Am vergangenen Sonntag sprachen sich drei Viertel des Stimmvolks dafür aus, dass der Anteil nicht-gewinnorientierter Wohnungen bis 2050 auf einen Drittel erhöht werden soll. Gestern erklärte der Stadtrat, wie er dieses Ziel erreichen will.
Beiläufig liess der Stadtrat durchblicken, dass er dabei über die heutigen Stadtgrenzen hinausdenkt: «Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten 25 Jahren auch über Eingemeindungen reden werden», sagte Finanzvorsteher Martin Vollenwyder (FDP).
Heute: 25 Prozent
Heute gibt es in Zürich 207800 Wohnungen. Davon sind 193200 Mietwohnungen. Ein Viertel davon gilt als gemeinnützig, wie Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) ausführte. Um auf 33 Prozent zu kommen, «müssen wir auf verschiedenen Schienen fahren», so Mauch weiter. Dabei verfolge der Stadtrat vier Stossrichtungen.
Mittels Sonderbauvorschriften und Gestaltungsplänen will sie im Dialog mit Grundeigentümern darauf hinwirken, dass weitere Flächen für gemeinnützigen Wohnungsbau zur Verfügung stehen. Als positives Beispiel nannte Odermatt das SBB-Areal an der Zollstrasse gleich neben dem Hauptbahnhof. Ein Teil davon werde künftig von einer Wohnbaugenossenschaft überbaut. Eine gesetzliche Grundlage, um Grundeigentümer dazu zu verpflichten, gebe es allerdings nicht. Eine entsprechende kantonale Volksinitiative der SP ist noch hängig.
Auch den kommunalen Wohnungsbau will die Stadt forcieren. Derzeit sind laut Odermatt rund 860 neue städtische Wohnungen geplant.
Mauch betonte, dass mit dem Grundsatzartikel in der Gemeindeordnung allein noch nichts erreicht sei: «Wir werden die Unterstützung der Bevölkerung brauchen, wenn es um die konkrete Umsetzung geht. Es macht wenig Sinn, darüber zu streiten, ob bis 2050 das 33-Prozent-Ziel zu erreichen ist. Wichtiger ist, was in den nächsten vier Jahren passiert.»
Um den Bemühungen Nachdruck zu verleihen, richtet der Stadtrat eine Wohndelegation ein. Sie besteht aus Mauch, Odermatt und Vollenwyder und wird von verwaltungsinternen Fachleuten unterstützt. Zudem strebt sie laut Mauch den regelmässigen Austausch mit Vertretern der privaten und gemeinnützigen Immobilienwirtschaft an.
Mieterverband zufrieden
Beim Zürcher Mieterverband stossen die Pläne des Stadtrats auf Anklang. Besonders der Fokus auf tiefe Einkommen sei ein «wichtiges Signal», so Mieterverbands-Sprecher Walter Angst. Das Ziel von 33 Prozent gemeinnützigen Wohnungen bis 2050 hält er für erreichbar: «Man hat für 25 Prozent 100 Jahre gebraucht. Ich glaube, die ersten 25 Prozent sind schwieriger als die nächsten 8 Prozent.»