Holderbank
4,5 Millionen für Sanierungen benötigt – soll das alte Schulhaus abgerissen werden?

Die Gemeinde Holderbank benötigt 4,5 Millionen Franken, um die kommunalen Liegenschaften zu sanieren.

Patrik Lützelschwab und Yann Schlegel
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Holderbank SO muss kommunale Liegenschaften sanieren
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Lässt sich nicht mehr sanieren: Die Kindergarten-Baracke.
Auch das neue Schulhaus muss saniert werden.
Der Rost hat die Stahlkonstruktion angefressen.
Die Verwaltung soll ins alte Schulhaus umziehen.
Der Gemeindesaal benötigt eine neue Heizung.

Holderbank SO muss kommunale Liegenschaften sanieren

Bruno Kissling

Sechs Liegenschaften sind im Besitz der Gemeinde Holderbank. Zu ihnen zählen das neue Schulhaus, die Turnhalle, das alte Schulhaus, der Gemeindesaal inklusive Werkhof, der Kindergarten und die Gemeindekanzlei. Viele dieser Gebäude weisen Mangelerscheinungen auf. Seit 20 Jahren nahm die Gemeinde keine grösseren Unterhaltsarbeiten an den Liegenschaften vor. Mit ein Grund dafür ist die angespannte finanzielle Lage der letzten Jahre. Nun sind Investitionen in die Gebäude aber dringend nötig, schreibt die Gemeinde Holderbank in ihrer Abstimmungsbroschüre.

Um die Liegenschaften aufzufrischen, benötigt die Gemeinde einen Rahmenkredit von 4,5 Millionen Franken. In Holderbank bedürfen Investitionen von über einer Million Franken einer Urnenabstimmung. Deshalb beantragt der Gemeinderat am 20. Oktober der Bevölkerung, den Rahmenkredit zu genehmigen. Saniert werden die Liegenschaften in einem Zeitrahmen von sieben bis zehn Jahren. Die grössten Fragezeichen stellen sich zum alten Schulhaus und dem Kindergarten. Ein Blick auf die Liegenschaften:

Das alte Schulhaus

Wie weiter mit dem alten Schulhaus? In einer der beiden Abstimmungen, die in Holderbank anstehen, entscheidet die Gemeinde darüber, ob sie das alte Schulhaus von Grund auf neu sanieren oder abreissen will. Eine Gesamtsanierung würde eine Million Franken kosten. Gemäss Gemeindebericht müssen Fenster, Dach, Fassade, Elektroinstallationen, Sanitäranlagen sowie der Innenausbau überholt werden.

An der Gemeindeversammlung Ende Juni wurde eine Motion eingereicht: Diese verlangte vom Gemeinderat, in der Immobilienstrategie auf einen möglichen Verkauf des alten Schulhauses zu verzichten. Die Gemeindeversammlung erklärte die Motion als erheblich. Auch die Immobilienstrategie kommt zum Schluss, dass das alte Schulhaus «sehr schwer oder nicht verkäuflich» ist. In das alte Schulhaus wurde seit rund 50 Jahren nicht mehr investiert. «Für dieses Gebäude gab es bisher kein Konzept», sagt Erik Hahn, Zuständiger des Ressorts Ortsplanung, auf Anfrage. So sei eine Entscheidung über ein «wie weiter mit dem Gebäude?» lange Zeit aufgeschoben worden.

Bei einem Nein zum alten Schulhaus würde das Gebäude abgerissen. Eine Sanierung sei sinnvoll, da die Gemeindekanzlei oder der Kindergarten in das Schulhaus integriert werden könnten. Das alte Schulhaus ist als schützenswert eingestuft und stünde den Vereinen als wichtige Basis weiterhin offen, nennt der Gemeinderat weitere Argumente, die für das alte Gebäude sprechen. Die Gemeinde könnte die Gemeindekanzlei für rund 220 000 Franken verkaufen, wenn diese ins alte Schulhaus integriert würde.

Der Kindergarten

Der Kindergarten ist seit den 1960er-Jahren in einer als Provisorium konzipierten Baracke untergebracht. Daran hat sich in den vergangenen 50 Jahren nichts geändert. Wie der Gemeinderat in der Abstimmungsbroschüre festhält, lässt sich die Baracke aufgrund des mittlerweile schlechten Baumaterials nicht sanieren. Daher sieht der Gemeinderat in seinen Plänen vor, den Kindergarten anderswo anzusiedeln. Die Baracke wird abgerissen, die Parzelle bleibt im Besitz der Gemeinde. «Geplant ist auf dieser zurzeit nichts», sagt Hahn.

