Ein Gewitter zwang am Samstagabend Veranstalter in der ganzen Ostschweiz zum Abbruch ihrer Festivitäten. Auch der Polizeinotruf lief Sturm.
Windböen von bis zu 100 Stundenkilometern, Starkregen und erhöhte Blitzaktivität. Davor warnte der Bund am Samstagabend vom Genfer- bis zum Bodensee und sprach von der zweithöchsten Gefahrenstufe. Als die Gewitterfront schliesslich über der Ostschweiz tobte, hatten viele Veranstalter bereits reagiert: Festivals und Feste wurden abgesagt oder abgebrochen. Das Festival Rock am Weier in Wil, das Mittsommerfest in Frauenfeld oder das Openair Krach am Bach in Tägerwilen teilten das Schicksal mit dem eidgenössischen Turnfest in Aarau oder dem Greenfield Festival in Interlaken.
Das Rock am Weier in Wil startete am Freitagabend mit rekordhohen Besucherzahlen – nur um am Samstagabend buchstäblich ins Wasser zu fallen. Das Gelände wurde vorzeitig geräumt, wie die Veranstalter auf Facebook mitteilten. Rund 3000 Personen, die dem Gewitter bis zuletzt trotzten, mussten die Weierwiese verlassen. Zwar habe das Inventar keinen Schaden genommen, wohl aber die Finanzen, sagten die Veranstalter des Gratis-Festivals auf Anfrage. Der Samstagabend sei eine wichtige Einnahmequelle. Wie hoch der finanzielle Ausfall sei, konnten sie gestern noch nicht abschätzen.
Auch das dreitägige Mittsommerfest in Frauenfeld musste am Samstagabend pausieren, weil der Sturm mit Windgeschwindigkeiten bis zu 90 Stundenkilometern über die Thurgauer Hauptstadt fegte. Ausserhalb des Festivalgeländes stürzten mehrere Bäume um. «Das zeigt uns, dass wir richtig entschieden haben», heisst es in einer Mitteilung der Veranstalter. Zwar habe die Infrastruktur geringfügig Schaden genommen, dennoch gingen die Festivitäten am Sonntag wie geplant weiter.
In Kreuzlingen sorgte das Unwetter für ein abruptes Ende des Chrüzlinger Fäschtes. Die Besucher verliessen den Boulevard fluchtartig. Teller und Becher wurden durch die Luft geschleudert und einige Stände umgeweht, wie Besucher berichten. Im Nachbarort Tägerwilen wurde derweil das Openair Krach am Bach abgebrochen. Die Besucher liessen sich die Stimmung allerdings nicht vermiesen und feierten ohne Musik weiter.
Das Premierepublikum des Stücks «Foottit und Chocolat» in Konstanz musste nicht ganz auf Unterhaltung verzichten, als sie wegen orkanartigen Böen im Festzelt verharren mussten. Zu Fuss war an Wegkommen nämlich nicht zu denken, wirbelte der Wind doch Tische, Sonnenschirme und Stände durch die Luft. Mit Livemusik und improvisierten Zirkusnummern überbrückten die Künstler, unter ihnen der Thurgauer Clown Olli Hausenstein, die Zeit.
Das Gratis-Open-Air Rock the Wolves in Wolfhalden wurde kurz vor Mitternacht abgebrochen, weil die Bühnentechnik von den Regenmassen geflutet wurde. Mitten im Konzert des Mundartrockers Baschi, der die Zuschauer immerhin mit einigen Unplugged-Songs vertröstete.
Abseits der Festivalbühnen und Festgelände zog das Gewitter vorüber, ohne grössere Schäden zu hinterlassen. Im Kanton St. Gallen musste die Feuerwehr achtmal ausrücken, weil Bäume oder Baustellengerüste umgestürzt waren. Im Thurgau gingen zwar innert einer Stunde rund 100 Notrufe ein, Personen kamen aber keine zu Schaden. Ein Grossteil der Meldungen betraf überflutete Keller.