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Frauenfeld & Hinterthurgau
Eine Umfrage nach dem Fernunterricht zeigt den Frauenfelder Schulen auf, wie die Eltern den Lockdown erlebt haben und wo sie noch Verbesserungspotenzial sehen.
Die primäre Erkenntnis lautet, dass alles andere dem Fernunterricht vorzuziehen ist. Das erzählt Andreas Wirth, Präsident der Schulen Frauenfeld. Denn zwischen 16. März und 8. Mai herrschte auch in Frauenfeld schulischer Ausnahmezustand.
Die meisten der rund 500 Lehrpersonen vermittelten den zirka 3000 Schülerinnen und Schülern den Schulstoff plötzlich via Internet. Es gab Härtefälle, als einzelne Schüler völlig abgehängt haben, nicht mehr erreichbar waren und Lehrer deshalb daheim an den Haustüren der Familien klingeln mussten. Wirth sagt:
«Dann haben wir das Gespräch gesucht.»
Naturgemäss in den Fernunterricht involviert waren auch die Eltern, die während des Lockdowns ebenfalls besonders gefordert waren. Deshalb war für die Schulbehörden von Anfang an klar, dass sie die Eltern befragen und aus den Rückmeldungen die richtigen Lehren ziehen wollen.
Geschehen ist die umfassende Evaluation mit dem schlichten Titel Fernunterricht noch kurz vor den Sommerferien, jeweils separat für die Primar- sowie die Sekundarschule. Die Rücklaufquote beträgt 47,3 respektive 37,4 Prozent. «Davon können wir jetzt profitieren, auch wenn die Krise gezeigt hat, dass wir schon vieles richtig machen», sagt Wirth.
Viel entscheidender als die Anzahl Rückmeldungen – sowohl auf qualitative als auch auf quantitative Fragen ausschliesslich in deutscher Sprache – sind die Erkenntnisse aus der Umfrage, über welche die Schule nach den Sommerferien bereits in einem Elternbrief informiert hat. Denn niemand weiss, ob Corona alle zu einem zweiten Lockdown zwingt. «Das Netzwerk stimmt, die Vernetzung ist noch ausbaufähig», fasst Wirth zusammen, obschon es wesentliche Unterschiede zwischen Primar und Sek gebe. Wirth sagt:
«In der Primarschule waren Eltern noch mehr gefordert als in der Sek.»
Bei der Primarschule gibt es folgende Rückmeldungen:
Bei der Sekundarschule:
Als ein gemeinsames Fazit sagt Schulpräsident Wirth, dass die technische Infrastruktur vorhanden ist. «Wir haben viel Neues gelernt.» Es habe sich aber gezeigt, dass verschiedene Lehrpersonen verschiedene Plattformen genutzt hätten. Die Schulen Frauenfeld treiben deshalb eine Harmonisierung voran. Wirth sagt:
«Die Anstellung unseres ersten Informations- und Kommunikationstechnologie-Spezialisten für Hard- und Software beschleunigt diese Fortschritte.»
Nur digital à jour zu sein, genüge aber nicht. «Am wichtigsten überhaupt bleibt das persönliche Engagement», sagt Wirth. Das betreffe die Eltern ebenso wie die Schüler und die Lehrpersonen. «Der Erfolg des Fernunterrichts hängt hauptsächlich vom Engagement der Lehrpersonen ab», sagt er.
Von einer kantonal einheitlichen Anpassung für allfälligen Fernunterricht in der Zukunft hält Wirth wenig, der generell für Gemeindeautonomien plädiert. Auf eine Einfache Anfrage von SP-Kantonsrätin Marianne Sax antwortete der Kanton, dass er keinen Handlungsbedarf sieht. «Die einzelnen Schulgemeinden sind vielleicht schon viel weiter, als es der Kanton mit einer einheitlichen Lösung wäre», sagt Wirth.
In ländlicheren Gebieten habe sich die Zeit des Fernunterrichts sicher anders ausgewirkt als in Frauenfeld. Deshalb benötige es auch individuelle Lösungen wie etwa in Frauenfeld. Alle Lehrpersonen haben sich mit Zoom weitergebildet. Die übersichtliche Information zu Corona ist als eine der ersten Massnahmen auf der Internetseite aufgeschaltet. Weitere sollen folgen. «Wir müssen jetzt die Lehren daraus ziehen», sagt Wirth. Auch wenn er sich gleichzeitig wünscht, den schulischen Ausnahmezustand nicht mehr erleben zu müssen.