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Region (LiZ)
Zürich
Eine Rentnerin ist im Januar 2016 in Zürich an einer Haltestelle der Uetlibergbahn mehrere Meter von einem Zug mitgeschleift worden. Der Untersuchungsbericht zeigt nun: Der Lokführer hat korrekt gehandelt, der Einklemmschutz hingegen ist veraltet.
Die 78-jährige Frau wollte kurz nach 17.30 Uhr an der Haltestelle Schweighof in die Sihlta- Zürich-Uetliberg-Bahn (SZU) einsteigen und hielt sich an einer Haltestange bei der hintersten Türe fest.
Bevor sie aber ganz einsteigen konnte, schlossen sich die Türen und klemmten dabei den Arm der Frau ein. Die erloschenen Kontrolllampen der Türsteuerung bestätigten dem Lokführer im Führerstand jedoch die korrekte Schliessung und Verriegelung aller Türen und Trittbretter.
Nach einem Kontrollblick in den Rückspiegel, bei dem er eine winkende Person am hinteren Zugteil sah, fuhr er Richtung Zürich Friesenberg ab und beschleunigte den Zug langsam.
Die winkende Person, einen Passanten, interpretierte der Lokführer als einen zu spät erschienenen Fahrgast, der noch zusteigen wollte. Dieser verdeckte die direkte Sicht des Lokführers nach hinten zusätzlich, sodass er die eingeklemmte Frau nicht sehen konnte.
Durch die Beschleunigung des Zuges wurde die Frau mitgezogen, bis sie schliesslich nach einigen Metern zu Fall kam und schwer verletzt auf dem Perron liegen blieb.
Der Zug bestand aus drei Triebwagen des Typs Be 556 (Baujahr 1992) und einem Zwischenwagen B (Baujahr 2003). Gemäss dem am Donnerstag veröffentlichten Schlussbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) konnte der Lokführer den Vorfall nicht bemerken.
Denn: "Der nicht den aktuell anerkannten Regeln der Technik entsprechende Einklemmschutz der Türen meldete dem Lokführer fälschlicherweise korrekt verriegelte Türen."
Gemäss Bericht lassen die Gummiprofile zu, dass die Türflügel trotz eingeklemmten Gliedmassen geschlossen und verriegelt werden können, ohne dass das Hindernis vom Einklemmschutz der Türe erkannt wird.
"Die Ausrüstung der Türen mit heute gängigen Schutzelementen, wie sie in modernen Zügen verbaut werden, hätte den Unfall verhindert", heisst es weiter.
Zudem könne ein in der Türe eingeklemmter Arm bei der betroffenen Person eine Stresssituation auslösen, "die es unter Umständen verunmöglicht, rational zu handeln und die Stange loszulassen, die Hand flach auszustrecken und den Arm dann in gerader Richtung herauszuziehen".
Beginne zudem das Fahrzeug noch zu beschleunigen, könne sich dieser Stresseffekt verstärken und das Herausziehen des festgeklemmten Arms "gänzlich verunmöglichen".