Bis zu 40 Prozent der Lehrabgänger erhält nur noch eine befristete Stelle. Sind die Zukunftsperspektiven für viele Lehrabgänger unsicher, schadet das dem Image der Berufslehre. Der Kommentar.
Eine überraschend hohe Zahl an Lehrabgängern erhalten nur eine befristete Stelle. Zumindest im kaufmännischen Sektor gibt es dank einer Umfrage belastbare Zahlen. Zwischen 35 und 40 Prozent der befragten KV-Lehrabgänger erhalten lediglich einen befristeten Arbeitsvertrag. Auch in anderen Branchen scheint der Trend in eine ähnliche Richtung zu gehen. Bei Novartis werden drei Viertel jener Lehrabgänger, die im Unternehmen weiter beschäftigt werden, lediglich temporär angestellt. Andere Firmen wie Migros oder Roche können nicht sagen, wie viele Lehrabgänger befristet oder festangestellt werden.
An sich ist es löblich, wenn Unternehmen viele Lehrstellen anbieten. Wenn dann aber bis zu 40 Prozent der Lehrabgänger nur eine befristete Stelle erhalten, ist dies fragwürdig. Die Unternehmen argumentieren, befristete Verträge entsprächen auch einem Bedürfnis der Lehrabgänger. Sie wollten in absehbarer Zeit etwa eine Vollzeitausbildung oder die Rekrutenschule beginnen. Das mag in manchen Fällen sogar stimmen. Dennoch wird man den Verdacht nicht los, dass Lehrabgänger mit befristeten Stellen auch zur Manövriermasse der Unternehmen werden. Je nach Konjunktur- oder Auftragslage können diese Mitarbeiter fest angestellt oder entlassen werden.
Sind die Zukunftsperspektiven für viele Lehrabgänger unsicher, schadet das dem Image der Berufslehre. Es ist daher auch im Interesse der Unternehmen, wenn sie Lehrabgängern wieder mehr Sicherheit in Form einer Festanstellung bieten.