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Die Kumpels Mike Buck und Olak Grütter wollen mit ihrem Musikverlag in Egerkingen jungen Musikproduzenten eine Heimat geben.
Mit Musik hoch hinaus wollen viele. Auf der Bühne steht oftmals nur der Mensch, der die Massen mit seinen Songs bewegt. Dahinter stehen wie im Chor die Produzenten, welche die elektronische Musik gemixt haben. «Es ist wie ein Piranha-Becken», sagt der Oltner Olak Grütter. Mit Künstlernamen Niza. Auch hinter der Bühne gilt es, die Ellbogen auszufahren. Viele drängen darauf, für grosse Acts wie den deutschen Hip-Hop-Künstler Kool Savas einen Beat kreieren zu dürfen. Nur wenige schaffen dies und können auch davon leben, wie Niza. Der 27-Jährige vergleicht die Beats mit dem Make-up eines Schauspielers. «Wir sind im Hintergrund, aber du findest immer raus, wer den Beat gemixt hat», sagt er.
Mit «Bruder» begrüsst Niza seinen Kumpel Mike Buck, als er zum Gespräch erscheint und ihn kurz umarmt. Die Musik hat die beiden geeint, als sie noch junge Teenager waren. Jetzt, wo Niza den Durchbruch als Produzent geschafft hat, möchten sie mit einem eigenen Verlag «No Love Rights Management» in Egerkingen junge Produzenten aufbauen. «Ihnen den Weg zeigen», wie Niza sagt. Jenen Weg, den er selbst gegangen ist.
Aber er muss nicht identisch sein. Denn Niza besuchte keine Musikschule oder bildete sich nicht zum Soundingenieur aus. Sondern er baute mit Hilfe von Youtube-Tutorials stundenlang im Kinderzimmer Beats, wie er erzählt. Ein klassisches Instrument lernte er nie systematisch – die Akkorde auf dem Keyboard brachte Niza sich selbst bei. In Berührung mit der Musik kam er durch den Rap. Mit ein paar Kumpels mietete er einen Raum und begann, sich mit 13 Jahren Niza zu nennen. «Für mich war er immer Niza», sagt Mike Buck, der in Egerkingen aufwuchs. Die beiden lernten sich übers Internet kennen und wurden dicke Kumpels. Auch Buck erinnert sich, wie er erstmals Beats produzierte.
Im Interdiscount hatte er sich eine günstige Software beschafft. Über ein paar vorprogrammierte Töne setzte er Drum-Klänge. Von der Musik-Kreation lässt er heute die Finger, wie er sagt. Der 23-Jährige konzentriert sich neben dem kaufmännischen Beruf ganz auf das Management ihres gemeinsamen Verlages, begleitet Niza aber oft, wenn er ins Studio nach Aarau geht. Sein «Bruder» aber setzt voll auf die Musik. Bevor er von den Produktionen leben konnte, hielt er sich mit Logistik-Jobs über Wasser. Den Durchbruch schaffte Niza 2016, als er bei Sony in Berlin einen Vertrag unterschrieb. Aber die Konkurrenz ist gross.
«Sony hat Hunderte von Komponisten, die nach Genre unterteilt sind», erzählt Niza. Sein Vertrag ist auf Abruf und mit seinen Hip-Hop- und Pop-Beats muss er sich immer von neuem beweisen. «Die Magie des Produzierens vergeht, wenn du dies professionell machst», sagt er. Es sei wie beim Fussballtraining – wer nicht dran bleibt und sich immer von neuem begeistert, bleibt auf der Strecke. Von der romantischen Vorstellung bleibe wenig übrig. «In Wirklichkeit bist du stundenlang vor dem Computer», sagt Niza. Inspiration hole er sich überall, um neue Beats zu kreieren. Seien es Klänge aus Jamaika oder aus dem Reggaeton. «Ich würde auch ein klassisches Konzert in der Tonhalle Zürich besuchen.»
Bisher war er vor allem in Deutschland erfolgreich und machte erste Schritte auf dem albanischen Markt. Sein Ziel wäre es, in den USA Fuss zu fassen. Aber Niza weiss, wie schwierig der Weg zu begehen ist. Mit Kumpel Mike Buck und dem gemeinsamen Verlag «No Love» will er den jungen Komponisten eine Heimat geben.
Über das Projekt: www.nolovemusic.com Instagram: niza_46.