Studie
Wo im Kanton Zürich vom Lohn mehr übrig bleibt

Bei den Wohnkosten und den Steuern gibt es zwischen Zürcher Gemeinden grosse Unterschiede

Phillip Lenherr
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In der Agglomeration und auf dem Land bleibt Normalverdienern tendenziell mehr vom Lohn übrig als in den Städten. (Symbolbild)

In der Agglomeration und auf dem Land bleibt Normalverdienern tendenziell mehr vom Lohn übrig als in den Städten. (Symbolbild)

KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Die gestern veröffentlichte Studie der Credit Suisse zum Thema verfügbares Einkommen in der Schweiz zeigt im Kanton Zürich das auf den ersten Blick gewohnte Bild: In der Stadt Zürich sowie an den beiden Seeufer sind die Fixkosten vergleichsweise höher. Erst weit unten am See wird es wieder günstiger, beispielsweise jenseits der Kantonsgrenze in Rapperswil und Umgebung. In der Agglomeration und auf dem Land bleibt Normalverdienern tendenziell mehr vom Lohn übrig als in den Städten.

Bloss Rang 21 von 26

Überraschender ist das Abschneiden des ganzen Kantons im Vergleich mit anderen Kantonen: Zürich belegt Rang 21 von 26. Zürich gehört damit zu den Kantonen, in denen Personen mit normalen Einkommen einen grossen Teil ihres Geldes für Wohnkosten, Steuern, Pendelkosten, Krankenkassen und Kinderbetreuung ausgeben müssen. Die Spitzenplätze belegen die Kantone Uri und Glarus. Der Grund für das schlechte Ranking des Kantons Zürich sind in erster Linie die hohen Wohnkosten. Bei der Steuerbelastung hingegen sind die meisten Zürcher Gemeinden auch für Normalverdiener durchaus attraktiv.

Günstig, aber abgelegen

Berücksichtigt man alle Faktoren, gibt es beim übrig bleibenden frei verfügbaren Einkommen auch innerhalb des Kantons Zürich deutliche Unterschiede. Die Gemeinden mit der höchsten finanziellen Wohnattraktivität sind Berg am Irchel, Maschwanden und Bachs. Alle drei Gemeinden liegen in einiger Entfernung zur Kantonshauptstadt, mit dem öffentlichen Verkehr nimmt der Weg dorthin rund 45 bis 65 Minuten in Anspruch, mangels eigenem Bahnhof jeweils mit mindestens einmal Umsteigen. Für Normalverdiener finanziell am unattraktivsten sind die Zürcher Stadtkreise 8, 6 und 1.

18'100 Franken

So viel frei verfügbares Einkommen bleibt einer Familie mit zwei Kindern und einem Jahreseinkommen von 150 000 Franken im Zürcher Kreis 8. Im Kreis 11 sind es hingegen 47 800 Franken.

Bereits die Unterschiede innerhalb der Stadt Zürich sind beträchtlich: Einer Familie mit zwei Kindern und einem Jahreseinkommen von 150 000 Franken bleibt ein frei verfügbares Einkommen von 18 100 Franken (Kreis 8) bis 47 800 Franken (Kreis 11). Bei einem Wegzug aus der Stadt in eine finanziell attraktive Gemeinde würde dieser Betrag noch einmal deutlich steigen.

Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen finanziellen Faktoren und einer kurzen Pendeldistanz bietet vor allem Zürich-Nord. Noch mehr vom Lohn bleibt den Einwohnern knapp ausserhalb der Stadt übrig, beispielsweise in Regensdorf und Rümlang. Rein finanziell lohnt es sich also für viele, aus der Stadt wegzuziehen, und künftig von der Agglomeration aus zum Arbeitsplatz zu pendeln.

Auch der Blick ins Grüne zählt

Die Gründe dafür liegen nicht nur in tieferen Wohnkosten, sondern auch in der Subventionierung des öffentlichen Verkehrs sowie bei den Steuerabzügen, die fürs Pendeln geltend gemacht werden können. Die Studie bestätigt damit die Existenz von Fehlanreizen, welche die Zersiedelung fördern. Unter anderem deshalb hat der Bund den Pendlerabzug auf 3000 Franken pro Jahr gesenkt. Verschiedene Kantone haben bereits nachgezogen und auch im Kanton Zürich steht eine Senkung auf 6000 Franken zur Diskussion.

«Entscheidend für die Wahl des Wohnorts sind aber natürlich auch Faktoren wie Vernetzung, Herkunft, oder der Blick ins Grüne von zu Hause aus», sagt Thomas Rühl, Leiter Swiss Regional Research bei der Credit Suisse. Weil sich solche weichen Faktoren aber schlecht messen lassen, fokussiert die Studie einzig auf die Finanzen.

Interessant auch für Investoren

Interessant sind die Kostenvergleiche vor allem dann, wenn sowieso ein Wohnortswechsel ansteht, beispielsweise wegen eines Wechsels des Arbeitsorts, oder wenn jemand Wohneigentum kaufen möchte. Vor allem Letzteres dürfte auch der Grund sein, warum die CS die Studie überhaupt erstellt. «Im Hypothekargeschäft sind solche Daten für uns sehr relevant», sagt Rühl. Und auch Immobilieninvestoren würden sich dafür interessieren.