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Zu seiner Überraschung schaffte Roger Jung die Wahl zum Präsidenten schon im ersten Wahlgang. Jetzt beginnt die Vorbereitung aufs Amt.
Roger Jung, wie sehr hat Sie die Wahl am vergangenen Sonntag überrascht?
Ich war tatsächlich sehr überrascht vom Resultat und habe nicht mit der Wahl gerechnet.
Warum nicht?
In der Gemeinde bin ich weniger vernetzt. Ich habe erwartet, dass mein stärkster Konkurrent, Dieter Brunschweiler, mehr Stimmen erzielt, und ging von einem zweiten Wahlgang aus.
So haben Sie nun mehr Zeit, sich einzuarbeiten.
Ja. Zum einen will ich in Rickenbach, wo ich als Gemeindeschreiber arbeite, meine dortige Nachfolge sauber regeln. Zum andern muss ich mein neues Amt besser kennen lernen. Welche Termine stehen an? Welche Dossiers sind wichtig und so weiter.
Wovor haben Sie den grössten Respekt?
Gemeindepolitik wird dann schwierig, wenn wir nicht mehr sachlich miteinander diskutieren können. Davor habe ich einen gesunden Respekt. Die Herausforderung besteht darin, von den Emotionen wieder zurück zur Sache zu kommen. Das ist nicht immer einfach.
Wo orten Sie die grössten Baustellen in der Gemeinde?
Ich würde nicht von Baustellen sprechen. Aber generell stelle ich fest, dass sich die politische Mitwirkung verändert hat. Früher gab es ein generelles Interesse an der lokalen Politik. Arbeitgeber etwa unterstützten politisches Engagement ihrer Mitarbeiter. Das ist heute anders, auch haben die Leute einfach weniger Zeit, weil sie anderswo eingespannt sind. Bei konkreten Projekten aber, da wollen die Leute mitreden. Das verändert unsere Demokratie und die Arbeit der Behörden. Das kann für Gachnang heissen, dass wir dafür sorgen, bei spezifischen Projekten die Leute direkt einzubeziehen.
In welcher Form?
Mit Workshops. Als Beispiel nenne ich hier, wenn ein Dorfplatz neugestaltet werden soll. Etwas, das viele betrifft oder interessiert. Man sitzt zusammen und nimmt die Bedürfnisse auf, erstellt Prioritäten und so weiter.
Jetzt sind Sie Chef einer Gemeindeverwaltung. Nun werden Sie Gemeindepräsident. Wie schaffen Sie diesen Rollenwechsel?
Das Personalwesen gehört weiterhin zu meinen Aufgaben. Bei den anderen Dossiers gilt es sich mit dem Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat abzusprechen, wer wo und wie zuständig ist. Arbeiten wie das Protokollführen fallen weg. Repräsentative Aufgaben kommen dazu.
Das liegt Ihnen aber offenbar weniger?
Das werde ich lernen. Das kommt mit der Zeit. Für eine gute Sache kann ich gut hinstehen. Mühe hatte ich eher damit, mich im Wahlkampf als Person zu präsentieren.
Gachnang ist als Gemeinde sehr gut aufgestellt. Hat es überhaupt Arbeit für Sie?
Doch ja, es gibt schon zu tun. Es braucht stets ein waches Auge für die Bedürfnisse der Bevölkerung. So denke ich etwa, dass uns das Thema Wasserversorgung in Zukunft beschäftigen wird – das hat uns der vergangene Sommer deutlich gemacht. Meine erste Arbeit aber ist es bereits jetzt, die Gemeinde und die Leute, mit denen ich zusammenarbeite, besser kennen zu lernen, sei es auf der Verwaltung, bei den Parteien oder auf der Strasse.