Startseite
Solothurn
Thal-Gäu
Der angekündigte Regen schreckte viele ab, auf der 17.Etappe des Leserwanderns dabei zu sein. Die Topliga der Leserwanderer liess sich jedoch nicht davon abhalten. 23 wanderten von Holderbank nach Balsthal mit.
Die grosse Masse war es für einmal nicht, die sich am Dienstagmorgen bei der Post im solothurnischen Holderbank einfand. Genau genommen waren es inklusive Wanderleitern gerade mal 23 Personen – fast zehnmal weniger als bei der ersten Abendwanderung Mitte Juli. Lag es an der Wetterprognose und den aktuellen Bildern von überfluteten Kellern, Strassen und Feldern? Oder doch eher an den zuvor in der Zeitung angekündigten Begleitwanderern aus der Redaktion? Erste Selbstzweifel kamen auf. Ein Glück, dass einem just in jenem Moment eine regengetränkte Windböe ins Gesicht peitschte und auf ersteren Erklärungsversuch hoffen liess.
Eins war klar: Am Programm konnte es nicht gelegen haben. «Burgen und Aussichten» hiess es in der Ankündigung. Die Burgen lagen dann auch wirklich am Weg. Und die Aussichten? Naja, Sie wissen schon. Man hatte Aussichten auf die Burgen.
Die toten Flieger
Schon nach rund einer Stunde Wanderung – die übrigens in auch für jüngere Semester durchaus anspruchsvollem Tempo vollzogen wurde – konnten die Regenschirme aber bereits eingepackt werden. Es blieben die tiefliegenden Nebelschwaden. Umso plastischer konnte man sich vorstellen, wie die dichten Wolken im fernen Jahr 1943 zwei Schweizer Offizieren zum Verhängnis wurden – ihr Aufklärungsflugzeug zerschellte in einer steilen Bergflanke oberhalb von Holderbank, wie Assistenz-Wanderleiter Peter Christen erzählte. Für einen Moment verstummte die Wandergruppe.
Spätestens bei der Besichtigung der ersten Burg – der Ruine Alt-Bechburg – war die Stimmung wieder vorzüglich. Zu spannend deren Geschichte: Errichtet im 11. Jahrhundert, teilweise zerstört beim Basler Erdbeben von 1356, abgebrannt im Jahr 1713 und schliesslich 1936 wieder ausgegraben – wobei ein Krug mit 5000 Silbermünzen zum Vorschein kam.
Es ging weiter zum höchsten Punkt der Tour, der Roggenflue auf 995 Meter über Meer. Der Aufstieg ist zwar konstant, geht aber doch in die Beine. Normalerweise würde man hier – Sie ahnen es – mit einer Aussicht belohnt, die das Prädikat Wahnsinn verdient. Normalerweise. Am Dienstag blieben nur die Beteuerungen von Wanderleiter Hugo Roth – und die Inschriften auf der metallenen Panoramakarte. Es sind klingende Namen, die da draufstehen: Eiger, Mönch, Jungfrau, Mont Blanc und sogar den Säntis soll man bei idealen Verhältnissen vom Aussichtspunkt aus sehen.
Die Topliga der Leserwanderer
Robert Weber kam schon mehrfach hier vorbei, der 84-jährige und somit älteste Teilnehmer hat mit verschiedensten Wandergruppen schon den ganzen Jurahöhenweg beschritten. «Von Neuchâtel bis nach Dielsdorf», wie er nicht ohne Stolz sagt. Ohnehin spielt der rüstige Pensionär bezüglich Wanderkadenz in der Topliga. Von den bisher 17 Etappen hat er nur deren drei verpasst.
Mithalten kann da nur noch einer: «Meisterwanderer» Hans Schneider, der dieses Jahr erst zwei und letztes Jahr sogar keine einzige Leserwanderung ausliess! Von einer Konkurrenzsituation spricht aber keiner der beiden. Schneider stellvertretend: «Ganz gewiss nicht. Wir geniessen doch einfach die Natur so oft wir können.»