Ein Pferd umkreist den brennenden Böögg, bricht zusammen und stirbt – und seither ist über dem Zürcher Sechseläuten wieder einmal Feuer im Dach. Eine Verbot von Pferden um den Böögg ist aber falsch.
Der Tierschutzbund kritisiert das Zürcher Zentralkomitee der Zünfte für die Praxis, mit scheuen Fluchttieren just um einen brennenden und explodierenden Scheiterhaufen zu galoppieren, und das erst noch inmitten einer Menschenmenge. Der Vorwurf: Tierquälerei! Die Forderung: Künftig auf Pferde zu verzichten, zumindest auf den Böögg-Umritt.
Da ist sie wieder, die grosse Empörung. Kaum dass etwas Unerfreuliches geschieht, wird auf ein Verbot gedrängt. Das ist nicht notwendig, auch am Sechseläuten nicht. Es gilt, die Relationen zu wahren: Über 550 Tiere nehmen am grössten Pferdeanlass der Schweiz teil, heisst es seitens der Zünfte. Verglichen mit den Vorkommnissen ist das Sechseläuten ein sicherer Anlass – für Mensch wie Tier. Dem Tierschutzbund geht mit seinem Einwand wohl der Gaul durch. Trotzdem sollte nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen werden. Es gilt die Vorbereitung zu prüfen.
Der Dietiker Reitschulbesitzer Martin Richner zeigt Verantwortung, wenn er nicht jeden auf seine Pferde sitzen lässt, der sich am Sechseläuten einmal pro Jahr hoch zu Ross präsentieren will. Bei ihm müssen die reitenden Zünfter alle zwei Wochen zum Training auf dem Tier ihrer Wahl erscheinen. Mensch und Pferd müssen sich kennen lernen, Zutrauen zueinander finden. Haben sie dies, ist der Galopp um den brennenden Böögg keine grosse Sache. Verantwortung übernehmen ist besser als verbieten.