Waldputztag
Zürcher Schulkinder finden tonnenweise Abfall im Unterholz

1300 Schülerinnen und Schüler säuberten am Mittwochmorgen die Wälder in Zürich. Beim Waldputztag kamen in den letzten Jahren jeweils zwei bis zweieinhalb Tonnen Abfall zusammen.

Matthias Scharrer
Drucken
Waldputztag am Üetliberg: Zum Unrat, den Schulkinder im Wald finden, gehören entlang des Schlittelwegs auch Bobs.
7 Bilder
"Wenn die Tiere den Abfall fressen, der nicht verrottet, können sie daran sterben", erklärt Naturschutzlehrer Michael Jenny.
Schulkinder sammeln Unrat aus dem Bach am Fusse des Üetlibergs beim Triemli.
Sack um Sack wird gefüllt.
Bildergalerie 1
...und wieder ein paar PET-Flaschen.
Naturschutzlehrer Jenny (links) dankt "im Namen der Tiere".

Waldputztag am Üetliberg: Zum Unrat, den Schulkinder im Wald finden, gehören entlang des Schlittelwegs auch Bobs.

mts

«Wir sind heute einem seltsamen Tier auf der Spur», sagt Michael Jenny, Naturschutzlehrer von Grün Stadt Zürich, und hält eine PET-Flasche in die Luft.«Es hinterlässt Spuren wie diese Flasche, die auch nach schätzungsweise 1000 Jahren noch da ist. Ihr ahnt es: Dieses Tier ist der Mensch.» Die Schulkinder, die sich morgens um neun an der Üetlibergbahn-Haltestelle Triemli versammelt haben, sind ganz Ohr, als Jenny fortfährt: «Der Wald hat es bitter nötig, dass er geputzt wird. Wenn die Tiere den Abfall fressen, der nicht verrottet, können sie daran sterben.»

Es ist Waldputztag in Zürich. 1300 Schulkinder, Dritt- bis Sechstklässler aus 60 Klassen, durchstreifen an diesem Mittwochmorgen die Wälder der Stadt. Im letzten Jahr sammelten sie dabei 2,5 Tonnen Abfall ein. «Und ich habe den Eindruck, es wird immer mehr», sagt Jenny. «Man findet dabei die kuriosesten Sachen: von der Polstergruppe bis zur Discokugel.»

Besonders an Feuerstellen sehe es nach nächtlichen Saufgelagen oft aus wie auf einer Müllhalde. «Die Leute lassen einfach alles liegen.» Auch rund um Spielplätze sei das Abfallsammeln sehr ergiebig.

Die Kinder machen sich auf die Suche. Salwa (10) hat eine schwer bepackte Sporttasche im Wald erspäht. Der gleichaltrige Roxan ruft aus dem Unterholz: «Meine Kollegen haben ein Kondom gefunden!» Viertklässler Emil erklettert die steile Ostflanke des Üetlibergs direttissima und präsentiert stolz die PET-Flaschen, die er dabei einsammelt.

Die Klasse aus dem Schulhaus In der Ey ist mit ihrer Lehrerin Barbara Laghrib unterwegs. Sie hat den Waldputztag eingebettet in das Pilotprojekt Umweltschule, das derzeit in zahlreichen Zürcher Schulen und Kindergärten läuft. «Dazu gehören Aufklärung über PET-Flaschen, Experimente mit Wasser, der Besuch einer Kläranlage, Lektionen über die Abfallteppiche, die in den Weltmeeren schwimmen, oder die Themenwoche Biodiversität vor der Haustüre», erklärt Laghrib.

Ein Schüler nölt: «Wie lange müssen wir noch laufen?» Laghrib, leicht genervt: «Wenn Du noch einmal jammerst, laufe ich gar nicht mehr mit Dir.» Aus Sicht der Lehrerin ist der Waldputztag auch ein willkommenes Bewegungsprogramm: «Bei manchen Schülern hat man das Gefühl, sie kommen sonst nie raus. Eigentlich tragisch, wenn man den Wald vor der Tür hat!»

Nach zwei Stunden ist die Waldputz-Aktion beendet. Was für eine Müllmenge diesmal in Zürichs Wäldern zusammengetragen wurde, ist noch offen. Silvia Fux von Grün Stadt Zürich sagt auf Anfrage: «Vermutlich zwischen zwei und zweieinhalb Tonnen, wie in den letzten Jahren.» Naturschutzlehrer Jenny dankt den Kindern – «im Namen der Tiere.»