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Region (LiZ)
Zürich
Vor dreieinhalb Jahren wurde es Mohammad Nour Alabdullah in Syrien zu heikel. Er gab sein Studium auf und flüchtete in die Schweiz . Jetzt macht der 23-Jährige eine Lehre als Gebäudetechnikplaner.
Er lächelt bestimmt dreimal mehr pro Tag als der durchschnittliche Schweizer. Mohammad Nour Alabdullah ist gross, trägt die schwarzen Haare seitlich kurz und oben etwas länger, zur Seite gestrichen, den Bart präzis geschnitten. Sein Gesicht ist freundlich und aufmerksam, sein Deutsch fast fehlerlos. Vor dreieinhalb Jahren, im März 2014, ist er mit seinem Bruder und seiner Mutter in die Schweiz gekommen. Sein Onkel, der schon 25 Jahre hier lebt, konnte Familiennachzug geltend machen. Die ersten Monate verbrachten die drei Syrer in Asylunterkünften, nach einem Vierteljahr erhielten sie einen F-Ausweis und zogen um in eine Wohnung in Winterthur.
Dort nahm Alabdullah am städtischen Arbeitsintegrationsprojekt Transfer teil. Eineinhalb Tage in der Woche erhielt er zusammen mit anderen vorläufig Aufgenommenen und anerkannten Flüchtlingen Allgemeinbildung und Hilfe beim Schreiben von Bewerbungen. Der heute 23- Jährige hat sich in dieser Zeit verschiedene Berufe angeschaut. Am besten habe ihm die Schnupperlehre als Gebäudetechnikplaner gefallen, erzählt er, die Arbeit mit 3-D-Programmen, aber auch das Team. Nach einer Woche bei der Firma Ahochn habe ihm der Chef angeboten, ihn als Lehrling anzustellen.
«Ich freute mich sehr und hatte das Gefühl, damit meinem Ziel etwas nähergekommen zu sein.» Als er dem Migrationsamt seinen Lehrvertrag unterbreiten konnte, garantierte man ihm, dass er mindestens während der vier Lehrjahre in der Schweiz bleiben könne.
Alabdullah wohnt unterdessen mit seiner Mutter und seinem Bruder in Zürich. Mit Sorge verfolgt er die Abstimmungsdebatte um die Kürzung der Sozialhilfe für vorläufig Aufgenommene. «Wenn der Kanton diese Änderung durchbringt, nimmt man vielen Flüchtlingen die Chance, sich zu integrieren», sagt er. Er selbst habe enorm von den Deutschkursen und dem Transfer-Programm profitiert, ebenso sein Bruder und seine Mutter. In Syrien hatte Alabdullah ein Wirtschaftsstudium angefangen, kurz bevor er in die Schweiz floh.
Hier war es ihm nicht möglich, direkt an eine Universität zu gehen. Sein syrisches Maturazeugnis wurde nicht anerkannt und seine Deutschkenntnisse waren vorerst nicht ausreichend. Alabdullahs Traumberuf war einmal Architekt, heute möchte er Ingenieur werden. Vielleicht hole er das mit der Technikerschule und dem Studium einmal nach, sagt er. «Vorerst aber möchte ich meine Lehre machen und als Gebäudetechnikplaner Fuss fassen.»
In der Schweiz fühle er sich inzwischen zu Hause, sagt Alabdullah, zumindest ein wenig. Auf die Frage, ob ihm die Schweizer offen begegneten, antwortet er: «Ich glaube, wenn ich Menschen gut behandle, dann kommt das zurück.» Gerne würde er wieder Basketball spielen. In Syrien habe er im Club gespielt und in der Freizeit mit Freunden. Sein Vater und ein Bruder sind in der Heimatstadt Al Kiswah südlich von Damaskus geblieben. Sie wollen nicht weg. An die Möglichkeit, nach Syrien zurückzukehren, denkt Alabdullah gar nicht. Die Situation dort sei heute noch schlimmer als damals, als er geflüchtet sei. «Wer weiss, wann dieser Krieg endet.»