Wildleben
Tödliche Fuchskrankheit breitet sich nur links der Limmat aus

Räudemilben befallen zurzeit zahlreiche Rotfüchse – das hat auch sein Gutes

David Egger
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Dieser Rotfuchs rennt zwar noch – aber Fell und Haut sterben wegen der Fuchsräude ab. Die meisten Tiere sterben innert dreier Monate. Wikipedia

Dieser Rotfuchs rennt zwar noch – aber Fell und Haut sterben wegen der Fuchsräude ab. Die meisten Tiere sterben innert dreier Monate. Wikipedia

Die Räudemilbe lässt im Kanton Zürich reihenweise Rotfüchse verenden. Die Milbe, nur wenige Zehntelmillimeter gross, dringt in die Haut der Füchse ein und macht es sich darin gemütlich: Sie bohrt Gänge, legt Dutzende Eier und stirbt dann nach ein paar Wochen. Für den Fuchs beginnt derweil die grosse Qual, eine Hautkrankheit namens Fuchsräude: Das Tier kratzt und beisst sich Fell und Haut weg, da es unter einem unendlich grossen Juckreiz leidet.

Die allermeisten Füchse sterben; entweder durch die Krankheit, oder weil die Jäger sie von der Tortur erlösen. «Die Füchse schauen mit leidenden Augen und bitten sozusagen stumm um Erlösung», sagte vor kurzem ein Jäger aus Obfelden zum «Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern». Der Jäger musste dieses Jahr bereits 20 Rotfüchse wegen der Räude abschiessen.

Eine Arbeit, die auch Adrian Stutz aus Urdorf immer wieder verrichten muss. «In unseren Wäldern tritt die Fuchsräude ebenfalls auf. Inzwischen ist sie eigentlich jedes Jahr sehr verbreitet», sagt Stutz, der als Jagdaufseher für Dietikon und Urdorf zuständig ist. Zudem hat er die Oberaufsicht über den Jagdbezirk Amt inne, der von Dietikon bis an die Grenze zum Kanton Schwyz reicht. «Wir Jäger bemerken natürlich nicht jedes Tier, das unter Räude leidet. Manche Füchse verenden unbemerkt und wir finden später die Kadaver», sagt Stutz. Für den Fuchsbestand als Ganzes sieht er derzeit keine Gefahr, da sich die Ausbreitung der Krankheit in Dietikon und Urdorf im normalen Rahmen bewege.

Zum Glück kein Staupevirus

Das war auch schon anders: «Richtig schlimm war es 2013, als das Staupevirus fast 80 Prozent des Fuchsbestandes dahinraffte», sagt Stutz. Anders als die Räudemilbe 2016 verbreitete sich das Staupevirus 2013 auch rechts der Limmat. Doch dort sind Fuchskrankheiten heuer selten. «Ob in Oetwil, Geroldswil oder Weiningen, wir haben dieses Jahr noch keinen einzigen Fall von Fuchsräude festgestellt», sagt Martin Peter, Obmann der Jagdgesellschaft Gubrist. Aus Unterengstringen meldet Jakob Meier, Obmann der dortigen Jagdgesellschaft: «Wir haben noch keinen befallenen Fuchs gefunden.» Offenbar bildet die Limmat dieses Jahr eine Grenze zwischen befallenen und nicht befallenen Gebieten. «Vielleicht beschützt die Limmat die Füchse auf der rechten Flussseite. Aber grundsätzlich gehen die gesunden Tiere ohne Hemmungen über Brücken», sagt Adrian Stutz.

Obwohl die Fuchsräude für das einzelne Tier eine Qual ist, hat sie auch ihren Sinn: «Wenn es viele Füchse hat, kommen diese an ihre Grenze, weil die Nahrung knapp werden kann. Die Räude verkleinert dann den Bestand und stellt so das natürliche Gleichgewicht wieder her», sagt Jürg Zinggeler, stellvertretender Leiter der Jagdverwaltung beim Kanton Zürich. Denn natürliche Feinde hat der Fuchs keine mehr. Selbst wenn die Krankheit das Gleichgewicht aus den Fugen bringt, löst sich das Problem im nächsten Jahr von selbst. «Ist der Fuchsbestand klein, findet jedes Tier wieder mehr Nahrung. Eine Füchsin wirft dann bis zu sechs Tiere statt nur drei bis fünf wie in normalen Jahren», so Zinggeler.

Von April 2014 bis März 2015 wurden im Kanton Zürich total 3500 tote Füchse erfasst, wie viele davon an Räude starben, kann nicht genau eruiert werden. «Zurzeit erhalten wir aber wieder vermehrt Meldungen von Fuchsräude-Fällen», so Zinggeler.

Füchse können Hunde infizieren

Für Spaziergänger ist die Räudemilbe kaum gefährlich – für Vierbeiner aber schon: Der Parasit macht es sich gerne auch in der Haut von Hunden gemütlich, wenn sich die Möglichkeit dazu ergibt. Wer als Hündeler auf Nummer sicher gehen will, sollte seinen Hund im Wald vorsichtshalber an die Leine nehmen, empfiehlt der Urdorfer Jäger Adrian Stutz.