Räbeblatt: Als kleines Kind war für mich die Fasnacht der Höhepunkt schlechthin. Kein Wunder, denn die Fasnacht liegt unserer Familie. Mein Opa ist schliesslich Mitgründer des Wigoltinger Fasnachtsumzuges. Noch heute wird nach dem Umzug durchs Dorf der Böög verbrannt.
Mein Opa ist ein echtes Original. Er macht gerne Spässe, erzählt die wildesten Geschichten (vom Samichlaus, dem er den Bart abriss) und ist ein Tüftler und Erfinder. Ich war das einzige Mädchen in ganz Busslig, welches ein Puppenhaus mit elektrischer Beleuchtung besass. Es gibt nichts, was er nicht zum Blinken oder Leuchten bringt – vor allem die Kinderaugen.
Zu allem dazu ist er auch noch Mitbegründer der Wigoltinger Fasnacht. Diese findet heuer zum 37. Mal statt. Als meine Mutter und ihre Geschwister noch klein waren, entschied sich mein Opa, dass doch an der Fasnacht auch einen Umzug durchs Dorf mit Musik und vor allem Böög gehört.
Etwas das brennt, funkt und «chlöpft», das gefällt ihm. Kurzum, der gesamte Musikverein Wigoltingen ging verkleidet durchs Dorf. Vorneweg ein Leiterwagen, indem ein selbst gebastelter Böög aus Kartonschachteln stand. «Raketen-Reinhart» bestückte ihn mit – wie könnte es anders sein – Feuerwerk und am Ende des Umzugs wurde der Böög auf der Wiese verbrannt. Das ist übrigens noch heute so.
Als ich ein Kind war, schien mir der Sonntag der Wigoltinger Fasnacht wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. Ich freute mich wie ein «Häftlimacher» darauf. Es waren die tollsten Feste. Heute habe ich viel vom Fasnachtsvirus verloren. Meine Familie nicht. Sie verkleiden sich immer noch gerne, gehen an Maskenbälle, spielen in Guggen mit und feiern die schönste Zeit im Jahr. Ich dagegen schreibe lieber darüber.