Bespitzelung
Uni Zürich nimmt den Kampf gegen türkische Spitzel auf

Die Erdogan-Regierung hat ihre Augen und Ohren auch an der Universität Zürich offen: Studenten und Besucher verschiedener Anlässe wurden systematisch fotografiert - jetzt nimmt Rektor Michael Hengartner Stellung zu den Vorfällen.

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Sicht vom Balkon auf die Aula der Universität Zürich.

Sicht vom Balkon auf die Aula der Universität Zürich.

Keystone

Türkische Spitzel sollen an der Universität Zürich Besucher systematisch fotografiert haben. Das sei klar «illegal», sagte Rektor Michael Hengartner im Tages-Anzeiger vom Dienstag. Besucher ohne deren Einwilligung aus der Nähe zu fotografieren, widerspreche der Hausordnung der Universität.

Der Rektor reagiert und will künftig bei Veranstaltungen zu heiklen Themen mehr Sicherheitspersonal einsetzen. An der Universität sei es noch nie zu solch dreisten Bespitzelungen gekommen, «zumindest nicht in meiner Amtszeit».

Am 11. Januar seien zwei Männer am historischen Seminar zum Thema Völkermord an den Armeniern erschienen, schilderte ein Doktorand der Universität in der Montagsausgabe des «Tages-Anzeigers». Diese hätten Besucher systematisch mit dem Mobiltelefon fotografiert.

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Nicht nur in Zürich

Im vergangenen Dezember sind Besucher bei der Würdigung der Arbeit von Can Dündar, Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung «Cumhuriyet», in der Aula der Universität gefilmt worden.

Bei einer Veranstaltung, bei der im Februar an der Uni Basel auch die aktuelle Lage in der Türkei thematisiert wurde, habe eine Person offensichtlich mit dem Handy gefilmt, sagt Soziologin Bilgin Ayata. Sie sei über die Vorfälle in Zürich nicht überrascht. (whr)