», sagt der 27-jährige Hofstetter über seine Mentalität und fügt schmunzelnd hinzu, «heute bin ich etwas ruhiger – wahrscheinlich das Alter».

Comeback in der Saison 2013

Die unrühmliche Geschichte von damals ist vergessen. Nach vier Jahren Pause – die Dauer kannte vor allem berufliche Gründe – kehrte Hofstetter auf die Spielzeit 2013 zurück ins Becken. Wie einige andere Spieler, die dem früheren NLB-Team angehört hatten. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten: 13 Siege aus 14 Spielen, darunter ein 41:5 gegen Schaffhausen. Der Aufstieg war eine Formsache.

Als der WSCD sich nach einer missratenen Saison 2007 freiwillig aus der NLB zurückgezogen hatte, hätte wohl keiner gedacht, dass der Verein so lange in der 2. Liga zubringen würde. Es machte stets den Anschein, dass die Mannschaft hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben wäre. Oliver Hofstetter relativiert in seinem Fernurteil: «Es gab immer viele Wechsel, ausserdem wurde die Mannschaft stark verjüngt. Das wirkt sich natürlich auf die Ergebnisse aus.»

Hofstetter schliesst die Lücke

Dass die Dietiker dereinst wieder in der zweithöchsten Liga spielen werden, bezweifelt Hofstetter. «Das würde einen höheren Aufwand bei Finanzen und Training nach sich ziehen.Ich denke nicht, dass das alle wollen würden. Konkret müsste man das anschauen, wenn es so weit wäre.» Für die morgen in Dornbirn beginnende 1.-Liga-Saison sieht der Torhüter sein Team um den Ex-NLA-Spieler Christian Grau auf einem Platz unter den ersten drei. Ein Grund für die oft durchzogenen Leistungen der Limmattaler in den vergangenen Jahren war das Fehlen eines Stammtorhüters. Nicht selten musste mangels Alternative ein Spieler zwischen die Pfosten.

Kees Bergisch ist zurück

Mit Hofstetter ist die Kontinuität zurück auf dem Goalieposten. Kurze Zeit sah es so aus, als ob er zum ersten Mal seit 2004 einen Konkurrenten haben würde, «einen sehr guten, namhaften», sagt der Dietiker, ohne einen Namen zu nennen. Doch der Mann tauchte nie im Training auf. Aus dem Nichts hat hingegen ein alter Bekannter den Weg zurück ins Fondli-Bad gefunden: Kees Bergisch. Der charismatische Holländer leitete zu Beginn des Jahrtausends während fünf Spielzeiten die Geschicke des Teams und etablierte es in der NLB. Der mittlerweile 56-Jährige wird den WSCD nun als Spieler unterstützen. «Seine Erfahrung in der Verteidigung ist Gold wert», benennt Hofstetter den Wert Bergischs.

Der lange Tag Hofstetters vorgestern wurde nicht belohnt: In Konstanz resultierte für die 2.-Liga-Equipe eine 8:11-Niederlage. Für den Torhüter, dessen Schwester Jennifer für das Frauen-NLA-Team von Yellow Winterthur Bälle abwehrt, war es der Auftakt zu einer langen Saison. Als einziger gelernter Keeper wird er alle Matches der ersten und zweiten Mannschaft bestreiten.

Einzige Ausnahmen sind nicht verschiebbare Übungen der Feuerwehr Dietikon, wo der Innendienstmitarbeiter einer Wintergartenfirma sich ebenfalls engagiert. «Ich kann nicht still sitzen», sagt Hofstetter, seine Freundin sei verständnisvoll. Wer mit einem Zappelphilipp zusammenlebt, hat keine andere Wahl.

Der WSCD trägt sein erstes 1.-Liga-Saisonheimspiel am kommenden Montag gegen Kreuzlingen III aus (20.30 Uhr, Fondli).