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Der erfolglose Sami Hyypiä ist nicht mehr Trainer des Abstiegskandidaten – wer ihn nun beerbt, kann zum grossen Helden avancieren.
Das Ende ist sinnbildlich für Sami Hyypiäs Wirken beim FC Zürich: Erst lässt der finnische Trainer nach dem 0:4 gegen Lugano lange auf sich warten – so wie im vergangenen August, als er wegen des Familienumzugs von England nach Finnland erst zwei Wochen nach der Vertragsunterschrift die Arbeit beim FCZ aufnahm. Dann schreitet Hyypiä doch noch zur Pressekonferenz. Und spricht in Rätseln – wie eigentlich immer in den vergangenen acht Monaten. «Alles ist möglich.» – «Wir werden sehen.» – «Im Fussball kann man nie etwas voraussagen.»
Die FCZ-Krise in Bildern:
Manchmal ist es besser, nichts zu sagen. So aber sind Missverständnisse programmiert.
Gut möglich, dass Hyypiä am späten Mittwochabend bereits wusste, dass er nicht mehr länger für den FCZ arbeiten wird. Weil er keine Lust mehr hatte, alle drei Tage für die mangelnde Berufseinstellung seiner Spieler den Kopf hinhalten zu müssen. Jedenfalls musste das annehmen, wer Hyypiä nach dem Debakel gegen Lugano erlebte. Also wählte er am Tag nach dem Erreichen des Tiefpunkts einen eleganten Weg, um seine Entlassung zu provozieren: Er stellte der Mannschaft die Vertrauensfrage.
Geschlagene zwei Stunden dauerte gemäss Augenzeugen die Aussprache auf dem Trainingsgelände. Was dabei herauskam, vermochte nicht mehr zu überraschen: Die Spieler nahmen den Steilpass auf und sprachen sich gegen den Trainer aus, dem sie nie besonders nah waren und von dem sie sich in den vergangenen Wochen emotional immer weiter entfernten.
Auch Präsident Ancillo Canepa kommt Hyypiäs Handeln entgegen: Obwohl sich der FCZ von den Tessinern zwischen der 87. und der 94. Minute (vom 0:1 zum 0:4) regelrecht abschlachten liess, stellte sich Canepa wenige Minuten nach dem Schlusspfiff hinter seinen Trainer. Jetzt, wo er ihn trotzdem entlassen musste, kann Canepa auf die Spieler verweisen. Fazit: Statt Bälle (die Spieler gingen nur Joggen) wurden gestern auf der Allmend Brunau von Trainer, Präsident und Mannschaft die Alibis im Kreis herumgeschoben.
Andererseits: An Hyypiä festzuhalten, war angesichts der Dramatik der Situation auch keine Option. Der FCZ ist nach sieben Spielen ohne Sieg und zuletzt vier Niederlagen in Serie am Tabellenende angelangt. Und nur noch drei Partien sind zu absolvieren.
Im Abstiegskampf mit Vaduz und Lugano, in dem der mentale Zustand mindestens genauso wichtig ist wie die Qualität des Kaders, hat der FCZ zurzeit die schlechtesten Karten. Dies ändern kann wohl nur ein neuer Trainer, der die Spieler aus ihrer Schockstarre und Lethargie holt und sie starkredet. Kein Fussballprofessor. Sondern ein Feuerwehrmann. Ein Einpeitscher. Einer für nur diese drei Spiele.
Carlos Bernegger und Bernard Challandes sind beide prädestiniert für diese Aufgabe. Bernegger war am Mittwoch im Letzigrund und konnte sich ein Bild machen von der völlig verunsicherten FCZ-Mannschaft. Challandes, der FCZ-Meistertrainer von 2009, soll seine Dienste sogar gratis zur Verfügung stellen.
Wer auch immer das Schicksal des FCZ in die Hände gelegt bekommt: Er kann innert dreier Wochen zum Helden werden. Denn nicht zu vergessen: Der FCZ kann mit einem gelungenen Schlussspurt nicht nur den Ligaverbleib sichern, sondern im Final gegen Lugano auch noch den Cup gewinnen. Was ihn direkt in die Europa-League-Gruppenphase katapultieren würde. Aus heutiger Sicht wäre dies der Weg von der Hölle in den Himmel. Oder aber der neue Trainer wird zum letzten Glied in der Kette, die den FCZ in die Zweitklassigkeit zieht. Erstmals seit 1988.
Das sind die möglichen Nachfolger von Sami Hyypiä:
Nochmals zurück zu Hyypiä: Nach Bayer Leverkusen und Brighton & Hove Albion verlässt er auch seine dritte Station als Cheftrainer vorzeitig. Der Ruf des Finnen, der als Spieler wegen seines Arbeitsethos so viele Sympathien sammelte, ist erst einmal dahin.
Seinen wohl grössten Fehler beim FCZ machte er bereits ganz am Anfang: Er verzichtete darauf, einen Assistenten mit in die Schweiz zu nehmen. Zumindest eine Person seines Vertrauens hätte Hyypiä als Ankömmling in einer ihm fremden Welt geholfen. Eine Person, mit der er sich nicht nur im Job, sondern auch privat blind versteht. Schliesslich ist Hyypiä ohne Familie nach Zürich gekommen.
Dieser kann er sich dafür nun in Finnland wieder ausreichend widmen. Denn ob der 42-Jährige so schnell wieder einen attraktiven Job findet, ist mehr als fraglich.
Eine Erinnerung an erfolgreichere Zeiten. Vor 10 Jahren stand der FC Zürich am anderen Ende der Tabelle: