Als 16-Jähriger wurde der Serien-Straftäter «Carlos» während dreizehn Tagen ans Bett gefesselt. Er klagte gegen die Behandlung. Die Ermittlungen dauern immer noch an.
Die Unterbringung des heute 21-jährigen Carlos, der wegen diversen Delikten verurteilt worden ist, beschäftigt die Justiz bereits seit 2011. Damals wurde er nach einem Suizidversuch aus dem Gefängnis Limmattal in die psychiatrische Universitätsklinik Zürich eingewiesen. Dort wurde er während dreizehn Tagen täglich für 23 Stunden an den Händen, Füssen und der Brust sowie an den Oberschenkeln gefesselt. Zudem wurden ihm antipsychotische Medikamente und Neuroleptika verabreicht. Nur für eine Stunde pro Tag hätten ihn Polizisten losgebunden, damit er einen Spaziergang unternehmen konnte, berichtet die NZZ.
Nach dem Aufenthalt in der Klinik habe seine Schwester wegen der Behandlung Strafanzeige gegen unbekannt eingereicht. Auch Carlos selbst habe seine Betreuer angezeigt. Im Fokus stehe dabei nicht nur die Betreuung, sondern auch, dass die Ärzte weder Carlos noch dessen Vater oder Anwalt auf die Möglichkeit der Anrufung eines Gerichts hingewiesen hätten.
Das Verfahren wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung gegen drei Ärzte dauerte aber mehr als vier Jahre und wurde dann von der Staatsanwaltschaft eingestellt.
Im vergangenen September hiess das Obergericht jedoch eine Beschwerde gegen den Entscheid der Staatsanwaltschaft gut. Ein unabhängiger Gutachter solle untersuchen, ob es wirklich notwendig gewesen sei, Carlos so hart zu behandeln. Die Ärzte sind davon überzeugt, sie argumentieren laut dem Bericht mit «hoher Fremdgefährdung» und «erheblicher Suizidgefahr». «Carlos'» Anwalt Marcel Bosonnet hingegen findet, dass mit ungleichen Ellen gemessen werde: Bei Carlos werde mit aller Härte durchgegriffen, aber wenn die Behörden sich falsch verhielten, passiere nichts.