Wirtschaft
«Wir merken, dass die Stadt uns will»: Frauenfelder Stadtkaserne soll zur neuen Heimat von innovativen Start-ups werden

Kommenden März zieht das Startnetzwerk Thurgau mit seiner Geschäftsstelle von Weinfelden nach Frauenfeld. In einer Liegenschaft der Stadt an der Oberwiesenstrasse 16 werden ab dann sieben Start-ups Platz finden. Mitte 2024 bis Anfang 2025 soll die Züglete in die Stadtkaserne erfolgen.

Mathias Frei
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In der Stadtkaserne: Stadtrat Andreas Elliker im Gespräch mit Janine Brühwiler, Geschäftsführerin Startnetzwerk Thurgau.

In der Stadtkaserne: Stadtrat Andreas Elliker im Gespräch mit Janine Brühwiler, Geschäftsführerin Startnetzwerk Thurgau.

Bild: Mathias Frei

Da kann sehr viel entstehen. Das ist sicher. Und vor allem wird es jetzt konkret. Frauenfeld biete den optimalen Nährboden, dass sich hier innovative Start-ups niederlassen, sagt Stadtrat Andreas Elliker. In seinem Departement für Bau und Verkehr ist das grosse Projekt der Stadtkasernenumnutzung angesiedelt. Die Stadt engagiere sich aktiv, um zu ermöglichen und die Rahmenbedingungen zu bieten. Elliker spricht vom Markt der Ideen, dem Projekt Markt Thurgau in der Stadtkaserne.

«Die neue Heimat im Thurgau für unternehmerische Innovation.»

Konkret: Die Stadt vermietet dem Startnetzwerk Thurgau die vergangenen Oktober erworbene Liegenschaft an der Oberwiesenstrasse 16. Der Verein, der von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Thurgau, dem Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) des Kantons, dem Thurgauer Gewerbeverband (TGV) und der Thurgauer Kantonalbank (TKB) getragen wird, hilft Jungunternehmen, deren kreativen Ideen zu verwirklichen. Wie Startnetzwerk-Geschäftsführerin Janine Brühwiler sagt, wird die Züglete der Geschäftsstelle von Weinfelden nach Frauenfeld kommenden März erfolgen.

Die Stadt hat die Liegenschaft an der Oberwiesenstrasse 16 vergangenen Oktober erworben.

Die Stadt hat die Liegenschaft an der Oberwiesenstrasse 16 vergangenen Oktober erworben.

Bild: Mathias Frei

Neujahrsapéro für den Kasernengeruch

Der Umzug geht einher mit dem 10-Jahr-Jubiläum des Vereins. Platz hat es in der Übergangsheimat an der Oberwiesenstrassen für sieben Start-ups. Fix sind bereits drei Räume vergeben. «Obwohl wir erst jetzt mit der Ausschreibung beginnen», wie Janine Brühwiler sagt. Namen will sie noch keine verraten. Aber es gebe bereits weitere interessierte Jungunternehmen: aus dem Bildungswesen, dem Foodbereich, Marketing oder auch aus visueller Kommunikation respektive der Videoproduktion.

Frauenfeld als neue Heimat von Start-ups

In anderthalb bis zwei Jahren würden dann Räumlichkeiten in der Stadtkaserne bereitstehen für die Start-ups, sagt Brühwiler. Die Zusammenarbeit mit Frauenfeld sei sehr befruchtend. «Wir merken, dass die Stadt uns will.» Um ein erstes Mal den Geruch aufzunehmen, hat das Startnetzwerk Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer am Mittwochabend zum Neujahrsapéro in die Doppelreithalle der Stadtkaserne eingeladen. Stadtrat Elliker sagt:

«Die Stadtkaserne bietet Möglichkeiten für eine räumliche Expansion.»

Das sei eine Win-Win-Win-Situation: für die Start-ups, die Stadtkaserne und Frauenfeld. Und er denkt schon weiter, etwa an die Areale im Murgbogen, die ab 2030 entmilitarisiert und umgenutzt werden sollen. Die Ansiedlung von Start-ups sei wertvoll, auch betreffend Steuersubstrat. Dies würden in Frauenfeld auch der Gewerbeverein sowie der Industrie- und Handelsverein bestätigen.

Die Stadtkaserne am Bahnhofplatz: Aktuell sieht es so aus, dass die Anlage Anfang 2024 von der Stadt übernommen werden kann.

Die Stadtkaserne am Bahnhofplatz: Aktuell sieht es so aus, dass die Anlage Anfang 2024 von der Stadt übernommen werden kann.

Bild: Reto Martin

Aus den richtigen Leuten ein Netzwerk bilden

«Räume bedeuten Möglichkeiten», sagt Stadtpräsident Anders Stokholm. Janine Brühwiler ergänzt: «Eine zentrale Frage ist dabei, wie diese Räume gefüllt werden. Wir bringen die richtigen Leute zusammen.» Man sei explizit kein Co-Working, sondern wolle Unternehmen zum Fliegen bringen, indem man ein Netzwerk bilde, das verschiedenste Kompetenzen in sich vereine.

«Eine Art eigenes Ökosystem, das in sich funktioniert und in dem die Wege sehr kurz sind.»

Beim Startnetzwerk Thurgau gebe es für die Jungunternehmen keine Deadline. Als Jungunternehmen gelte man nach ihrer Definition in den ersten fünf Jahren nach der Gründung, sagt Janine Brühwiler. Wenn jemand einen grossen Mehrwert für das Netzwerk darstelle, gebe es indes keinen Grund, dieses Unternehmen nach einer gewissen Zeit aus dem Netzwerk zu werfen. Eben ein pragmatischer und zugleich dynamischer Ansatz, wie Brühwiler erklärt.

Eine Illustration, wie der Markt Thurgau in der Stadtkaserne dereinst aussehen könnte.

Eine Illustration, wie der Markt Thurgau in der Stadtkaserne dereinst aussehen könnte.

Bild: PD/Matthias Gnehm

Eine konkrete Anfrage aus Zürich für die Stadtkaserne

Im Thurgau würden sich die Stadt Frauenfeld und Kreuzlingen am meisten um die Ansiedlung von Start-ups bemühen, sagt Startnetzwerk-Geschäftsführerin Brühwiler, auch auf politischer Ebene. Für Stadtrat Elliker hat Frauenfeld einen grossen Standortvorteil im Kanton: die Nähe zu Winterthur und Zürich. Brühwiler bestätigt das, hat sie doch bereits eine konkrete Anfrage von einem Zürcher Start-up, das nach Frauenfeld kommen will, sobald Räume in der Stadtkaserne bezugsbereit sind. In Winterthur-Töss zum Beispiel gibt es auf dem alten Rieterareal das «Home of Innovation». Vor zwei Jahren wurde es gegründet, und heute sind bereits 8000 Quadratmeter belegt. So stellt sich das Janine Brühwiler in Zukunft auch für die Stadtkaserne vor.