Die Schreckensmeldungen von der griechischen Insel Lesbos brechen nicht ab. Am Mittwochabend sollen neue Feuer ausgebrochen sein. Und auf fliehende Obdachlose wurde offenbar Tränengas abgefeuert.
Das Schicksal der Flüchtlinge aus dem Lager Moria, das in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch abbrannte, bewegt die Gemüter auch in der Schweiz. Die Solidarität ist gross und zeigt sich in einer Reihe von Hilfsangeboten. Die Stadt Bern will sofort 20 Flüchtlinge von der Insel aufnehmen. Sieben weitere Städte haben sich schon im Juni für die direkte Aufnahme von Flüchtlingen aus Griechenland bereit erklärt.
Die Satirikerin Patti Basler rechnet auf Twitter vor, dass das Problem gelöst werden könnte, wenn jede Schweizer Gemeinde eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen würde.
Wenn jede Gemeinde der Schweiz 1 Familie aufnimmt, ist Moria leer.
— Patti Basler (@PattiBasler) September 9, 2020
Eine einzige Familie pro Gemeinde!
Ich würde meine Gästewohnung drangeben. Wer ist noch dabei? @andreas_glarner ?
Geht man von 8000 obdachlosen Flüchtlingen aus, würde die Rechnung bei 2212 Gemeinden tatsächlich ungefähr aufgehen. Eher in den Bereich Satire geht die Frage «Wer ist noch dabei?» an die Adresse von SVP-Asylchef Andreas Glarner. Dieser hat bereits bei früherer Gelegenheit gegenüber der «Aargauer Zeitung» gesagt:
Die Forderung nach direkter Aufnahme von Flüchtlingen aus Griechenland ertönt auch in anderen Teilen Europas. So demonstrierten in der Deutschen Hansestadt Hamburg rund 2000 Menschen unter dem Motto «Flüchtlinge willkommen». Im Raum steht die Forderung, Hamburg solle 1000 Personen aufnehmen.
Deutsche Städte wollen helfen
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bekundete die Bereitschaft, bis zu 1000 Flüchtlinge aus Moria aufzunehmen.
Auch in kleineren Städten erklingt der Ruf nach direkter Hilfe. So hat sich die Augsburger Bürgermeisterin Eva Weber in einem Brief an die Bayrische Regierung gewendet.
#Moria humanitäre #Katastrophe. Habe heute an MP @Markus_Soeder und Bundesinnenminister #Seehofer geschrieben. 1. Bitte um Prüfung baldiger Einreise Schutzbedürftiger. 2. @stadtaugsburg will kommunalen Beitrag bei #Unterbringung leisten. Damit wird #AugsburgerDreiklang umgesetzt. pic.twitter.com/FWhGuwfn4B
— Eva Weber (@Eva_K_Weber) September 9, 2020
Der Bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schrieb auf Twitter: «Sollte die Bundesregierung entscheiden, Menschen aufzunehmen, wird sich Bayern selbstverständlich daran beteiligen.»
Demonstrationen geplant
In der Schweiz fanden Demonstrationen aus Solidarität mit den Flüchtlingen aus Moria statt, weitere sind geplant. So soll am Donnerstag um 14.00 Uhr auf dem Bahnhofplatz in Bern und um 18.00 Uhr in Luzern (Bahnhofplatz) und Zürich (Landesmuseum) demonstriert werden.
Das Lager wurde ein Raub der Flammen.
© Panagiotis Balaskas / AP
Die Container der Flüchtlinge brannten aus.
© Panagiotis Balaskas / AP