Für den neuen Kindergartenstandort erarbeitete die Arbeitsgruppe um Erik Hahn gemeinsam mit einem Architekturbüro drei Vorschläge. Die erste Variante sieht einen Umzug in das neue Schulhaus vor. Dieses Konzept sieht der Gemeinderat als zukunftsweisend an, da Schule und Kindergarten eine Einheit bilden würden.

Der Kindergarten würde im Erdgeschoss eingerichtet werden. Die Gesamtkosten würden sich bei dieser Lösung zwischen 3,9 und 4 Millionen Franken bewegen. «Der Nachteil sind die höheren Kosten im Vergleich zur wirtschaftlichsten Variante», sagt Hahn. Die zweite Variante sähe vor, den Kindergarten im alten Schulhaus anzusiedeln. Nach Auffassung des Gemeinderats wäre dies zwar eine dauerhafte Lösung für den Kindergarten, ein Zusammenschluss mit der Schule wäre aber nicht möglich.

Somit sei diese Option nicht zukunftsweisend, befindet der Gemeinderat. Mit Gesamtkosten von 4,5 Millionen ist es die teuerste Lösung. Am günstigsten wäre die dritte Variante, die Gesamtkosten zwischen 3,7 und 3,8 Millionen auslöst. Bei dieser würde die Gemeinde das alte Schulhaus abreissen und den Kindergarten in eine Containersiedlung auf dem neuen Schulhausareal unterbringen. Auch wenn es die preiswerteste Lösung ist, sei dies weder optisch ansprechend noch dauerhaft, hält der Gemeinderat in der Abstimmungsbroschüre fest.

Das neue Schulhaus

Die Wärmedämmung am neuen Schulhaus ist ungenügend. «Das Schulhaus wurde zwischen 1971 und 1972 erbaut», sagt Hahn. Bei gewissen Sicherheitsaspekten entspricht der Bau nicht mehr den heute geltenden Regeln. «Die Geländer sind zu wenig hoch», erläutert Hahn.

Betroffen sind die Geländer bei den Treppen vom Parterre in die erste Etage. Bei den Fenstern besteht kein Fallschutz, sagt Hahn. Und viele Fenster sind blind, weshalb sie ausgetauscht werden müssen. Auch fehlen Gruppenräume.

Die Turnhalle

Bei der Turnhalle hat sich über die Jahre Rost an den Stahlkonstruktionsteilen angefressen. Auch hier genügt die Wärmedämmung nicht. Die Drainage muss erneuert werden. Bei starkem Regen trat Wasser in den Heizungsraum ein. Wie beim neuen Schulhaus gäbe es auch hier ungenügend hohe Geländer. Dies betreffe die Galerie, so Hahn.

Gemeindesaal und Werkhof

Das Gebäude ist gemeinsam mit dem benachbarten alten Schulhaus eine Ölheizung angeschlossen. Die Heizung muss ersetzt werden. Zudem haben Marder auf dem Dach Schäden hinterlassen.

Die Finanzen

Die Steuern müssten trotz Rahmenkredit von 4,5 Millionen Franken nicht erhöht werden, verspricht der Gemeinderat in seiner Botschaft. Die Investitionen erfolgen über zehn Jahre und würden über einen Zeitrahmen von 33 Jahren abgeschrieben. Mit den Gesamtsanierungen könnten Betriebskosten gesenkt werden.

Der Gemeinderat verspricht zudem, über 20 bis 30 Jahre keine grösseren Investitionen mehr zu tätigen. Eine Frage drängt sich noch auf: Warum werden das neue Schulhaus und die Turnhalle nicht gleich durch neue Gebäude ersetzt? Die Investitionssumme für beide Gebäude liegt bei 2,3 bis 2,5 Millionen Franken. Ein Neubau würde rund 8,75 Millionen kosten. Dies übersteigt die Investitionsmöglichkeiten Holderbanks, schreibt der Gemeinderat. In diesem Fall rechnet er damit, dass die Steuern um 15 Prozent erhöht werden müssten.