Volk sagt Ja zum Hardturmstadion

59,1 Prozent der Stadtzürcher Stimmberechtigten heissen den Stadion-Gestaltungsplan mit den beiden umstrittenen Hochhäusern gut.

Matthias Scharrer
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FCZ-Präsident Ancillo Canepa und GC-Vizepräsident Andras Gurovits stossen auf den Volksentscheid fürs Stadion an.

FCZ-Präsident Ancillo Canepa und GC-Vizepräsident Andras Gurovits stossen auf den Volksentscheid fürs Stadion an.

Bild: Keystone

Die Mehrheit der Stadtzürcher Stimmberechtigten ist für das Hardturm-Stadionprojekt Ensemble. Die Abstimmung vom Sonntag ergab einen Ja-Stimmen-Anteil von 59,1 Prozent. Alle Stadtkreise stimmten zu – auch der Kreis 10 (Höngg und Wipkingen), der das Projekt vor zwei Jahren noch abgelehnt hatte.

«Das macht Mut für die Zukunft», sagte FCZ-Präsident Ancillo Canepa vor dem Zürcher Rathauscafé, wo er den Abstimmungssieg mit anderen Stadionbefürwortern wie GC-Vizepräsident Andras Gruovits feierte. Canepa weiter: «Jetzt sind wir wieder motiviert.» Zumal das jetzige Ja deutlicher ist als bei der Abstimmung vor zwei Jahren. Damals lag der Ja-Stimmen-Anteil bei 54 Prozent.

Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) wertete den Volksentscheid als «deutliches Sig­-nal der Bevölkerung», die jetzt wirklich den Hardturm-Neubau wolle. Hochbaudepartementsvorsteher André Odermatt (SP) appellierte an die Stadionkri­tiker, den demokratischen Willen zu akzeptieren. Den Bauherren wünschte der SP-Stadtrat Durchhaltevermögen.

Denn: Einsprachen könn­- ten das Projekt einmal mehr verzögern, wie schon so oft in den letzten 20 Jahren Hardturm-Stadionplanung. «Mit bösem Willen findet man immer ein Thema, um Einsprachen zu erheben», meinte Canepa. «Aber wir sind zuversichtlich, dass uns das nicht gross im Zeitplan beeinträchtigen wird.» Er hoffe, dass im Zeitraum 2023/24 das erste Spiel im neuen Stadion stattfinde.

Stadiongegner behalten sich Rekurse vor

Die Augen sind nun auf die Stadiongegner gerichtet, vor allem auf die IG Freiräume. Sie hatte das Referendum zum Hardturm-Gestaltungsplan ergriffen. Lisa Kromer, Sprecherin der IG Freiräume, liess am Abstimmungsabend offen, ob die Kritiker des Stadionprojekts ihren Kampf nun mit Rekursen weiterführen. Sie betonte: «Wir haben uns für den politischen Kampf entschieden.» Kromer wertete die rund 40 Prozent Zustimmung zum Referendum als Erfolg: «Wir haben eine gute Diskussion über Stadtentwicklung angeregt.»

Markus Knauss, Gemeinderat der Grünen und langjähriger Stadionkritiker, sagte nach dem Volks-Ja: «Das Projekt ist in dieser Form nicht bewilligungsfähig.» Dies sei aufgrund der neusten Rechtssprechung des Bundesgericht zum Thema Lärmschutz bei Wohnbauprojekten klar. Der Wohnanteil in den beiden Hochhäusern, die das Stadion finanzieren sollen, müsste daher reduziert werden. Unklar sei ferner, ob sich die Türme genügend in die Umgebung einfügen. Anwohner könnten daher Rekurse einreichen.

Die Türme waren der Hauptstreitpunkt im Abstimmungskampf, nicht das geplante Fussballstadion für 18000 Zuschauer, das die neue Heimstätte von GC und FCZ werden soll. Die IG Freiräume störte sich am Gesamtensemble. Stein des Anstosses waren vor allem die beiden 137 Meter hohen Hochhäuser, mit denen die Investoren HRS und CS-Anlagegefässe das Stadion querfinanzieren wollen. Den entsprechenden Ertrag sollen die 570 Wohnungen und Gewerberäume der geplanten Wolkenkratzer abwerfen. Die IG Freiräume kritisierte die Hochhäuser als unökologisch. Zudem würden sie nicht ins Stadtbild passen. Auch die Tatsache, dass mit dem Grossprojekt namens Ensemble viel Boden versiegelt würde, sorgte für Kritik.

Unumstritten blieb hingegen die geplante Genossenschaftssiedlung mit 174 Wohnungen, die ebenfalls zum Ensemble gehört. Sie war vom Stadtzürcher Stimmvolk bereits bei der Stadion-Abstimmung im Jahr 2013 klar angenommen worden, während damals ein rein städtisch finanziertes Stadion auf knappe Ablehnung stiess.