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Eine neue Doppelausstellung feierte am Samstag im Diessenhofer Museum Kunst + Wissen Eröffnung. Senol Tatli, der türkische Wurzeln hat zeigt Scherenschnitte, während Regina Masuhr, die von Finnland über Umwege in die Schweiz gekommen ist, abstrakt malt, aber auch Porträts von Carl Roesch interpretiert.
Das Diessenhofer Museum Kunst + Wissen ist bekannt für seine hochkarätigen Ausstellungen. Was die 40 Vernissagegäste am Samstag allerdings zu sehen bekamen, setzte gleichsam neue Massstäbe: Die lokale Kunstwelt feierte die Arbeiten von Senol Tatli und Regina Masuhr. Stadträtin Yvonne Melone begrüsste, während Lucia Angela Cavegn (Kuratorin) und Tanja Scartazzini (Leiterin Amt für Kultur des Kantons St.Gallen) die Protagonisten und ihre Werke würdigten.
Über die Vernissageetage verteilt die Papierkunst von Senol Tatli. Seine Scherenschnitte lassen nicht einmal erahnen, wie solch filigrane Werke von Menschenhand überhaupt zu fertigen sind. Es sind teils mehrschichtige, durchbrochene Werke, mit Chirurgenskalpell angefertigt – wandfüllende Scherenschnitte ebenso wie winzige Würfel. Wobei Tatli von sich selber sagt, er arbeite «im Zeitlupentempo» – eine Ruhe, die sich auch auf den Betrachter überträgt.
Tatli wurde 1964 in Bülach geboren und verbrachte seine ersten Lebensjahre in Istanbul, ehe er zurück in die Schweiz kam und in Rafz aufwuchs. Nach einer Feinmechanikerlehre wollte er sich fortan der Kunst widmen, wobei ihn die Gestaltungsmöglichkeiten von Papier reizten. 2013 konnte er seine diesbezüglichen Ambitionen umsetzen, indem er sich an der Zürcher Hochschule der Künste in der Sparte Papierschnitt, Buch- und Papiergestaltung einschrieb. Und schon spielte er in der höchsten Liga der Papierkünstler, die sich an internationalen Papierkunst-Biennalen treffen.
Deutlich emotionaler sind die Werke von Regina Masuhr, wobei die Internationalität als gemeinsamer Nenner steht: Masuhr wurde in Finnland geboren und kam auf Umwegen in die Schweiz. Die Malerin präsentiert teils grossformatige, mehrschichtige, stark abstrahierte Motive in Leim- und Acryltechnik. Daneben besticht sie mit Porträts, anhand derer sie sich dem Werk des Diessenhofer Malers Carl Roesch (1884–1979) in interpretierender Feinfühligkeit nähert.
Doch das Malen ist nur ein Spickel aus Masuhrs Tätigkeitsfeld. Sie widmet sich ebenso der Performance, Collagen, Fotografie und Lyrik. Hinzu kam 2013 das japanische Butoh, eine Tanzform ohne Choreografie. Die Künstlerin schreibt dazu selber:
«Bei Butoh geht es nicht um Tanzschritte, sondern um das nicht Lernbare, um die Seele, die durch Gestik und Bewegung Ausdruck findet.»
Und um die Vielseitigkeit noch abzurunden: Gleichsam als Tüpfelchen auf das «i» ihrer Kreativität erfand Masuhr eine Geheimsprache. Den begeisterten Besuchern ihrer Ausstellung stand sie allerdings ohne jede Geheimniskrämerei in bestem Schweizerdeutsch Red und Antwort.
Bis 26.März 2023. Sa, 15 bis 18Uhr; So, 14 bis 17 Uhr.