Seitenblick/Speerspitz
Gut, dass Halbzeit ist

Sie liegen im Trend: Dry January, Veganuary, Sugarfee January. Und es gibt noch mehr. Doch soll man wirklich im ersten Monat des Jahres auf etwas verzichten?

Sabrina Manser
Sabrina Manser
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Beim Dry January gibt es einen Monat lang nur alkoholfreie Getränke.

Beim Dry January gibt es einen Monat lang nur alkoholfreie Getränke.

Bild: Severin Bigler

Einen Monat lang ploppen sie scheinbar überall auf. In Gesprächen, auf Plakaten vor Restaurants, in den sozialen Medien: Dry January, Veganuary, Sugarfree January. Im Januar wird verzichtet. Der eine trinkt den ganzen Januar keinen Alkohol, die andere ernährt sich nur vegan oder verzichtet einen Monat lang auf Zucker. Jedes Jahr tauchen wieder neue Ideen und Wortspiele für diese moderne Art von Fasten auf. Der Verzicht-Januar liegt im Trend.

Gerade nach einem Monat wie dem Dezember, wo man sich gefühlt nur von Guezli, Glühwein und Fondue chinoise ernährt, kann ein Verzicht sinnvoll sein. Wer keinen Alkohol trinkt, tut seinem Körper bestimmt etwas Gutes – zumindest 31 Tage lang. Dasselbe gilt auch für die anderen «Januarys». Das Gute daran: Im Gegensatz zu Neujahrsvorsätzen muss man nur einen Monat und nicht zwölf Monate durchhalten.

Bei diesem Konzept scheint man ja relativ flexibel zu sein, gibt es doch allerlei davon. Sofern man den Gemeinschaftsgedanken nicht braucht, kann man sich auch selbst ein Motto für den Januar geben.

Ideen, worauf man verzichten könnte, gibt es wahrlich einige. Wie wär es mit einem No-Netflix-January oder einem Social-Media-free-January, um die Zeit am Handy, Laptop oder Fernseher zu verkürzen?

Doch stellt sich auch die Frage: Soll man wirklich im Januar, der oft grau ist und manchmal ewig dauert, ohne, dass wirklich viel los ist, auch noch auf etwas verzichten? So scheint der Start ins neue Jahr – natürlich nebst all den Vorsätzen, die man sich gefasst hat – schon relativ hart zu sein.

Statt etwas wegzulassen, könnte man sich auch mehr Zeit für etwas nehmen. Jemand erzählte mir vom Jamuary. Einen Monat lang spielt man jeden Tag eine Jam-Session, widmet sich einer Tätigkeit, die einem Freude macht. Warum also nicht jeden Tag in die Natur gehen, lesen, das Abendessen selbst kochen oder jeden Tag eine gute Tat tun. Auch wenn hier vielleicht noch die hippen Namen und unaussprechlichen Wortkombinationen fehlen, wäre es vielleicht ein sanfterer Start ins Jahr.

Und egal auf welche Art von «January» man sich eingelassen hat, wenn es langsam hart wird, gibt es eine gute Nachricht: Die Halbzeit ist schon um.