Zürich
So funktioniert das Universitätsspital der Zukunft

Im geplanten Neubau des Unispitals Zürich gibt es für die Patienten nur noch Einzelzimmer.

Matthias Scharrer
Drucken
Der Unispital-Neubau von Christ/Gantenbein greift die Formensprache des links angrenzenden Altbaus auf.

Der Unispital-Neubau von Christ/Gantenbein greift die Formensprache des links angrenzenden Altbaus auf.

KEYSTONE

Das Universitätsspital Zürich (USZ) ist in die Jahre gekommen und platzt aus allen Nähten. Nun steht seine Gesamterneuerung an. Langfristig sind vier grosse neue Spitalbauten in Zürich geplant. Sie knüpfen an den Altbau aus der Mitte des letzten Jahrhunderts an, der erhalten bleibt. Die ersten beiden Neubauten sollen bis 2026 fertig sein und laut Spitalratspräsident Martin Waser rund 600 Millionen Franken kosten. Wie das Spital der Zukunft funktionieren soll, zeigten die Verantwortlichen gestern vor den Medien auf.
Wichtigste Neuerung aus Patientensicht: Es gibt nur noch Einzelzimmer. Die stationären Patienten werden zumeist in ihren Zimmern behandelt und nicht innerhalb des Spitals von Klinik zu Klinik gekarrt. Stattdessen kommen die Spezialisten zu ihnen, sofern nicht grössere Geräte nötig sind. Und die Geräte werden tendenziell immer kleiner. «Wir wollen das System zum Patienten bringen», sagte USZ-CEO Gregor Zünd. Das Einzelzimmer-Konzept solle auch die Infektionsgefahr im Spital senken. Dies führe zu kürzeren Aufenthaltszeiten der Patienten und helfe, Kosten zu senken.

Lichthof ist dem Uni-Lichthof nachempfunden

Das geplante neue Patientengebäude grenzt direkt an den Spitalpark. Im Parterre befindet sich ein öffentliches Restaurant mit Gartensitzplätzen, zudem eine Cafeteria. Ausserdem umfasst es einen grossen Lichthof, der jenem des Universitäts-Hauptgebäudes nachempfunden ist. Auch der Massstab der Neubauten orientiert sich am Uni-Hauptgebäude, wie Architekt Christoph Gantenbein sagte. Im zweiten Neubau, der an den ersten angrenzt, werden die Operationssäle untergebracht. Die Neubauten sind über Verbindungsbrücken verbunden. Dazwischen liegen breite Durchgänge.

Flughafen soll als Alternative dienen

Das Basler Architekturbüro Christ/Gantenbein verwirklichte in Zürich bereits den lange umstrittenen Erweiterungsbau des Landesmuseums. Auch gegen die Erweiterung des Universitätsspitals hat sich Widerstand formiert: Anwohner bekämpften bereits die Gestaltungspläne für das Grossprojekt; zum einen wegen der grossen Bauvolumen, zum anderen, weil die Revision der Stadtzürcher Bau- und Zonenordnung noch im Gang ist. Das kantonale Baurekursgericht gab den Rekurrenten teilweise recht. Das Verfahren ist nun vor der nächsthöheren Instanz, dem Verwaltungsgericht, hängig. Um den Kritikern entgegenzukommen, verzichtete das USZ darauf, das maximal zulässige Bauvolumen auszunützen. Das Projekt bleibt 13 Meter unter der erlaubten Höhe und um 30 Prozent unter dem zulässigen Gesamtvolumen. Um dies zu erreichen, ist vorgesehen, einige Funktionsbereiche des USZ auszulagern. So soll ab Herbst 2020 die Hälfte der ambulanten Behandlungen im Gebäudekomplex «The Circle» beim Flughafen Zürich stattfinden. Dies auch, weil der Flughafen verkehrstechnisch gut erreichbar ist, wie Zünd sagte. Im Hochschulgebiet wird das heutige Zentrum für Zahnmedizin künftig als USZ-Ambulatorium dienen. Weil das USZ vermehrt auf das Motto «ambulant vor stationär» setzt, sind laut Zünd 200 Betten weniger geplant als bisher.

Hotspot im Wagi-Areal in Schlieren

Bereits im Dezember dieses Jahres verlagert das USZ 600 Büroarbeitsplätze nach Zürich-Stettbach. Ausserdem ist geplant, den in den letzten Jahren erstellten USZ-Standort auf dem Wagi-Areal in Schlieren noch intensiver zu nutzen und weitere Räume hinzuzumieten, wie Zünd auf Anfrage sagte. In Schlieren bringt das USZ sein Bildungszentrum und Zentrallager unter, zudem Forschungseinheiten für Nuklearmedizin und Radiopharmazie sowie eine Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte. Schlieren werde so zum neuen Hotspot, sagte USZ-Immobilienchef Eugen Schröder.
Auf das hängige Rekursverfahren angesprochen, sagte USZ-Präsident Waser: «Wir sind mit den Rekurrenten im Gespräch. Aber wir können die Gebäude nicht noch niedriger machen.» Auch die Rekurrenten hätten Gesprächsbereitschaft signalisiert. Sollte der Rechtsstreit nicht beigelegt werden können, drohen Verzögerungen.

Der denkmalgeschützte Spitalhaupttrakt bleibt erhalten

In zwei Jahren sollen laut Waser die ersten Gebäude zugunsten der geplanten Neubauten abgerissen werden. «Mit dem Heimatschutz haben wir uns komplett geeinigt», versicherte der USZ-Präsident und frühere Zürcher SP-Stadtrat. Klar sei nun, dass der denkmalgeschützte alte Spitalhaupttrakt erhalten bleibe. Man sei auch aus betrieblichen Gründen während der Bauzeit auf die alten Gebäude angewiesen. Was nach der Gesamterneuerung des USZ mit den Altbauten geschehe, müssten kommende Generationen entscheiden.
Die für die neuen Gebäude nötigen Gelder kann das USZ laut Waser selber refinanzieren. Durch die effizienteren Abläufe lasse sich die Produktivität steigern, erklärte USZ-Finanzchef Hugo Keune. Die Refinanzierung sei ohne höhere Behandlungstarife möglich.