Mit dem Spiel «Where am I» will die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zusammen mit dem Team von Blindflug Studios Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine Vertrautheit an einem fremden Ort schenken.
Auf einmal schwebt das Fraumünster davon, in der Zürcher Innenstadt klafft nun eine riesige Lücke. Die Spielerinnen und Spieler des Videospiels «Where am I» begeben sich nun auf eine Entdeckungstour entlang der Limmat und bis zur ETH Zürich und dem Hauptbahnhof und sammeln auf ihrer Reise Puzzlestücke ein. Am Ende entstehen ganz neue, für Zürich fremde Bauten: Es sind Wahrzeichen Kiews wie etwa die St.-Andreas-Kirche, die Schewtschenko-Universität oder das Hotel Saljut.
Das interaktive Spiel ist ein Co-Projekt der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und der Entwicklerinnen und Entwickler von Blindflug Studios. Es wurde als Projekt zum «Umgang mit Notsituationen als Folgen des Kriegs gegen die Ukraine» von der Digitalisierungsinitiative der Zürcher Hochschulen (DIZH) gefördert. Seit kurzem ist es kostenlos im Apple-App-Store und im Google-Play-Store erhältlich.
Das Spiel richtet sich insbesondere an Kinder und Jugendliche, die im Zuge des russischen Angriffskrieges aus der Ukraine nach Zürich geflüchtet sind. Krieg und Zerstörung bedeuteten für sie einen schlagartigen Verlust von Vertrautem, heisst es in der Mitteilung der ZHAW. In einer fremden Umgebung gelte es, sich dann zurechtzufinden. «Deshalb hat die ZHAW ein Videogame entwickelt, mit dem sie sich mit der Stadt Zürich vertrautmachen können und gleichzeitig einen Bezug zu ihrer Heimat schaffen können.»
In der App bewegen sich die Spielerinnen und Spieler mit einer Karte und einem Scooter durch die Zürcher Innenstadt. Die farbige, dreidimensionale Welt ist ein Produkt des ZHAW-Instituts Konstruktives Entwerfen. Unter der Führung des Co-Institutsleiters Andri Gerber haben Studierende das Visuelle entworfen. Zum Spiel gemacht haben es dann die Entwicklerinnen und Entwickler der kleinen Entwicklerfirma Blindflug Studios mit Sitz in Zürich und Polen. Bei der Entwicklung waren gemäss ZHAW auch Menschen aus der Ukraine beteiligt.
Das Spiel greife die baukulturellen Aspekte einer Flucht auf, heisst es in der Mitteilung weiter. «Nicht nur werden Gebäude in der ukrainischen Heimat beschädigt und zerstört, auch der neue Ort ist fremd. Durch das virtuelle Einbetten von ukrainischen Gebäuden in die Stadt Zürich wird ein Teil der Heimat in die unbekannte Stadt integriert.» Bei den am Projekt involvierten Ukrainerinnen und Ukrainern sei das Spiel jedenfalls gut angekommen, wird Co-Institutsleiter Gerber in der Mitteilung zitiert. «Nun interessieren uns natürlich die Reaktionen der Betroffenen.» (sho)