POLLENFLUG: Birke lässt Allergiker leiden

Erst kühl, dann mit einem Schlag Sommertemperaturen im Frühling: Die Allergiker leiden aktuell besonders stark.

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Triefende Nase: Die Pollenbelastung ist derzeit hoch. (Bild: Fotolia)

Triefende Nase: Die Pollenbelastung ist derzeit hoch. (Bild: Fotolia)

Bis Ende März fühlten sich die meisten Allergiker noch auf der sicheren Seite. Die kühlen Temperaturen hielten Hasel-, Birken- und Eschenpollen zurück, und auch die Gräser liessen noch auf sich warten. Dann wurde es mit einem Schlag warm. Bäume, Sträucher und Wiesen begannen zu blühen und damit begann das alljährliche Leiden der Allergiker mit tränenden Augen und triefender Nase. Von einem «MonsterBluescht» will der Grabser Allergologe Markus Gassner allerdings nichts wissen. «Es blüht zwar überall, und die Natur zeigt sich von ihrer schönsten Seite. Doch ich halte mich bei meinen Aussagen an die Messwerte.» Der anerkannte Wissenschafter befasst sich seit Jahren mit dem Thema, hat verschiedene Untersuchungen und Studien erstellt und verzichtet deshalb bewusst auf subjektive Empfindungen. Ein Blick auf die Daten der Messstation in Buchs zeigt, dass die Belastungen wie bei fast allen anderen Stationen sehr stark sind. Für den Freitag war zu lesen: «Das sonnig-warme Wetter in der gesamten Schweiz begünstigt den Pollenflug. Die Blüte von Esche und Birke ist in vollem Gange und deren Pollen erreichen im Flachland hohe Konzentration. Auch Hagebuche und Platane blühen und sorgen für mittlere Pollenkonzentration.»

Für heute Samstag heisst es: Das sonnige und warme Wetter hält an und an der Pollenkonzentration ändert sich kaum etwas. Die seltenen Schauer oder Gewitter, die am Sonntagabend südlich der Alpen zu erwarten sind, ­verringern die Pollenbelastung nicht.

Laut Gassner haben unter der aktuellen Belastung besonders Menschen zu leiden, «die auf Bäume, Sträucher und auf Gräser allergisch reagieren». Für den Fachmann sind Studien, weshalb es zu Allergien kommt und was allenfalls vorgekehrt werden kann, ein nicht endenwollendes, spannendes Tätigkeitsfeld. Die Erkenntnisse des Grabsers gaben Anstoss zu nationalen und internationalen Forschungsarbeiten. Unter anderem analysierte er während zwanzig Jahren unzählige Blutproben und stellte fest, dass Kinder aus Bauernfamilien weniger an Heuschnupfen und anderen Allergien leiden.

Winterheuschnupfen nachgewiesen

Mit der Publikation in der angesehenen Fachzeitschrift «New England Journal of Medicine» sorgte der Grabser international für Schlagzeilen. Zusammen mit dem Leiter der Allergiestation Zürich, Peter Grendelmeier, belegte der Allergologe vor zehn Jahren, dass die Purpurerle ihre Pollen bereits zur Weihnachtszeit freisetzt, was bei sensibilisierten Menschen einen Winterheuschnupfen auslösen kann.

Aktuell befasst sich Markus Gassner unter anderem mit Kreuzallergien. «Wer auf Baumpollen allergisch reagiert, kann auch Probleme bei der Konsumation von Obst haben.» Deshalb würden nun die Zusammenhänge untersucht, um bei Neuzüchtungen entsprechende Vorkehrungen treffen zu können. Der Grabser Allergologe ist überzeugt, dass der Lebensstil eines Menschen – und zwar bereits von der Geburt an – einen Einfluss auf Allergien hat.

Adi Lippuner

ostschweiz@tagblatt.ch