Zürich
Privatperson sichtet einen Wolf in Horgen

Eine Privatperson hat am Montag Vormittag in Horgen einen Wolf gesichtet und fotografiert. Sein jetziger Aufenthaltsort ist nicht bekannt. Für Menschen besteht keine Gefahr, Respekt ist aber angezeigt.

Lina Giusto
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Wolf in Horgen gesichtet.

Wolf in Horgen gesichtet.

ZVG

Von ihrem Haus aus erblickte am Montagmorgen eine Privatperson in Horgen ein hundeähnliches Tier und fotografierte es. Fachleute identifizieren das Tier auf dem Bild zweifelsfrei als Wolf. Dies teilte die Baudirektion des Kantons Zürich gestern mit.

Nachdem die Anwesenheit des Wolfes bestätigt war, informierte die Fischerei- und Jagdverwaltung die zuständige Jagdgesellschaft sowie die Nutztierhalter in der Region und weitere involvierte Kreise. Dies sehe der Handlungsleitfaden Wolf des Kantons Zürich vor, teilte die Baudirektion weiter mit.

Bislang konnten weder Rissspuren noch DNA-Hinweise gesichert werden. Geschlecht, Herkunft und Alters des Wolfes lassen sich alleine durch die Fotoaufnahme nicht einordnen.

Auf Anfrage teilt der Tierpark Langenberg mit, dass im Wildnispark derzeit kein Wolf vermisst wird. Sprecher Martin Kilchenmann sagt: «In der Schweiz gibt es mittlerweile mehrere Wolfsrudel. Deren Jungtiere müssen nach dem Erreichen der Geschlechtsreife mit zwei Jahren abwandern und sich ein eigenes Revier suchen. Je mehr Jungtiere es gibt, desto mehr müssen wir im Kanton Zürich mit durchziehenden Wölfen rechnen.»

Wo sich das Tier im Moment aufhält ist nicht bekannt. Die Fischerei- und Jagdverwaltung versucht im Moment, weitere Informationen über den Wolf und seinen Aufenthaltsort zu beschaffen.

Zürich ist ein Durchgangsort

Gemäss Baudirektions-Sprecher Wolfgang Bollack aber verdichte sich die Vermutung, dass der Wolf bereits weitergewandert sei: «Die Region Zürich ist kein geeigneter Lebensraum für Wölfe und ist deshalb eher ein Durchgangsort für die Tiere auf der Suche nach einem geeigneten Revier.»

Dennoch seien die lokalen Jagdgesellschaften angehalten, nach dem Wolf sowie allfälligen Spuren oder Rissen Ausschau zu halten. «Auch Meldungen aus der Bevölkerung helfen uns weiter», so Bollack weiter. Weil umherziehende Wölfe grosse Distanzen überwinden können, besteht die Möglichkeit, dass das gesichtete Tier mittlerweile nicht mehr im Kanton Zürich ist.

Wölfe sind scheu

Wie die Baudirektion sagt, besteht weder für die Bevölkerung noch für grosse Nutztiere sowie Haustiere Gefahr, Respekt aber empfiehlt sich. Der Wolf ist ein scheues Tier, das dem Menschen ausweicht. Bei Begegnung mit einem Wolf sollte man aber unbedingt Distanz wahren und sich zurückziehen. Hunde müssen an die Leine genommen werden.

Bei der Sichtung handelt sich um die vierte bestätigte Wolfspräsenz im Kanton Zürich seit 2014. Die letzte gesicherte Wolfbeobachtung gab es im März 2017. Damals riss der Wolf M75 in Laufen-Uhwiesen im Norden des Kantons ein Schaf. Im August 2015 hielt sich ein Wolf in der Gegend von Gossau auf. Ein Bild aus der Fotofalle eines Jägers belegt den Streifzug. Im Juni 2014 starb der Wolf M43, als er in Schlieren von einem Zug erfasst wurde. Zuvor galt der Wolf im Kanton Zürich während über 100 Jahren als ausgestorben.

Der Kanton Zürich fördert die Wiederansiedlung des Wolfes nicht, akzeptiert ihn aber als Teil der heimischen Wildfauna. Im Vordergrund steht eine möglichst konfliktfreie Koexistenz von Mensch und Wolf, schreibt die Baudirektion in ihrer Mitteilung weiter.

Die Fischerei- und Jagdverwaltung bittet die Bevölkerung, Beobachtungen unter Telefon 052 397 70 70 zu melden.