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Am Freitag soll den Opfern der Coronapandemie in der Schweiz gedacht werden. Diesen Vorschlag macht Bundespräsident Guy Parmelin. Auch die Kirchen planen bereits Gedenkanlässe.
Um den Menschen zu gedenken, die in der Schweiz in Zusammenhang mit einer Coronainfektion bereits gestorben sind oder die an den Folgen einer Erkrankung leiden, soll am Freitagmittag eine Schweigeminute stattfinden. Diesen Vorschlag machte Guy Parmelin am Sonntagabend in einem Interview mit dem Westschweizer Fernsehen RTS. Der Bundespräsident schlägt dazu «einen Moment der Besinnung in der Pandemie» vor. Kirchgemeinden seien eingeladen, ihre Glocken läuten zu lassen. Es sei Zeit, den Opfern und ihren Familien einen «Moment des Gedenkens» zu widmen, so Parmelin.
Das Datum steht laut dem Bundespräsidenten im Zusammenhang mit dem ersten Jahrestag eines Todesfalls in der Schweiz in Zusammenhang mit einer Coronainfektion. Am 5. März 2020 starb in der Waadt das erste Opfer – eine 74-Jährige mit einer chronischen Vorerkrankung.
Seither sind laut den offiziellen Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) bis am vergangenen Freitag in der Schweiz 9271 Menschen an oder mit Corona gestorben. Das entspricht laut BAG 107,24 Personen auf 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner, was international ein vergleichsweise hoher Wert ist.
Einen offiziellen Gedenkanlass hat der Bundesrat bislang allerdings nicht beschlossen. Dem «SonntagsBlick» sagte Ursula Eggenberger, Sprecherin der Bundeskanzlei: «Der Bundesrat hat sich mit der Frage eines Gedenkanlasses befasst, die Bewältigung der fortwährenden Pandemie hat für ihn indes Priorität.» Es sei jetzt «nicht der richtige Zeitpunkt» für einen offiziellen Gedenkanlass, sagte Guy Parmelin dazu im RTS-Interview. Das heisse aber nicht, «dass wir nichts tun werden», ergänzte der Bundespräsident.
Explizit eingeschlossen in den Aufruf zu einer Schweigeminute sind laut Guy Parmelin nebst den Toten «jene, die derzeit krank sind und jene, die unter den Nachwirkungen leiden und jeden Tag darum kämpfen müssen, alle ihre Fähigkeiten wiederzuerlangen». Der Druck auf den Bundesrat, den Opfern der Coronapandemie in der Schweiz offiziell zu gedenken, steigt seit Wochen. Ausdruck davon sind zum Beispiel Protestaktionen mit Kerzen vor dem Bundeshaus. Auch Angehörige von Opfern haben in den Medien bereits verschiedentlich einen Gedenkanlass gefordert.
Bereits länger schon bekannt ist, dass auch die Landeskirchen Gedenkanlässe für die Coronaopfer planen. Unabhängig vom Bundesrat haben sie sich dazu entschieden. Noch ist allerdings offen, wann diese stattfinden. Während die Reformierten bislang mit Ostern – also Anfang April – planen, wäre die Schweiz laut der Europäischen Bischofskonferenz am 29. März dafür vorgesehen. Diese hat in der Fastenzeit jedem europäischen Land einen Gedenktag zugeteilt. Laut kath.ch steht die Schweizer Bischofskonferenz dazu mit den Reformierten im Gespräch und will diese Woche entscheiden.