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Frauen erhielten 2018 rund 20 Prozent weniger Lohn als Männer. Ein erheblicher Teil dieses Unterschieds bleibt dabei unerklärt, wie Daten des Bundesamts für Statistik zeigen. Arbeitnehmerverbände kritisieren die jüngste Entwicklung.
Frauen verdienen nach wie vor deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Dies geht aus der zweijährlichen Analyse der Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern hervor, die das Bundesamt für Statistik am Montag veröffentlicht hat. Konkret verdienten Frauen im Jahr 2018 in der Gesamtwirtschaft durchschnittlich 19 Prozent weniger als Männer. Gegenüber 2016 (18,3 Prozent) ist der Unterschied damit um 0,7 Prozentpunkte angestiegen.
Während in der Privatwirtschaft die Lohndifferenz im Durchschnitt 19,6 Prozent betrug, lag er im öffentlichen Sektor bei 18,1 Prozent. Dabei zeigen sich je nach Beruf grosse Unterschiede, wie es weiter heisst. Im Gastgewerbe betrug der Lohnunterschied im Berichtsjahr 8,1 Prozent, im Detailhandel 17,7 Prozent, in der Maschinenindustrie 21,7 Prozent und im Kredit- und Versicherungsgewerbe gar 33,4 Prozent.
Diese Unterschiede seien grossmehrheitlich auf strukturelle Faktoren wie das Bildungsniveau, die Anzahl Dienstjahre oder die Ausübung einer Führungsfunktion zurückzuführen. Allerdings bleiben nach Angaben des BFS 45,4 Prozent der Differenzen weiterhin unerklärt. Dieser sogenannte diskriminierende Lohnunterschied ist 2018 um 1,3 Prozentpunkte gestiegen. Umgerechnet entspreche der unerklärte Anteil der Lohndifferenz im privaten Sektor 684 Franken pro Monat.
Generell stellt die Analyse des Bundesamts für Statistik fest, dass der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern deutlicher ausfällt, je höher die Kaderfunktion ist. So seien im Berichtsjahr etwas über vier Fünftel der Arbeitnehmenden mit einem monatlichen Bruttolohn von mehr als 16'000 Franken Männer gewesen.
Die Ergebnisse der zweijährlichen Analyse sind laut Travail Suisse «schockierend», wie der Arbeitnehmerverband in einer Stellungnahme schreibt. Sie zeigten, dass 45,4 Prozent des Lohnunterschieds weder auf Alter, Bildungsniveau, Dienstalter noch auf die Position oder Branche zurückzuführen seien. «Damit bleibt nur noch die Geschlechtsvariable übrig», lässt sich Valérie Borioli Sandoz, Leiterin Gleichstellung bei Travail Suisse, zitieren.
Der Schweizerische Gewerkschaftsbund fordert wiederum, dass das Gleichstellungsgesetz konsequent umgesetzt werden soll. Die Unternehmen müssten ihre Lohnsysteme auf Diskriminierung untersuchen und diskriminierende Löhne umgehend anpassen, heisst es in einer Mitteilung. Zudem sollen öffentlich finanzierte Betreuungsangebote eine fairere Aufteilung der restlichen unbezahlten Arbeit auf Männer und Frauen ermöglichen.