Champions League
Keine Punkte für die Berner: Am Ende sind die Bullen zu stark für YB

Die Young Boys schnuppern zum Champions-League-Auftakt gegen RB Leipzig an einem Punktgewinn, verlieren am Ende aber 1:3.

Dominic Wirth
Drucken
YB-Captain Mohamed Camara im Zweikampf mit Mohamed Simakan.

YB-Captain Mohamed Camara im Zweikampf mit Mohamed Simakan.

Freshfocus

Knapp wars, ein bisschen zumindest. Die Young Boys verlieren ihr erstes Gruppenspiel in der Champions League gegen RB Leipzig mit 1:3. Das klingt erst Mal deutlich, doch zur Geschichte dieses Spiels gehört auch, dass die Deutschen in Bern einen komplizierteren Abend erleben, als es ihnen lieb sein kann. Erst in der Nachspielzeit entscheiden sie die Partie, als sie einen dieser Konter fahren, für die sie gefürchtet sind. Der Slowene Benjamin Sesko schiebt ein, 1:3.

Aus, vorbei, doch nach dem Schlusspfiff gibt es im Wankdorf warmen Applaus für die YB-Fussballer. Sie haben sich wacker geschlagen, oder, um in den Worten von Trainer Raphael Wicky zu sprechen: eine «über weite Strecken couragierte Leistung» gezeigt.

Es gibt sogar einen Moment, in dem sie in Führung gehen könnten, tief in der zweiten Halbzeit ist das. Doch dazu später mehr. Dass sie am Ende doch verlieren, hat schon seine Richtigkeit, das zeigt allein das Torschussverhältnis, 21:8 lautet es für Red Bull Leipzig.

Der furiose Start der Leipziger

RB Leipzig, das steht ja offiziell für Rasenballsport, und nicht etwa für Red Bull, den Getränkekonzern, dank dem es den Klub überhaupt gibt. Wie auch immer: Die Leipziger legen im Wankdorf los wie Bullen, sie trampeln YB in der Startphase einfach nieder.

Nach 143 Sekunden sind sie schon vier Mal gefährlich vor dem Berner Tor aufgetaucht, und beim vierten Mal gehen sie mit 1:0 in Führung. Anthony Racioppi im Berner Tor sieht dabei nicht gut aus, und so findet nach einem Corner der Kopfball von Verteidiger Mohamed Simakan den Weg ins Tor.

Vor dem Spiel waren die üblichen Nettigkeiten ausgetauscht worden. Dazu gehört jeweils auch, dass beide Trainer ausführlich die Qualität des Gegners loben. Auch Marco Rose, der Trainer von Red Bull Leipzig, hatte sich in dieser Disziplin betätigt. Jetzt steht dieser Rose ziemlich entspannt auf dem Berner Kunstrasen, er hat eine frühe Führung im Rücken und die Hände tief in die Hosentaschen gesteckt.

Rose hat allen Grund zur Gelassenheit, weil YB nervös wirkt, fahrig, eingeschüchtert gar. Seine eigenen Fussballer machen nach der furiosen Startphase eine Verwandlung durch. Sie sind jetzt keine Bullen mehr, sondern Wespen; sie trampeln nicht mehr, aber wenn sie eine Chance sehen, stechen sie zu, mit Xavi Simons, dem flinken Holländer, oder Lois Openda, dem ebenso flinken Belgier.

Nach 30 Minuten kommt YB immer besser ins Spiel

Vielleicht geht das in diesen Minuten alles etwas gar leicht für die Deutschen. Sie lassen jedenfalls bald einmal nach, und im Gegenzug YB wird mit jeder Minute besser, es beisst sich regelrecht in dieses Spiel hinein – und übernimmt nach 30 Minuten endgültig das Kommando. Die Berner spielen jetzt physischen, aggressiven Fussball. Sie kommen immer öfter zu vielversprechenden Situationen, und als dem umtriebigen Meschack Elia nach 33 Minuten der Ausgleich gelingt, ist das keine Überraschung mehr, im Gegenteil: das Tor hat sich in den Minuten zuvor angekündigt.

Auch Marco Rose spricht nach der Partie von einem verdienten Ausgleich. Die Phase zwischen der 30. und der 45. Minute ist jene, in der YB an diesem Abend am besten aussieht. Es gewinnt Zweikämpfe, die es vorher noch verloren hat; es zeigt den Mut, den Trainer Wicky vor dem Spiel versprochen hat. Der Pausenpfiff kommt den Bernern überhaupt nicht gelegen, weil er dem Gegner die Gelegenheit gibt, sich zu sammeln.

Wickys Ärger über die Standard-Gegentore

In der Pause, das sagt der Leipziger Mittelfeldspieler Xaver Schlager nach dem Spiel, habe man sich in der Kabine schon kurz die Meinung gesagt. Der Favorit kommt dann auch wacher zurück. YB-Goalie Racioppi muss mehrmals retten und hat einmal Glück, dass der Schiedsrichter auf einen Penaltypfiff verzichtet.

Schliesslich ist es der Österreicher Schlager, der das Spiel vorentscheidet. Er tut das nach 73 Minuten und mit einem Schuss aus der Distanz, über den sich YB-Trainer Wicky später ärgert, weil der Situation ein Eckball vorausgegangen ist. Gleich zwei Tore der Leipziger entspringen an diesem Abend Standardsituationen; für den Walliser sind das zwei zu viel. Er sagt nach dem Schlusspiff, solche Tore dürfe man nicht zulassen, wenn man gegen einen solchen Gegner punkten wolle.

Es sind die entscheidende Minuten in diesem Spiel, weil die Berner selbst kurz zuvor zu ihrer besten Chance in der zweiten Halbzeit kommen; Silvère Ganvoula verpasst aber seinerseits das Führungstor. Schlager macht es dann besser, und so gewinnt am Ende der Favorit. Auf die Young Boys wartet nun in zwei Wochen die schwierige Reise zu Roter Stern Belgrad.

Spiel verpasst? Hier gibt es den Liveticker zum Nachlesen: