Coronapolitik
«Möglichen Sturm auf das Bundeshaus verhindert» – «Volksaufstand»: Polemik nach Krawall vor Bundeshaus

Die Polizei hat eine Demo gegen das Zertifikat mit Gummischrot aufgelöst. Der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause spricht von einem «Sturm aufs Bundeshaus», die Weltwoche von einem «Volksaufstand».

Peter Walthard
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Rund 4000 Personen demonstrierten vor dem abgeriegelten Bundeshaus.

CH Media Video Unit

Eine unbewilligte Demonstration gegen die Ausweitung der Zertifikatspflicht ist in der Nacht auf Freitag von der Kantonspolizei Bern aufgelöst worden. Wie die Polizei mitteilt, waren die Demonstranten ab 19.30 vom Bahnhof zum Bundeshaus gezogen.

Dieses war mit Absperrgittern abgeriegelt. Als Demonstrierende gegen das Gitter drückten, setzte die Polizei Wasserwerfer ein. Auf Flaschenwürfe von Seiten der Protestierenden reagierte die Polizei mit dem Einsatz von Reizgas und Gummischrot.

Die Kantonspolizei bestätigte den Einsatz am Abend: «Weil an der Sperre weiterhin manipuliert wurde und überdies unzählige Gegenstände, darunter Flaschen und Holzscheite, gegen das Bundeshaus, die Einsatzkräfte und Diensthunde geworfen und diese mit Feuerwerk und Knallpetarden angegriffen wurden, mussten der Wasserwerfer, Reizstoff und Gummischrot eingesetzt werden.», heisst es in einer Medienmitteilung.

Bei einem Handgemenge sei eine Person verletzt worden. Eine weitere Person sei von der Polizei verhaftet worden. Die Demonstration sei nicht bewilligt gewesen und habe gegen 19.30 vor dem Berner Bahnhof begonnen. In der Stadt sei es deswegen zu Verkehrsbehinderungen gekommen, so die Polizei.

Impressionen von der Massnahmengegner-Demo in Bern.

Othmar von Matt

Politische Polemik im Nachgang

Auf die Demonstration folgte politische Polemik in den sozialen Medien. Der Berner Gemeinderat und Sicherheitsdirektor Reto Nause (Mitte) sprach in einem Tweet von einem verhinderten «Sturm auf das Bundeshaus».

Teilnehmer der Demonstration warfen ihm daraufhin Framing vor: Die Wortwahl sei bewusst an den «Sturm auf das Kapitol» durch Trumpanhänger im Januar 2021 angelehnt und dramatisiere die Situation. Der Wortführer der massnahmenkritischen Bewegung «Massvoll», Nicolas Rimoldi, postete auf Twitter ein Foto der Demonstration mit dem Kommentar: «Das Volk hat genug!».

Die «Weltwoche» von SVP-Nationalrat Roger Köppel schreibt in einer ersten Reaktion von einem «Volksaufstand». Sie schätzt das Aufkommen der gestrigen Demonstration auf über 10'000 Personen.

Ein Freiheitstrychler zieht vom Bahnhof Bern in Richtung Bundeshaus.
19 Bilder
Die Freiheitstrychler sind an vorderster Front mit dabei.
Die Freiheitstrychler mit ihren «Sicherheitsleuten» während der Demonstration.
Die Demonstrationsteilnehmer ziehen vom Bahnhof Bern in Richtung Bundeshaus.
Die Demonstrationsteilnehmer ziehen vom Bahnhof Bern in Richtung Bundeshaus.
Die Demonstrationsteilnehmer ziehen vom Bahnhof Bern in Richtung Bundeshaus.
Demonstranten protestieren gegen die Massnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus.
Freiheitstrychler sind unterwegs.
Eine Demonstrantin gestaltet ein Plakat.
Demonstranten protestieren während einer Demonstration gegen die Massnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus.
Das Bundeshaus wurde derweil vorsorglich mit Sicherheitszäunen abgesperrt.
Die Ruhe vor dem Sturm beim Bundeshaus.
Und dann geht es los: Die Polizei setzt den Wasserwerfer gegen die Demonstranten auf dem Bundesplatz ein.
Die Polizei setzt den Wasserwerfer gegen die Demonstranten auf dem Bundesplatz ein. Diese zeigen sich unbedindruckt.
Die Polizei setzt den Wasserwerfer gegen die Demonstranten auf dem Bundesplatz ein.
Demonstranten schwenken Fahnen hinter einem Zaun vor dem Bundeshaus auf dem Bundesplatz.
Polizisten bewachen das Bundeshaus.
Ein Demonstrant schwenkt eine Fahne hinter einem Zaun vor dem Bundeshaus auf dem Bundesplatz.
Demonstranten auf dem Bundesplatz halten ein Transparent mit der Aufschrift «Zertidiktat Nein» hoch, während der Demonstration gegen die Massnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus.

Ein Freiheitstrychler zieht vom Bahnhof Bern in Richtung Bundeshaus.

Peter Klaunzer, key

Verurteilt haben die Ausschreitungen am Donnerstag die Präsidenten von National- und Ständerat. Das Verhalten der Demonstrierenden sei «unschweizerisch», lassen sich Andreas Aebi und Alex Kuprecht auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zitieren. FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen schreibt, die immer radikaleren Corona-Demonstrationen seien «nicht zu tolerieren».