Startseite
Region (LiZ)
Zürich
Terrorforscherin Christina Schori Liang hält einen Anschlag auf den Grossanlass für unwahrscheinlich.
Ist Zürich gegen Terrorattacken wie diejenige in Nizza gewappnet? Wenn am 13. August die 25. Street Parade um das Zürcher Seebecken zieht, werden Hunderttausende Raver erwartet. Für Anhänger der Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) sind solche Veranstaltungen ideale Anschlagsziele. Die Stadtpolizei Zürich teilt auf Anfrage mit, dass man nach den Geschehnissen in Nizza zusätzliche Sicherheitsmassnahmen für die Street Parade getroffen habe (siehe Kontext). Terrorforscherin Christina Schori Liang sagt im Interview, warum sie keine Angst hätte, an diesem Grossanlass teilzunehmen.
Christina Schori Liang: Relativ klein. Ich bin noch immer sehr optimistisch, was die Terrorgefahr in der Schweiz angeht.
Auch. Noch wichtiger ist meines Erachtens aber, dass wir eine sehr gute Beziehung zu den Muslimen pflegen, die in unserem Land wohnen. Die Situation ist eine ganz andere als in Frankreich.
Ja. Sie gelten als Rekrutierungspool des IS. Hier gibt es keine Gettos in dieser ausgeprägten Form.
Nach dem Anschlag am französischen Nationalfeiertag in Nizza drängt sich die Frage auf, ob man an der Street Parade auf eine solche Tat vorbereitet wäre. Die Stadtpolizei Zürich teilt auf Anfrage mit, dass man nach den Geschehnissen sensibilisiert sei und solche Bedrohungsszenarien in die Lagebeurteilung mit einbezogen würden. Über konkrete Massnahmen gibt die Polizei aus taktischen Gründen aber keine Auskunft: «Zivile und uniformierte Polizisten werden rund um das Seebecken unterwegs sein. Das Aufgebot können wir situativ anpassen», sagt Stapo-Mediensprecherin Marion Engeler. Ausserdem stehe man stets in Kontakt mit anderen Korps und den Bundesbehörden. Vom Organisationskomitee der Parade verlautet, dass am bisherigen Sicherheitskonzept nichts geändert werde. «Die Massnahmen wurden in den letzten 25 Jahren zusammen mit der Polizei laufend optimiert», so Mediensprecher Stefan Epli. Neben den Polizisten sorgen aufseiten der Organisatoren rund 1000 private Sicherheitsleute für einen geregelten Ablauf. (fni)
Das stimmt zwar: Es handelt sich mehr um einen politischen, denn um einen Glaubenskrieg. Das zeigte sich auch in Nizza, wo der Nationalfeiertag als Zeitpunkt des Attentats gewählt wurde. Das hat eine grosse politische Symbolkraft. Zudem traf der Anschlag Muslime genauso wie Nichtmuslime, was den religiösen Aspekt zumindest infrage stellt. Dennoch stehen für die Terroristen derzeit andere Staaten im Fokus als die Schweiz. Dazu kommt, dass ein Musik-Event wie die Street Parade nicht die symbolträchtige Komponente eines Nationalfeiertags in Frankreich aufweist.
Ich hätte trotzdem keine Angst, mich an der Street Parade aufzuhalten. Ich denke, in den letzten 25 Jahren dürften die Organisatoren und die Polizei das Sicherheitskonzept so weit optimiert haben, dass sie mit solchen Gefahren umgehen können. Ausserdem: Wenn es in der Schweiz zu einem terroristischen Anschlag kommen sollte, so wäre die Gefahr in Genf sicher grösser als in Zürich.
Zürich ist weniger auf dem Radar des IS als Genf mit seinen internationalen Organisationen, der UNO und so weiter.
Naja, im Moment ist ja noch nicht klar, ob die beiden Täter im Vorfeld ihrer Tat tatsächlich vom Islamischen Staat instruiert wurden. Das Problem ist, dass nun offenbar psychisch instabile Leute den IS und dessen Dogmatik als Begründung nehmen, um ihren persönlichen Frust auszuleben. Der Islamische Staat gab solchen Menschen die Werkzeuge dazu, einen kurzen Moment im Rampenlicht zu stehen und eine Bestimmung zu haben. Das ist das Beunruhigende an diesen Attentaten.
Es kommt darauf an, um welche Art es sich handelt. Es gibt Einzeltäter mit einem Netzwerk und solche, die wirklich völlig selbstständig agieren. Erstere können mittels ihrer digitalen Spuren im Internet bereits gut überwacht werden.
Nein, dazu darf es nicht kommen. Dann hätten die Terroristen gewonnen. Wir dürfen unsere Lebensweise nicht aufgeben aus Angst vor dem Terror.