Die Polizei hat eine Demo gegen das Zertifikat mit Gummischrot aufgelöst. Der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause spricht von einem «Sturm aufs Bundeshaus», die Weltwoche von einem «Volksaufstand».
Eine unbewilligte Demonstration gegen die Ausweitung der Zertifikatspflicht ist in der Nacht auf Freitag von der Kantonspolizei Bern aufgelöst worden. Wie die Polizei mitteilt, waren die Demonstranten ab 19.30 vom Bahnhof zum Bundeshaus gezogen.
#BREAKING
— Fra 🇮🇹🗣️ (@FrancescComito) September 17, 2021
❗Thousands of people are demonstrating tonight in Bern, Switzerland against the health pass in force since this week in the country 🇨🇭. #Switzerland #Bern
- AnonymeCitoyen pic.twitter.com/Fy4fxLkUlB
Dieses war mit Absperrgittern abgeriegelt. Als Demonstrierende gegen das Gitter drückten, setzte die Polizei Wasserwerfer ein. Auf Flaschenwürfe von Seiten der Protestierenden reagierte die Polizei mit dem Einsatz von Reizgas und Gummischrot.
Bern: Demonstration gegen die Corona-Massnahmen eskaliert. Die Polizei setzt auf dem Bundesplatz Wasserwerfer ein. #CoronaInfoCH pic.twitter.com/mqhru5OIVd
— LIVE1 (@LIVE1TV) September 16, 2021
Die Kantonspolizei bestätigte den Einsatz am Abend: «Weil an der Sperre weiterhin manipuliert wurde und überdies unzählige Gegenstände, darunter Flaschen und Holzscheite, gegen das Bundeshaus, die Einsatzkräfte und Diensthunde geworfen und diese mit Feuerwerk und Knallpetarden angegriffen wurden, mussten der Wasserwerfer, Reizstoff und Gummischrot eingesetzt werden.», heisst es in einer Medienmitteilung.
Bei einem Handgemenge sei eine Person verletzt worden. Eine weitere Person sei von der Polizei verhaftet worden. Die Demonstration sei nicht bewilligt gewesen und habe gegen 19.30 vor dem Berner Bahnhof begonnen. In der Stadt sei es deswegen zu Verkehrsbehinderungen gekommen, so die Polizei.
Auf die Demonstration folgte politische Polemik in den sozialen Medien. Der Berner Gemeinderat und Sicherheitsdirektor Reto Nause (Mitte) sprach in einem Tweet von einem verhinderten «Sturm auf das Bundeshaus».
Polizei verhindert möglichen Sturm aufs Bundeshaus. Heikler Einsatz an aggresiver Massnahmen-Skeptiker-Demo. Danke für das Vorgehen!
— Reto Nause (@RetoNause) September 16, 2021
Teilnehmer der Demonstration warfen ihm daraufhin Framing vor: Die Wortwahl sei bewusst an den «Sturm auf das Kapitol» durch Trumpanhänger im Januar 2021 angelehnt und dramatisiere die Situation. Der Wortführer der massnahmenkritischen Bewegung «Massvoll», Nicolas Rimoldi, postete auf Twitter ein Foto der Demonstration mit dem Kommentar: «Das Volk hat genug!».
Das Volk hat genug! ✊🏻💜 pic.twitter.com/1A2HtvP3Po
— Nicolas A. Rimoldi 💜 (@narimoldi) September 16, 2021
Die «Weltwoche» von SVP-Nationalrat Roger Köppel schreibt in einer ersten Reaktion von einem «Volksaufstand». Sie schätzt das Aufkommen der gestrigen Demonstration auf über 10'000 Personen.
Verurteilt haben die Ausschreitungen am Donnerstag die Präsidenten von National- und Ständerat. Das Verhalten der Demonstrierenden sei «unschweizerisch», lassen sich Andreas Aebi und Alex Kuprecht auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zitieren. FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen schreibt, die immer radikaleren Corona-Demonstrationen seien «nicht zu tolerieren».
#NRP Andreas Aebi und #SRP Alex Kuprecht verurteilen die gestrigen Ausschreitungen vor dem Parlamentsgebäude in Bern aufs Schärfste: «Das Verhalten der gewalttätigen Demonstrierenden ist unschweizerisch. Wir besiegen das Virus nur, wenn wir alle Teil der Lösung sind.» pic.twitter.com/uURWBC20mw
— Parl CH (@ParlCH) September 17, 2021